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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Ein Unsicherheitsfaktor. Das können wir uns nicht leisten. Feigheit ist wie ein Loch in einem Gummiboot … es verursacht ein langsames Sinken. Ich werde mit Petschin sprechen.«
    Sendlinger spürte plötzlich einen kalten Schauer über seinen Rücken laufen.
    »Kommen Sie denn in den Generalstab hinein?«
    »Es gibt für uns keine verschlossenen Türen.«
    »Sie wollen Petschin umbringen?«
    »Aber nein. Ich trage nie eine Waffe bei mir.«
    »Dann einer Ihrer ›Herren‹?«
    »Dr. Sendlinger, Geschäfte unserer Art vertragen keine zweideutigen Fragen. Wenn die richtige Zeit gekommen ist, können Sie Plutonium wie aus einem Bauchladen verkaufen …«
    Dr. Sendlinger flog nach einer Woche wieder zurück nach Berlin. Er war mit dem Ergebnis seiner Reise außerordentlich zufrieden, hatte mit Sybin einen genauen ›Exportplan‹ entworfen und ihre Geschäftsverbindung zwar nicht schriftlich, aber mit drei Bruderküssen besiegelt. Das bindet in diesen Kreisen mehr als Verträge, die in fremde Hände fallen könnten. Sie duzten sich sogar, sagten Paul und Igor Germanowitsch zueinander, soffen in einer Nacht bis zum Umfallen im feudalen Nachtclub Stanislawski, wo nackte Mädchen von Tisch zu Tisch gingen und ihre Schönheit zeigten, um bei den willigen Männern ›Nostalschi‹ – Sehnsucht – zu erwecken. Es waren wirklich hübsche Mädchen und nicht nur Professionelle, sondern auch Studentinnen – wie Sybin sachkundig erklärte –, die damit ihre Bücher und ein angenehmes Leben finanzierten, oder junge, tagsüber biedere Hausfrauen, die sich mit solchen Aktivitäten den Kauf eines Fernsehgerätes oder neuer Möbel ermöglichten.
    »Brüderchen, wie ist es?« fragte Sybin, angenehm betrunken, und umarmte Sendlinger. »Wann legst du dich endlich auf Natalja? Sie wartet auf dich. Nein, nein, glaube nicht, daß ich dich aus Eifersucht umbringe … Eifersucht wegen Natalja wäre so, als wenn du in den Wein pinkelst: völlig sinnlos! Sie vögelt nur mit dem Körper, an ihre Seele kommt niemand heran. Sie haßt die Männer und könnte sie anspucken, wenn sie von ihr ablassen. Bilde dir also nichts ein, wenn sie sagt, sie mag dich. Nur du hast was davon, und das gönne ich dir. Du bist doch mein Freund, Paul.«
    Aber Sendlinger flog nach Berlin zurück, ohne Natalja Petrowna einen Gefallen im Bett getan zu haben. Das würde abhängig machen, sagte er sich. Sie könnte Macht über mich gewinnen und mich ihr hörig machen. Die großen Kurtisanen waren meistens Unglücksboten … mit ihren Körpern haben sie Königreiche vernichtet. Ich kann auch ohne Nataljas Umarmungen leben. Dennoch freute Sendlinger sich, daß sie zum Abschied zum Flughafen kam, in einem sittsamen Kostüm, ganz unnahbare Dame, schön wie eine keusche Sonnenblume. Sybin ließ sich nicht blicken … die Gegenwart von Polizei erzeugte bei ihm allergische Reaktionen. Sendlinger küßte Natalja auf die Stirn und beeilte sich, durch die Sperre zu kommen.
    In Berlin empfing ihn der ›Baustoffhändler‹ Ludwig Waldhaas. Sie begrüßten sich wie gute Freunde, und als sie in Waldhaas' Wagen saßen, einem unauffälligen VW Golf, begann Waldhaas, herumzudrucksen, und was er sagte, waren unzusammenhängende Satzfetzen. Dr. Sendlinger sah ihn erstaunt von der Seite an. So zerfahren und unsicher kannte er Waldhaas nicht.
    »Was ist los?« fragte er.
    »Hm, hm …« machte Waldhaas.
    »Nun red schon. Haben sie dich nun doch als Stasi-Major entlarvt?«
    »Nein, Paul.« Waldhaas schluckte, ehe er weitersprach. »Unser Lithium ist weg.«
    »Was?!« Sendlinger zuckte wie unter einem Schlag zusammen. »Was soll das heißen?«
    »Es lagert jetzt im BKA in Wiesbaden.«
    »Erzähle.« Sendlinger bezwang seine Wut. Sei nicht wie Sybin, sagte er sich. Sybin würde Ludwig jetzt ohrfeigen und an den Haaren ziehen. »Wieso BKA?«
    »Man hat den Kurier erwischt, einen Polen: Karel Londricky, an der Grenze bei Frankfurt/Oder.«
    »Pech.«
    »So einfach ist das nicht.« Waldhaas atmete auf. Er hatte einen Wutausbruch Sendlingers erwartet. »Londricky war auf der falschen Spur.«
    »Was heißt das?«
    »Er war auf dem Weg zurück nach Polen. Er hatte anscheinend den wahnsinnigen Gedanken, mit dem Lithium auf eigene Rechnung zu arbeiten.«
    »Aber er kennt doch keinen einzigen Kontaktmann.«
    »Immerhin kennt er General Petschin. Und über ihn, so nehme ich an, wollte er an die Adressen herankommen – durch Erpressung. Und er wußte ja auch, wer der Empfänger des Lithiums ist:

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