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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kennenlernte, warst du für mich ein Unbekannter, der große Töne spuckte. Das kann jeder … spitz die Lippen, und aus der Trompete kommt ein Ton. Ich habe dich jetzt fast zwei Jahre lang beobachtet, und mein Vertrauen – das wirst du gemerkt haben – wurde immer größer.« Wieder nahm Sybin Sendlingers Pernod und trank ihn. »Wir haben noch viel zu besprechen. Auch über deinen Bakterienwahnsinn habe ich nachgedacht.«
    »Das ist die Zukunft, Igor Germanowitsch.«
    »Aber noch nicht greifbar. Was greifbar ist, das ist Natalja!«
    Dr. Sendlinger verdrehte die Augen und bestellte den dritten Pernod. Er hoffte, diesen nun selbst trinken zu können.
    »Vergiß wenigstens jetzt Natalja. Ich treffe heute abend zwei Vertreter interessierter Länder. Darum kann ich dich nicht mitnehmen! Ich muß meine Tarnung behalten, verstehst du das denn nicht? Wenn ich mit einem Russen ankomme, wird Ducoux trotz aller Freundschaft mißtrauisch. Er weiß, wie der Atomschmuggel läuft. Nur Namen kennt er nicht. Wenn er deinen Namen erfährt, wird er sofort mit Moskau Verbindung aufnehmen.«
    »Ist denn bei euch jeder Russe verdächtig?«
    »Nein, aber jeder, der in den Kreis des ›Roten Salons‹ einsteigen will.«
    »Ich bin ein Urlauber, weiter nichts!«
    »Und Ducoux ist ein versierter Polizist. Gerade jetzt, seit einige Kuriere mit russischem Nuklearmaterial enttarnt worden sind, ist für ihn jeder unbekannte Russe zunächst verdächtig. Vor allem, wenn er so reich ist wie du! Der erste Gedanke: Woher kommt plötzlich dieser Reichtum. Der zweite Gedanke: Gehört er zur neuen russischen Mafia?«
    Sybin verzog den Mund, als habe er Essig getrunken. Als er erneut nach Sendlingers Glas griff, zog dieser das Glas aus seiner Reichweite. »Ich mag das Wort Mafia nicht«, sagte Sybin ärgerlich. »Es gibt keine russische Mafia! Wir sind ein privates Großunternehmen, weiter nichts. Wir helfen, das neue Rußland in die internationale Marktwirtschaft einzugliedern.«
    »So kann man das auch nennen.« Waldhaas lächelte spöttisch. »Wenn einer von der angegebenen Straße abweicht, verunglückt er tragisch.«
    »Bei großen Transaktionen gibt es manchmal Unfälle. Das muß man einkalkulieren.« Sybin starrte erneut in die weite Hotelhalle. Wer ist dieser Mann, bohrte es in ihm. Immer wieder die gleiche Frage, wie bei einem Sprung in einer Schallplatte, wer ist der Mann … wer ist der Mann … »Aber da kann es auch Fehlkalkulationen geben«, sprach er weiter und senkte dabei seine Stimme, als stünde er an einem Grab und nehme für immer Abschied. »Ich habe Natalja alles gegeben, was sie sich wünschte. Ich habe nie nein gesagt. Was habe ich falsch gemacht?«
    Dr. Sendlinger wurde es zuviel, immer nur dieses Gejammer zu hören. Für ihn war die Reise nach Paris nach langer, langer Vorbereitung die Erfüllung seiner Pläne: mit einem Geschäft über Hunderte von Millionen Dollar die Zentrale für waffenfähiges Plutonium 239 zu werden. Zusammen mit Sybins Organisation würde er den illegalen Markt für Nuklearbeschaffung kontrollieren. Was bedeutete dagegen eine Natalja Petrowna?
    »Du hast sie zu sehr verwöhnt, das ist alles!« sagte er ziemlich grob. »Und das Verrückteste: Du hast dich in sie verliebt, wirklich verliebt.«
    »Ja. Ich liebe sie.«
    »Du bist ihr hörig. Das ist das Schlimmste, was einem Mann passieren kann. Das ist eine Art Wahnsinn und weiter verbreitet, als man weiß. Einer Frau hörig zu sein, bedeutet, sein Ich aufzugeben, sein Hirn zu verlieren, sein Leben in einen einzigen Schoß zu werfen. Igor Germanowitsch … vergiß nicht, daß du einer der mächtigsten Männer Rußlands bist! Das ist dein Leben, das ist deine Aufgabe heute und in Zukunft …«
    »Du nimmst mich also nicht mit in den ›Roten Salon‹?«
    »Nein, auf gar keinen Fall. Aber ich werde Natalja sagen, daß sie zu dir ins Hotel kommen soll …«
    »Ich warte.« Sybin erhob sich und nickte Sendlinger und Waldhaas zu. »Ich bin auf meinem Zimmer.« Und dann, ganz leise, aber für die beiden hörbar: »Wenn sie nicht kommt, bringe ich sie morgen um …«
    Er drehte sich schroff um, ging zum Lift und fuhr nach oben. Waldhaas starrte ihm mit sorgenvollem Gesicht nach. »Er tut das wirklich …«
    »Ich werde Natalja warnen.« Dr. Sendlinger blickte auf seine Uhr. Es war Zeit, sich mit Ducoux in Verbindung zu setzen. »Ich weiß nicht, warum sie schweigt …«
    »Mir ist das kein Rätsel. Ein anderer Mann …«
    »Das scheidet aus. Sie haßt Männer.

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