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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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herrisch: »Nun geh!«
    Sie gehorchte wortlos, nahm BH, Slip, das Goldband und den Teddybären vom Tisch, klemmte alles unter ihren rechten Arm und verließ den Tisch. Sendlinger blickte ihr nach und wiegte den Kopf hin und her.
    »Sie haben das Zauberweib weggejagt, Sybin?«
    »Wie Sie sagten: Sie stört.«
    »Passen Sie auf! Frauen neigen zu Haß und Rachsucht. Eine Frau, die zuviel weiß, ist immer eine Gefahr. Ihr Wissen ist Macht … Macht über den Mann.«
    »Natalia weiß, daß ich unverwundbar bin.«
    »Na, na, na … das klingt sehr überheblich. Jeder ist verwundbar. Man muß nur die richtige Waffe finden.«
    »Oder die nötige Abwehr beherrschen.« Das klang stolz, und wieder fragte sich Sendlinger, wer dieser Mann in Wirklichkeit war. »Ich kann Ihnen Plutonium besorgen.«
    Das war die Überraschung, auf die Sendlinger gewartet hatte, die Hoffnung, die ihn nach Moskau hatte reisen lassen. Einen Weg in die Geheimnisse der russischen Atomforschung, ins Allerheiligste der militärischen Macht zu finden. Nicht ein General Petschin war der Wegbereiter, sondern – das war Sendlinger nun klar – einer der Paten der russischen Mafia.
    »Wieviel können Sie liefern?« fragte er.
    »Soviel, wie Sie wollen.«
    »Ist das nicht etwas großspurig?«
    »Ein Sybin hält sein Wort.«
    »Und wann?«
    »Vielleicht in zwei Jahren.«
    »Wie bitte?« Sendlinger beugte sich über den Tisch. Er glaubte, sich verhört zu haben. »Soll das ein Witz sein?«
    »Es ist eine ganz einfache, realistische Überlegung.« Sybin goß die Gläser wieder voll. Er wartete nicht darauf, bis er einen Kellner herbeiwinken konnte. Auf der Bühne verrenkte sich gerade eine Schlangentänzerin, natürlich nackt. Das Knäuel, das ihr Körper bildete, schien unentwirrbar. »Wir wollen doch so wenig Risiko eingehen wie möglich.«
    »Natürlich.«
    »In der russischen Atomindustrie sind gegenwärtig sechs Millionen Menschen beschäftigt. Davon sind mittlerweile ungefähr eine Million arbeitslos geworden, weil die Waffenentwicklung und -Produktion nach dem west-östlichen Händeschütteln eingeschränkt wird. Ich weiß aus Regierungskreisen, daß man noch weitere Schritte hin zu einem Dauerfrieden plant, was vor allem die Nuklearexperten in Rußland, Kasachstan, Weißrußland und der Ukraine trifft. Da werden noch mindestens zwei Millionen arbeitslos. Im Kreml jongliert man mit einem Atomsperrvertrag, aber der ist noch lange nicht spruchreif. Vielleicht in zwei Jahren oder gar erst 1994, wer weiß das heute schon? Die arbeitslos gewordenen Atomwissenschaftler und Facharbeiter werden kaum eine neue Stelle finden, wo auch, wenn die gesamte nukleare Produktion zurückgefahren wird, vor allem im militärischen Bereich. Die Arbeitslosigkeit wird sie gierig machen, denn sie wollen nicht mit dem Hut auf der Straße stehen als moderne akademische Bettler. Und Sie haben ja etwas behalten: ihr Wissen und auch den Zugang zu den Produktionsstätten, zu ihren ehemaligen Kollegen, die weiterarbeiten dürfen. Wissen Sie, was ein hochqualifizierter Atomforscher, ein Professor sogar, im Atomzentrum von Tscheljabinsk-65 verdient?«
    »Nicht vergleichbar mit unseren Forschern, nehme ich an.«
    »Für diesen Lohn würde ein westdeutscher Bauarbeiter nicht einmal eine Schaufel Sand in den Betonmischer werfen. Der hochangesehene Professor bekommt im Monat nach deutscher Währung hundert Mark!«
    »Unmöglich!«
    »Und nun nimmt man ihm auch diese hundert Mark weg! Es ist also selbstverständlich, daß er sein Wissen verkauft, und geradezu zwangsläufig, daß er Nuklearmaterial verschiebt, um sich jeden Tag ein Stück Fleisch zu gönnen. Hier haben wir unsere Lieferanten.«
    »Die gleichen Gedanken hatte ich auch, als ich nach Moskau flog.«
    »Aber die Zeit ist noch nicht reif.« Sybin schüttelte den Kopf, als wolle er seine Worte damit unterstreichen. »Die Kombinate Tomsk-7, Krasnojarsk-26 und vor allem Tscheljabinsk-65 werden unsere Zuträger sein, denn sie sind die Hauptlieferanten von Plutonium für die sowjetische Rüstung gewesen. Krasnojarsk und Tomsk sind heute noch offiziell die Produktionsstätten von waffenfähigem Plutonium. Diese Atomzentren im Ural und in Sibirien sind völlig von der Außenwelt abgeschirmt. Und man weiß auch, daß es geheime, unbekannte Atomproduktionen in Sibirien gibt, neugegründete Städte, die auf keiner Landkarte stehen und keinen Namen haben, nur Nummern. Krasnojarsk-26 soll nach Plänen des Atomministeriums zur größten

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