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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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blühte in Heiterkeit und Lebenslust auf. Er brauchte nur zehn Minuten zu warten, dann sah er, wie Natalja aus einem Taxi stieg. Sie trug ein schlichtes, geblümtes Kleid mit einem Glockenrock, und sie sah jung und unschuldig aus, völlig anders als die Frau im engen silbernen Cocktailkleid, wie Fulton sie kennengelernt hatte. Sie hatte sich kaum geschminkt, nur die Lippen nachgezogen, und der Zauber ihres exotischen Gesichts wurde durch nichts verdeckt.
    »Ich kann nur eine halbe Stunde bleiben«, sagte sie gleich bei der Begrüßung. »Ich bin nur schnell vorbeigekommen, um nicht wortbrüchig zu werden.«
    Sie blieben drei Stunden lang zusammen, spazierten durch die Straßen von Paris, und in der Nähe der Place de la Concorde hakte sie sich sogar bei Fulton ein. Was sie miteinander sprachen, ist völlig unwichtig … sie fühlten sich, als streichelten sie sich mit ihren Blicken, und zum ersten Mal empfand Natalja so etwas wie Glück. Sie ließ sich treiben und einhüllen von Fultons Stimme.
    Ohne irgendwelche Annäherungsversuchte brachte Fulton sie später zu einem Taxi, und sie fuhr zurück zu Madame und wußte, daß sie ein anderer Mensch geworden war.
    Am nächsten Tag trafen sie sich wieder vor Notre-Dame.
    Am dritten Tag wanderten sie durch das Quartier Latin.
    Am fünften Tag saßen sie auf einer Bank an der Seine.
    Am sechsten Tag küßten sie sich in einem Saal des Louvre. Es war ein langer, befreiender Kuß, und ihr Körper drängte sich an ihn.
    Am siebten Tag sprach Fulton mit Juliette Bandu, der Concierge des Hotels Monique an der Place Pigalle. Er bemühte sich nicht um Umschreibungen, sondern fragte:
    »Haben Sie etwas dagegen, Madame Bandu, wenn ich heute einen Besuch mitbringe?«
    Das faltenreiche Gesicht unter den grauweißen Haaren verzog sich zu einem Lächeln.
    »Eine Frau …«
    »So ist es, Madame.«
    »Endlich.«
    Fulton sah sie erstaunt an. »Wieso endlich?!«
    »Darauf habe ich gewartet. Ein Mann wie Sie und kommt immer allein nach Hause. Da gerät man auf schiefe Gedanken.«
    »Sie haben geglaubt, ich sei vom anderen Ufer?«
    »Muß man das nicht? Wer in Paris lebt und immer allein ist, der ist doch nicht normal.« Sie beugte sich über die Portiertheke vor und blinzelte ihn vertraut an. »Ist sie hübsch?«
    »Wie eine Göttin!«
    »Oh! So verliebt sind Sie, Monsieur?«
    »Nein, Madame … ich liebe sie. Ich möchte sie eines Tages mit nach Amerika nehmen. Sobald meine Tätigkeit hier beendet ist.«
    »Eine Französin?«
    »Eine Russin.«
    »Gratuliere, Monsieur. Sie gelten als die besten Ehefrauen. Für sie ist der Mann der Mittelpunkt ihres Lebens. Und so soll es auch sein. Mein Mann, Gott habe ihn lieb, war auch so, und das als Franzose. Was ich sagte und tat, es war immer richtig.«
    »Daran zweifle ich keinen Augenblick.« Fulton grinste. Er konnte sich gut vorstellen, daß der selige Monsieur Bandu es nie gewagt hatte, seiner resoluten Frau zu widersprechen. Auch jetzt noch, trotz ihres Alters, war sie eine Respektsperson. Deshalb hatte er auch gefragt, um zu verhindern, daß Madame Bandu mit moralischer Entrüstung Natalja das Betreten des Hotels verbot, aber genau das Gegenteil war geschehen: Sie hatte sich über seine bisherige Sittlichkeit Gedanken gemacht.
    »Soll ich etwas besorgen?« fragte sie. »Frisches Obst? Champagner? Einen Kuchen mit Sahne? Oder einen Eiersalat – den mach ich selbst. Mein Mann war von ihm begeistert.«
    »Das bin ich bestimmt auch, Madame Bandu. Obst, Eiersalat und einen guten Rotwein. Wenn Sie das bereitstellen würden …«
    »Wann werden Sie kommen?«
    »Mittags gegen fünfzehn Uhr …«
    »Oh, Sie mögen es am Tag?«
    Sie sagte das ohne Zögern, es war für sie selbstverständlich, so etwas zu bemerken, und unter Freunden sowieso.
    »Ich weiß nicht, ob sie länger bleiben kann«, antwortete er ebenso unbefangen.
    »Ist sie verheiratet?«
    »Nein, Sie braucht nicht um eine bestimmte Zeit zurückzusein.«
    »Dann werde ich Ihnen eine kräftige Abendsuppe kochen.« Madame Bandu klopfte Fulton auf den Arm. Ihre Lebenserfahrung überzeugte ihn. »Ist sie erst mal oben auf dem Zimmer, wird sie auch bleiben. Da möchte ich mit Ihnen wetten, Monsieur.«
    An diesem siebten Tag dachte Natalja nicht mehr an Widerstand, als Fulton zu ihr sagte:
    »Ich zeige dir jetzt, wie ich wohne. Mitten im fröhlichsten Viertel von Paris. Kein Luxus, keine Champagnerbar … ein kleines, gemütliches Hotel.«
    Sie nickte schweigend und lehnte ihren Kopf gegen seine

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