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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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am Morgen nicht gestört werden wollte, bis er eine Zigarre geraucht und zwei Tassen Kaffee getrunken hatte. Das gehörte zum morgendlichen Ritual, und jeder respektierte es.
    Mit ärgerlich zusammengezogenen Augenbrauen hob Ducoux ab. »Was ist?« fragte er unhöflich.
    »Guten Morgen, Jean! Warum so brummig? Dazu hätte ich allen Grund. Hier ist Pierre Germain.«
    »Pierre!« Ducoux zündete sich seine Morgenzigarre an. Pierre Germain war der Chef der Mordkommission, ein guter Freund seit fast zwanzig Jahren, der nur einen Fehler hatte: Seine Art zu sprechen, gefiel Ducoux nicht, es war ihm zu ordinär, aber vielleicht machte der ständige Umgang mit Toten stumpf, sarkastisch und rüde, denn die Eleganz der Formulierungen war Germain abhanden gekommen. »Wenn du mich anrufst, ahne ich Komplikationen …«
    »Es kommt darauf an, wie man die Sache sieht. Ich habe hier eine Leiche auf dem Tisch liegen.«
    »Das ist nichts Neues, aber daß du sie auf deinem Schreibtisch aufbahrst …«
    »Ich bin im gerichtsmedizinischen Institut. Hast du schon mal einen Mann gesehen, der zwei tiefe Kerben im Schädel hat?«
    »Nein.«
    »Dann komm her. Zwei fabelhafte Beilhiebe, sagt der Pathologe. So spaltet man sonst einen Kalbskopf.«
    Ducoux blickte an die Decke, das war Pierre Germain … er stand vor einem Toten und machte Witze. Ein abgebrühter Bursche!
    »Kalbsköpfe sind nicht mein Gebiet«, antwortete er und bemühte sich, Germains Ton nachzuahmen. »Und deswegen rufst du mich an?«
    »Nicht nur. Der Zerhackte könnte dich interessieren. Er hatte noch seinen Paß in der Innentasche seiner Jacke. Er ist ein Russe. Wohnhaft in Moskau. Grenzstempel der Einreise von gestern.« Ducoux hörte, wie Germain in einem Paß blätterte. »Der Gespaltene heißt Igor Germanowitsch Sybin …«
    Ducoux durchzuckte es wie ein Blitz. Er ließ die Zigarre auf den Tisch fallen und sprang aus seinem Schreibtischsessel hoch. Das darf nicht wahr sein, dachte er, das kann nicht wahr sein. Das muß eine Duplizität der Namen sein … Igor Germanowitsch können viele in Rußland heißen.
    Er stützte sich auf die Tischplatte, legte die Zigarre in den großen Aschenbecher aus rotem Glas und holte tief Luft.
    »Pierre – hat der Tote nur neun Finger …?«
    »Das hab ich noch nicht nachgeschaut. Moment.« Germain antwortete sofort. »So ist es. An der linken Hand fehlt ein Finger. Du kennst ihn?«
    »Pierre, ich suche ihn … seit Jahren.«
    »Gratuliere, Jean. Ich schenk ihn dir. Hol ihn ab.«
    »Mein Gott, er ist tot!« Ducoux war nach der ersten Überraschung ruhig und nachdenklich geworden.
    »Toter kann man nicht sein.« Germain schien das ausgesprochen amüsant zu finden. »Da wartest du jahrelang, und plötzlich kommt er in der Seine angeschwommen. Das nennt man eine echte Überraschung.«
    »Er lag in der Seine?«
    »Hing mit anderem Müll in einem Auffanggitter.«
    Ducoux verzog das Gesicht – Pierre, hör auf, so zu reden! Was dieser Sybin auch gewesen war, er war ein Mensch! Ein Mensch und nicht ein Stück Abfall.
    »Wer hat ihn getötet?«
    »Jean, wie kann ein so alter Wolf wie du so etwas Dämliches fragen? Wir haben ihn gerade erst vor einer Stunde geliefert bekommen.«
    »Weißt du überhaupt, wen du jetzt vor dir liegen hast?«
    »Einen Russen, der dir Ärger machte.«
    »Ein Amerikaner würde sagen: der Boß aller Bosse! Sybin ist – nein, war – der Chef der russischen Atommafia. Der bis jetzt geheime Hintermann, von dem seine Vermittler sagen, er könne jede Menge waffenfähiges Plutonium liefern. Alle Geheimdienste jagten ihn und griffen immer wieder ins Leere. Die kleinen Anbieter von Nuklearmaterial schwiegen eisern … ich glaube ihnen sogar, daß sie gar nicht wußten, wer der Kopf des tödlichen Handels war.«
    »Aber du wußtest es?«
    »Erst seit kurzem. Ein Anbieter hat gesungen, hat aber nur den Vornamen genannt und von den neun Fingern erzählt. Dann ist er vor Aufregung an einem Herzinfarkt gestorben.«
    Pierre Germain schien beeindruckt zu sein. Er schwieg kurz und sagte dann:
    »Und jetzt hat ihm einer den Schädel eingeschlagen – in Paris. Gratuliere, Jean. Soviel Glück ist nicht normal.«
    »Ob es Glück ist, wird sich noch herausstellen.« Ducoux blickte auf seine geliebte Zigarre. Sie war längst ausgegangen, aber er zündete sie nicht wieder an. Ein Zigarrenkenner raucht keine einmal erloschene Zigarre zu Ende. »Ich komme sofort zu dir. Hat die Presse schon Wind davon bekommen?«
    »Nein. Für mich war er

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