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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schatten sein. Er hat sein Gehirn um Natalja verknotet … hoffentlich muß man es nicht, wie Alexander den Gordischen Knoten, zerschlagen. Warum kann eine Frau einen Mann in den Wahnsinn treiben … gibt es nicht genügend Frauen auf der Welt? Warum muß es genau diese eine sein?
    Waldhaas schüttelte den Kopf. Er hatte diese Probleme nie gehabt. Wenn die eine ging, stand eine andere schon vor der Tür. Man könnte ihn als Macho beschimpfen. Sei's drum, aber er lebte ruhiger.
    Am nächsten Tag flogen sie statt nach Wien sofort nach Paris. Sie stiegen im palastartigen Hotel Crillon ab und bezogen Zimmer, die Sybin an die Prunkräume des Katharinenpalastes in St. Petersburg erinnerten. Und plötzlich glaubte Sybin zu wissen, warum Natalja schwieg: Sie war überwältigt von der Pracht, und sie stellte Vergleiche an mit der Datscha, die ihr der reichste Mann Rußlands geschenkt hatte. Gegen den Pariser Prunk war sie eine Hütte für Wildhüter.
    Sybin trat an das große Fenster und blickte hinunter zur Place de la Concorde.
    Du sollst leben wie eine französische Königin, dachte er. Natalja, ich werde eines der verfallenen russischen Schlösser kaufen, das schönste, und für dich wiederaufbauen, mit allem Glanz, als wohne der Zar darin. Verzeih mir … ich habe Paris ja bis heute nicht gekannt. Verzeih mir, dem Proleten, der dir jetzt ein Stück des Himmels kaufen kann.
    Sybin, ein Mann von schnellen Entschlüssen, schrieb sofort ein Fax, das ein herbeigeklingelter Page zur Telefonzentrale des Hotels brachte. Es lautete:
    »Ab morgen werden drei Architekten alle verlassenen Schlösser oder Adelssitze an der Allee von Peterhof und Puschkin auf ihren baulichen Zustand hin untersuchen und in Details fotografieren. Auch die bereits verfallenen Palais werden bewertet. Ich wünsche, daß mir in zehn Tagen die Expertisen vorliegen. Sybin.«
    Mit dieser Idee, für Natalja ein Adelsschloß zu kaufen, ging Sybin zufrieden ins Bett. Er glaubte zu wissen, Nataljas heimliche Wünsche damit erfüllen zu können.
    Genau um dieselbe Stunde lag Natalja in dem kleinen Zimmer des Hotels Monique in Fultons Armen, unendlich glücklich, innerlich befreit und zum ersten Mal erkennend, was Liebe ist: vollkommene Hingabe und Erfüllung aller Sehnsucht.
    Und unten in der Küche kochte Madame Juliette Bandu eine kräftige Gulaschsuppe – ein Mann, der etwas leistete, mußte auch etwas Gutes essen.
    Sie hatte Natalja Petrowna in ihr Herz geschlossen wie eine Mutter, die für ihren Sohn nur das Beste wollte.
    Den ersten Schock erlebten Dr. Sendlinger und Waldhaas, als Sybin nicht, wie abgemacht, im Frühstücksraum erschien. Sie waren für zehn Uhr verabredet, und als es halb elf wurde, ließ Sendlinger in Sybins Zimmer rufen. Die Antwort elektrisierte ihn.
    »Sybin ist nicht da!« sagte er zu Waldhaas, der sich angewöhnt hatte, zum Morgenkaffee auch einen Kognak zu trinken. »Er meldet sich nicht.«
    »Er wird in der Badewanne sitzen. Was der gestern wieder gesoffen hat! Er muß einen Schwamm statt einer Leber haben.«
    »Er ist weg, Ludwig, er hat das Hotel um acht Uhr verlassen.«
    »O Scheiße!« Waldhaas verfiel in den Jargon der früheren Jahre. »Jetzt haben wir den Mist. Ich kann doch nicht vor Sybins Tür auf dem Flur schlafen!«
    »Damit haben wir nicht gerechnet. Ahnst du, wohin er gefahren ist?«
    »Zum ›Roten Salon‹. Wir müssen sofort hinterher.«
    »Um diese Zeit läßt man keinen Gast herein.« Sendlinger trank noch schnell eine Tasse Kaffee. »Da schläft alles noch.«
    »Und wenn er so lange Klingelterror macht, bis jemand kommt? Wenn er draußen steht und ›Natalja‹ brüllt? Ihm ist jetzt alles zuzutrauen. Sein Verstand ist blockiert.«
    »Um acht Uhr ist er weg … jetzt haben wir Viertel vor elf … da kann schon alles passiert sein.« Sendlinger warf seine Serviette auf den Tisch. »Verdammt, wenn wir zu spät kommen …«
    Sie nahmen ein Taxi, ließen es zwei Straßen von der Villa entfernt parken und gingen zu Fuß zu der schloßartigen weißen Villa. Waldhaas blieb stehen. »Donnerwetter«, sagte er. »Das ist ein Brocken. Wie kann man mit einem Puff soviel verdienen?«
    »Madame de Marchandais hat das Haus von ihrem Mann geerbt. War's der dritte oder der vierte, ich weiß es nicht mehr. Sybin ist nicht hier. Ich sehe keinen Wagen.«
    »Wie du sagst: Sie haben ihn nicht hineingelassen.«
    »Und da gibt er auf? Da stimmt was nicht. Ein Sybin gibt nie auf. Schwierigkeiten zertrümmert er. Aber er ist nicht hier,

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