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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geradezu wahnsinnige Bestellung von insgesamt zwölf Kilogramm Plutonium 239, zwanzig Kilogramm Uran 235, zehn Kilogramm Lithium 6 und zwanzig Atomraketen SS-18, Codenamen Satan, und fünfzehn Atomraketen SS-25. Außerdem zehn Sprengköpfe für SS-22. Ludwig, das ist Wahnsinn!«
    Waldhaas stellte sein Champagnerglas so hart auf den Tisch zurück, daß Sendlinger sich wunderte, daß es nicht zerbrach. Außerdem war Waldhaas so rot im Gesicht geworden, als habe er Rouge aufgelegt.
    »Wahnsinn ist gar kein Ausdruck!« keuchte Waldhaas. »Das können wir doch nie liefern!«
    »Nein.«
    »Aber du hast jedem versprochen: Das machen wir schon!«
    »Mit Versprechungen kann man Preise in die Höhe treiben.«
    »Paul, ganz deutlich: Sie werden uns umbringen! Die haben überall ihre Agenten sitzen, ihre Killerkommandos, vor allem die Moslems.«
    »Hast du Angst?«
    »Ja. Woher nimmst du nur die Kaltschnäuzigkeit?«
    »Ich werde die Aufträge an Sybin weitergeben, und wenn der ja zu allem sagt, hat er den Schwarzen Peter in der Hand. Er muß liefern, wir sind nur Vermittler, die sich auf Sybin verlassen haben, uns trifft kein Vorwurf, denn wir haben im besten Glauben verhandelt. Wir werden zwar auch geschädigt sein, aber wenn Sybin liefern kann, dann …« Er hob sein Champagnerglas. »Ludwig, addiere mal die Millionen zusammen. Das kannst du ohne Taschenrechner gar nicht. Ein Prost auf die Abrüstung, bei der das Gold auf der Erde liegt.«
    In Wien sprachen sie nur mit zwei Käufern. Aber diese waren hochkarätig. Sein Stammhotel Sacher benutzte Sendlinger nicht für die Gespräche … er wich ins Hilton aus. Auch diesen beiden Unterhändlern versprach er, hochangereichertes Lithium 6 zu vermitteln. Er sagte dieses Mal nicht ›besorgen‹, sondern ›vermitteln‹. Das war unverbindlicher. Vermitteln bedeutet nicht liefern.
    Auch an diesem Abend feierten Waldhaas und Sendlinger ihren Erfolg, dieses Mal in der roten Bar des Hotels Sacher, und sie gönnten sich am nächsten Abend einen Besuch in der Wiener Staatsoper. Placido Domingo sang den Bajazzo. Bei der großen Arie ›Hüll dich in Tand nur …‹ kamen Sendlinger die Tränen, hier zeigte sich sein zartes Gemüt … er weinte oft in der Oper, vor allem beim Pilgerchor im ›Tannhäuser‹ und am Schluß der ›Götterdämmerung‹.
    Wie soll man einen Menschen je begreifen?
    Zurück in Berlin, rief Dr. Sendlinger sofort in Moskau die Privatnummer von Sybin an.
    Es meldete sich nicht Sybin, sondern Natalja Petrowna.
    »Igor Germanowitsch ist nicht hier«, sagte sie in ihrem fröhlich klingenden, russischen Deutsch. »Ich weiß nicht, wann er zurückkommt.«
    »Und wann kommen Sie nach Berlin?«
    »Sobald es nötig wird.«
    »Von mir aus gesehen, ist es bereits sehr nötig, Natalja.«
    Ihr helles Lachen sprang in den Hörer. »Ich werde es Igor sagen.«
    »Müssen Sie bei allem, was Sie tun, erst Igor fragen?«
    »Es hat sich so ergeben.«
    »Haben Sie kein eigenes Leben mehr?«
    »Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe. Und wenn ich mehr will, bekomme ich es!«
    »Und die Liebe?«
    »Was ist Liebe?«
    »Haben Sie noch nie einen Mann geliebt?«
    »Ich habe bei vielen Männern im Bett gelegen, aber das war meistens ein Geschäft oder manchmal nur der Drang nach Sex. Wenn dann alles vorbei war, hätte ich die Kerle umbringen können.«
    »Wie ein Spinnenweibchen ihren Gefährten. Sie haben nie Sehnsucht nach einem bestimmten Mann gehabt? Herzschmerzen, wenn Sie an ihn dachten? Schlaflose Nächte, wenn sie allein waren und er nicht in Ihrer Nähe war? Träume, in seinen Armen zu liegen und himmlisch glücklich zu sein?«
    »Das ist doch reinster Kitsch, Dr. Sendlinger. Ich käme mir lächerlich vor, derartig auf einen Mann zu reagieren. Außerdem ist das kein Kerl wert! Ich habe noch keinen Mann kennengelernt, der meine Seele umarmt – nur meinen Leib …«
    »Haben Sie eine Seele, Natalja?«
    »Ich weiß es nicht. Es hat sich noch keiner darum gekümmert. Aber ich glaube, es wird niemals einen Mann geben, der mir sagen kann, was Liebe ist.«
    Sie plauderten noch eine Weile über dieses Problem, bis Dr. Sendlinger sagte:
    »Natalja, beenden wir die Diskussion. Sie kommen also nicht nach Berlin?«
    »Ihretwegen? Nein! Ist das ein klares Wort?«
    »Absolut deutlich. Sagen Sie Igor, daß ich auf seinen Anruf warte. Sagen Sie ihm, die Tante wartet auf die Blumen … dann weiß er, was ich meine.«
    »Ich werde es nicht vergessen.«
    Natalja in Moskau legte auf. Das

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