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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wiederaufbereitungsanlage der Welt ausgebaut werden, die – soweit plant man bereits – vom Jahr 2004 ab Brennstoffe aus Südkorea, Taiwan und anderen Staaten mit atomarer Stromgewinnung verarbeiten soll. Dabei fällt natürlich wieder Plutonium ab, denn Plutonium ist ja ein Abfallprodukt in Kernreaktoren. Es gibt fünfzehn verschiedene Arten von PU … das Plutonium 239 ist davon das gefährlichste und giftigste.«
    »Sie haben sich gut informiert, Sybin«, sagte Sendlinger voller Respekt. »Sie sprechen wie ein Fachmann.«
    »Ehe man Geschäfte aufnimmt, sollte man sich erst um die ›Seele‹ kümmern. Und die Seele des Geschäftes ist die Information. So wissen wir zum Beispiel, daß die Gewerkschafter der ›Atomschtschiki‹, wie man die Arbeiter in den Atomzentren nennt, mit der Faust in der Tasche herumlaufen, weil immer mehr Entlassungen vorgenommen werden und der Staat die Löhne nur zögernd und immer zu spät zahlt. Es ist kein Geld da, Rußland jongliert am Rand der Pleite, und wo kein Geld ist, läuft man dem Geld nach. Und deshalb sage ich: Warten wir noch ab. In zwei Jahren werden wir das Plutonium kaufen können, leichter als eine Kiste Wodka. Heute ist noch die moralische Bremse angezogen … in zwei Jahren, vielleicht schon in einem Jahr, sieht es bereits anders aus. Moral verträgt keinen Hunger. Ein Gewissen füllt keinen knurrenden Magen. Und dann der Preis …«
    »Das ist interessant!« Dr. Sendlinger lehnte sich zurück. Sybins Vortrag erstaunte und überraschte ihn. »Sie haben Zahlen?«
    »Auch da sind wir fixer als alle anderen. Zur Zeit kostet ein Kilo Uran dreihunderttausend Dollar, ein Kilo Plutonium vierhunderttausend Dollar, ein SS-20-Atomsprengkopf um die siebzigtausend Dollar, eine ganze Atomrakete vom Typ SA-11 oder SA-19 etwa achteinhalb Millionen Dollar. Alles Einkaufspreise … interne Offerten. Lieferzeit nicht unter drei Monaten. Und was bezahlt Ihr Auftraggeber, Dr. Sendlinger?«
    »Ich habe ein Angebot für vier Kilo Plutonium 239, waffenfähig und hochangereichert, von dreihundertachtzig Millionen Dollar.«
    »So in etwa habe ich es mir auch ausgerechnet. Eine blendende Verdienstspanne – so macht der Handel Spaß. Warten wir noch ein Jahr oder zwei, dann erhalten wir den Stoff noch billiger und können die Preise diktieren. Und wir werden soviel bekommen, wie wir wollen.«
    »Zwei Jahre sind zu lang, Sybin. Wir müssen die ersten sein und damit die Führenden. Wenn uns andere zuvorkommen, können wir uns wie alte Männer auf eine Bank setzen.«
    »Einem Sybin kommt keiner zuvor.«
    »Das klingt wieder etwas übertrieben.«
    »Das Uran und das Plutonium werden aus Rußland kommen … und was in Rußland geschieht, wissen wir, noch bevor es geschieht. Unsere Mitarbeiter sitzen überall.«
    »Unsere?« Dr. Sendlinger fragte so dumm, um aus Sybins eigenem Munde zu hören, was für ihn längst Gewißheit war. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Wir sind ein Rußland umspannender Konzern.«
    »Ein Syndikat.«
    »Wir nennen uns nicht so, weil es Emotionen erweckt. Das Wort Syndikat hat einen schlechten Beigeschmack … Konzern ist besser.«
    »Aber sie sind Geschwister.«
    »Nein! Eine Geschwisterliebe gibt es nicht zwischen uns. Ich wollte nur sagen: Wenn uns jemand zuvorkommt auf dem neuen Markt, ist es ein einmaliges Geschäft für ihn. Er wird dann nur noch zwei Quadratmeter Erde benötigen.«
    »Mord!« sagte Sendlinger respektlos.
    »Nennen wir es: Geschäftsaufgabe.« Sybin grinste zufrieden. Man verstand sich bestens miteinander. Es blieb nur eine Frage offen: War dieser Dr. Sendlinger der richtige Partner für das Jahrhundertgeschäft? Mit Lithium handelte er bereits … wer lieferte es ihm? Hier hatten bisher die Informanten des Konzerns versagt. Es würde nötig sein, die betreffenden Herren mit Konsequenzen zu konfrontieren. »Woher kommt Ihr Lithium?« fragte Sybin frei heraus. »Zwischen engen Geschäftspartnern ist Wahrheit und Vertrauen eine Voraussetzung, sonst ist alles nur auf Sand gebaut.«
    »Vom Militär.« Sendlinger sah es genauso: Ehrlichkeit gegen Ehrlichkeit.
    »Direkt aus den Lagern?«
    »Das weiß ich nicht. Es läuft alles über einen General.«
    »Wer?«
    »General Alexander Nikolajewitsch Petschin. Er sitzt jetzt im Generalstab. Ich kenne ihn aus Berlin, wo er für die Logistik der Truppen zuständig war.«
    »Ein guter Mann?«
    »Etwas vorsichtig und feige.«
    »Das ist nicht gut.« Sybin wiegte den Kopf hin und her und hob den Zeigefinger.

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