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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lieber auf eine speckige Matratze wie die billigste aller Moskauer Huren. Wer ist dieser Mann, der ihr mehr wert ist als ich? Kann eine Königin ein Dreckschwein lieben? Sie kann es … ein Engel fällt in die Gasse.
    Er las noch einmal das Schild, merkte sich den Namen Monique, tippte dem Fahrer auf die Schulter und zeigte nach vorn. »Fahr los, zurück. Es gibt den alten Sybin nicht mehr.«
    Der Taxifahrer, der keim Wort verstand, schüttelte den Kopf, aber Sybins Handbewegung deutete er richtig. »Wohin?« fragte er und zeigte geradeaus.
    »Hotel Crillon …«
    Im prunkvollen Foyer des Hotels saßen Dr. Sendlinger und Waldhaas; sie sprangen sofort auf, als Sybin durch die große Glastür kam. Beide waren sichtlich erleichtert.
    »Wo warst du?« fragte Sendlinger. Sybin war blaß. »Warst du bei Madame de Marchandais? Hast du Natalja gesprochen?«
    »Nein.«
    Sybin ließ sich in einen tiefen Sessel fallen und zog die Beine an. Gesprochen. Natalja. Was hätte ich zu ihr gesagt, wenn sie mir gegenübergestanden wäre? Zusammen mit diesen Mann, der in einer Kaschemme wohnte und in den sie fast hineinkroch. Worte? Hätte ich ein Wort gesagt? Was hatten Worte noch für einen Sinn? Vielleicht hätte ich die Hände um ihren Hals gelegt und sie erwürgt. Oder nicht? Wär es nicht sinnvoller, den Mann zu töten, der sie mir weggenommen hat? Das ist die einzige Lösung … erst den Mann, dann sie … aber nicht, bevor ich weiß, wer er ist.
    »Wo warst du?« fragte Dr. Sendlinger noch einmal, dieses Mal eindringlicher.
    »Ich bin herumgefahren. Nur so … herumgefahren. Paris ist eine schöne Stadt … aber St. Petersburg gefällt mir besser.«
    »Du läßt dich morgens um acht allein durch Paris fahren?«
    »Ich hatte plötzlich Lust dazu.« Sybin schloß die Augen und drückte den Kopf an die Sessellehne. Das Bild, wie Natalja und der Kerl sich auf der Straße küßten, dieses verdammte Bild schob sich zwischen ihn und seine Umwelt. Er nahm Sendlinger und Waldhaas kaum wahr, die zweite Halle des Crillon wurde erfüllt von diesem Bild, er verstand die Worte nicht mehr, er nahm nur noch Geräusche wahr, und sein Körper begann zu schmerzen, das Atmen fiel ihm schwer, in seinen Schläfen rauschte es, und seine Nerven vibrierten.
    Natalja Petrowna, einen Sybin betrügt man nicht. Einen Sybin verläßt man nicht. Was einem Sybin gehört, gibt er nicht wieder her. Du bist mein Eigentum geworden, und niemand bestiehlt mich ungestraft.
    »Ich werde nachher Ducoux anrufen und mich mit ihm am Abend im ›Roten Salon‹ treffen«, hörte er Dr. Sendlinger sagen. »Wo willst du den Abend verbringen? Oper? Theater? Oder Moulin Rouge? Pigalle? Quartier Latin? Ludwig führt dich überallhin, wohin du willst.«
    »Ich gehe mit dir zu dieser Madame …«
    »Unmöglich!«
    »Nichts ist unmöglich bei Igor Germanowitsch Sybin!«
    »In Moskau mag das zutreffen … aber hier ist Paris. Als was soll ich dich Madame oder Ducoux vorstellen? Als der Welt größter Nuklearlieferant?«
    »Ich bin ein Exporteur …«
    »Das stimmt sogar. Du exportierst den Tod.«
    »Und du verkaufst ihn und gibst ihn weiter. Der ehrbare Rechtsanwalt in Berlin. Der Freund hoher Politiker. Ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Der jedem fröhlich die Hand drückt und im Keller eines Lokals fünf Kilogramm reines Plutonium versteckt.«
    »Was soll das?« Waldhaas schüttelte entsetzt den Kopf. »Ihr streitet euch herum wie zwei wütende Jungen! Ihr seid doch keine Kindsköpfe! Du bist ein Lump, nein, du bist ein Schuft, und beide sitzt ihr im selben Boot, und jeder bohrt es an. Man kann doch vernünftig über alles reden.«
    »Ich möchte Natalja sehen und sprechen«, sagte Sybin trotzig. »Nur darum bin ich in Paris.«
    »Wenn ich Natalja bei Madame sehe, werde ich ihr sagen, daß du im Hotel auf sie wartest.« Sendlinger winkte einem Pagen und bestellte für sich einen Pernod. »Zufrieden, Igor?«
    »Nein.« Sybin nahm ihm das Glas weg und trank es in einem Zug leer. »Ein fürchterliches Zeug! Wie kann man so etwas trinken.« Er hustete und wischte sich mit einem Taschentuch, das rotgestickte Initialen I.G.S. verzierte, die Nase.
    »Wie kann man euren Büffelgraswodka trinken! Der Franzose liebt Pernod.«
    »Du willst Natalja ins Hotel schicken! Und wenn sie nicht kommt …«
    »Warum soll sie nicht kommen? Wenn sie hört, daß du in Paris bist, wird sie am liebsten zu dir fliegen wollen …«
    Sybin starrte ziellos in die Halle. Alles verschwamm

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