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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wir!«
    »Wenn sie ihn im BKA weichkochen … uns ist nichts nachzuweisen. Wir kennen ihn gar nicht – was ja auch stimmt. Wenn er überhaupt redet …«
    »Er wird nicht reden.«
    »Das weißt du so genau?«
    »Ja.« Waldhaas nickte mehrmals. »Er kann nicht mehr reden. Man hatte ihn an der Grenze angeschossen, das BKA brachte ihn in einem Wiesbadener Krankenhaus unter, im ersten Stockwerk. Es war einfach, ins Zimmer zu kommen …«
    Dr. Sendlinger atmete hörbar durch die Nase aus. Er starrte Waldhaas mit unruhigem Blick an. »Heißt das …«
    »Ja. Das heißt es.«
    »Wer hat das getan?«
    »Man hat so seine Verbindungen von früher.« Waldhaas lächelte jetzt sogar, als könne er darauf stolz sein. »Die alten Bande halten. Es sind hervorragende Spezialisten darunter.«
    »Der erste Tote. Wie viele werden noch folgen?«
    »Das liegt an der Geschäftsentwicklung.« Waldhaas klopfte mit der linken Hand auf das Lenkrad. Welch eine Frage! Über Tote sprach man nicht. »Was hast du in Moskau erreicht?«
    Dr. Sendlinger lehnte sich in das Polster zurück und faltete die Hände über dem Bauch, als habe er vorzüglich gegessen.
    »Alles …«, sagte er mit sonorer Zufriedenheit. »Wir bekommen eine Tochter …«

Eine Spur
    Im BKA hatte sich eine gereizte Stimmung eingestellt. Kriminaloberrat Wallner war zum Chef bestellt worden. Der hatte ihn, zurückhaltend und höflich, wie es unter höheren Beamten üblich ist, getadelt, aber Wallner war klar, daß das ein gewaltiger Anschiß gewesen war. Ein wichtiger Atomdealer, von dem die Hintermänner zu erfahren gewesen wären, wurde unter den Augen der Polizei ermordet. Im Krankenhaus. Mit einer Wache vor der Tür! Welcher Idiot hatte Londricky in das erste Stockwerk gelegt?
    Die Tötungsart – durchschnittene Kehle – wies nach den Erfahrungen der Kriminalpolizei auf einen Mafiamord hin. In Italien wurde das praktiziert, vor allem aber bei den chinesischen Triaden … aber es war unwahrscheinlich, daß der Pole Londricky etwas mit den Chinesen oder Italienern zu tun hatte. Die neue russische Mafia, von der bereits jetzt bekannt war, daß sie alle anderen Syndikate an Grausamkeit übertreffen sollte, hatte keinen Grund, einen ihrer Kuriere zu liquidieren. Wallner und allen anderen Fachleuten im BKA war klar, daß das Lithium 6 nur aus ehemaligen sowjetischen Kombinaten stammen konnte. Nach den Erkenntnissen des Bundesnachrichtendienstes kamen eine Menge Kernkraftwerke in Frage. Auch durch eine Analyse des sichergestellten Lithiums konnte die Herkunft nicht festgestellt werden.
    Aus Bonn und Köln trafen die ersten Reaktionen ein.
    Der Bundeskanzler zeigte sich betroffen und verlangte eine genaue Untersuchung des Falles, wobei absolute Geheimhaltung selbstverständlich war. Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz schaltete sich persönlich ein; von ihm erfuhr das verblüffte BKA, daß in Köln einige Hinweise eingegangen waren, daß es im Panzer der Nuklearindustrie Löcher gab. Der Wink kam von einem russischen Oberst, dessen Namen man nicht preisgab. Im Bundesamt hatte man den Telefonanruf nicht ernst genommen, und die Gesprächsnotiz war in den Aktenbergen verschollen. Hinzu kam, daß der russische Oberst für weitere eingehende Informationen Geld verlangte, viel Geld sogar. Da die ganze Sache zu phantastisch war, um wahr zu sein, rückte das Amt keine einzige Mark heraus.
    Jetzt aber gewann der Hinweis eine andere Dimension. Die große Frage rückte in den Vordergrund: War dieser Lithium-6-Schmuggel ein Einzelfall oder nur die Spitze eines Eisberges? Kursierten noch mehr radioaktive Stoffe in Deutschland? Und die wichtigste Frage: Wer war der Abnehmer? Saß er in Deutschland, oder war die BRD nur ein Zwischenstop, von dem aus die Ware verteilt wurde?
    Für das BKA und den BND war Atomschmuggel keine Neuigkeit. Bereits einundvierzig Fälle waren aktenkundig, aber sie hatten nie Anlaß zu Besorgnis gegeben. Wallner berichtete seinem Chef über diese Ermittlungen, um sich von dem Verdacht reinzuwaschen, seine Abteilung habe schlampig gearbeitet.
    »Es waren alles harmlose Fälle«, sagte er und legte eine Liste vor. Der Präsident des BKA warf nur einen flüchtigen Blick auf die Dokumentation. »Reine Betrugsfälle. Man bot Cäsium aus Atomkraftwerken an, unbrauchbares Osmium, und wollte es hochstaplerisch als ›Atomwaffenmaterial‹ verkaufen. Das tollste Ding passierte erst vor zwei Monaten. Da bot ein russischer Atomschmuggler reines ›Venezuelanium‹

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