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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ist. Bei Ihnen, Dick, heißt es wohl: der Boß der Bosse. Die Vermutungen haben sich als zutreffend erwiesen. Nachdem wir durch Ermittlungen des MOSSAD und der CIA erfahren haben, daß dieser Mann mit Vornamen Igor Germanowitsch heißt, wissen wir jetzt auch seinen Nachnamen: Sybin.«
    »Gratuliere!« rief Fontana in die Stille hinein. »Jetzt kommt das Schiff in Fahrt …«
    Ducoux konnte nicht umhin, ebenso salopp zu antworten. »Das Schiff ist gesunken.« Die Unruhe, die daraufhin entstand, winkte er energisch ab. »Der große Unbekannte, der Lieferant von Plutonium 239 und Uran 235 ist in Paris.«
    Fontana spielte den Ratlosen. »Und warum greifen Sie nicht zu, Monsieur Ducoux?«
    »Er ist ungefährlich.« Ducoux genoß die dummen Gesichter seiner Beamten. Was sie dachten, stand ihnen auf den Gesichtern geschrieben: Der Alte dreht durch. Er läßt den Boß der russischen Mafia frei herumlaufen! »Er hat keine Möglichkeit mehr, uns zu entkommen«, fuhr Ducoux fort. »Er liegt mit gespaltenem Schädel im GM-Institut.«
    Jetzt erhob sich chaotisches Stimmengewirr. Ducoux klopfte mit den Fingerknöcheln auf die Schreibtischplatte.
    »Bitte Ruhe!«
    Fontana schüttelte den Kopf, als könne er nicht glauben, was er gehört hatte.
    »Sind Sie sicher, Monsieur, daß es der gesuchte Mann ist?«
    »Da gibt es keinen Zweifel mehr. Er hatte seinen Paß bei sich. Igor Germanowitsch Sybin. Es wäre ein Wunder, wenn es zwei davon gäbe.«
    »Solche Wunder sind gar nicht so selten.«
    »Ihre CIA, Monsieur Fontana, hat uns den letzten Beweis geliefert, der eine einwandfreie Identifizierung des Toten möglich macht: Der große Unbekannte soll nur neun Finger haben, an der linken Hand fehlt ein Finger. Dem Toten, den man aus der Seine gezogen hat, fehlt links ein Finger! Er ist – war – der gefährlichste Mann auf unserer Erde. Jetzt wird es uns endlich möglich sein, den gesamten Nuklearhandel aufzurollen. In diesen Minuten werden alle befreundeten Geheimdienste unterrichtet. Ein persönliches Telegramm habe ich mit Billigung des Präsidenten an den Chef des russischen Bundessicherheitsdienstes FSB, Monsieur Sergej Stepaschin geschickt. Ich nehme an, daß in Moskau die große Razzia bereits angelaufen ist. Das Ganze ist eine streng geheime Verschlußsache. Nicht ein Hinweis darf an die Öffentlichkeit gelangen. Absolutes Schweigen ist befohlen. Wann wir den Tod von Sybin bekannt geben, ist die Entscheidung eines Gremiums aus Abgesandten aller Geheimdienste. Wir haben die Hoffnung, daß die Russen jetzt ihre Empörung und ihr beleidigtes Gehabe vergessen und uns bestätigen, daß das bisher geschmuggelte Nuklearmaterial aus ihren Atommeilern, Instituten, Labors und Kernkraftwerken stammt. Das kann das Ende des Handels mit waffenfähigem Plutonium 239 und Uran 235 sein. Kann … muß nicht. Kalkulieren wir die Möglichkeit ein, daß sich ein neuer Händlerring bildet oder sich die Anbieter in einzelne kleine Gruppen aufteilen. Dann fehlt ihnen die Logistik und das Know-how, die Sybins Organisation so unangreifbar gemacht hatte.« Ducoux atmete tief durch, griff in seine Zigarrenkiste und holte sich eine seiner geliebten Havannas heraus. Für alle Anwesenden war das ein Zeichen, daß die Informationsphase beendet war. Was jetzt folgte, war die bekannte Kleinarbeit, das Aufwickeln der Fäden, die von der Mafia gespannt worden waren.
    Fontana blieb als einziger zurück, als die anderen Beamten Ducoux' Büro verlassen hatten. Er setzte sich auf die Schreibtischkante, was Ducoux mit einem Stirnrunzeln registrierte. Es war ihm einfach unmöglich, die lässige Art der Amerikaner zu akzeptieren. Ein Franzose ist ein Ästhet – mit dem Hintern auf einem Schreibtisch sitzen: unmöglich.
    »Haben Sie eine Ahnung oder Theorie, wer Sybin ermordet haben könnte?« fragte Fontana.
    »Nein. Aber ich könnte den, der es getan hat, umarmen und auf die Wange küssen – und dann erst verhaften.«
    Fontana zog das rechte Bein an und umfaßte das Knie mit beiden Händen.
    »Haben Sie einen Whisky hier, Ducoux?«
    »Whisky trinke ich nicht! Aber Kognak …«
    »Der tut's auch. Sie werden ihn nötig haben.«
    »Haben Sie auch eine Überraschung im Ärmel?« Ducoux ging zu einem Wandschrank und holte eine Flasche Prince de Polignac und zwei Kognakschwenker. »Eigentlich habe ich für heute genug erlebt.«
    »Es geht um Natalja Petrowna.«
    Es gab einen leisen Knall: Ducoux hatte die Kognakflasche hart auf dem Tisch abgestellt.
    »Natalja? Was ist mit

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