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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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immer mehr ausländische Delegationen in Majak und knüpften Geschäftsbeziehungen. Der Direktor der Plutoniumfabrik Majak, Victor Fetisov, machte kein Geheimnis daraus: Seit zwei Jahren arbeitete er mit einer englischen Firma zusammen, und mit China hatte er zwei Unternehmen gegründet, die aus Majak Material bezogen. Vor allem Brennstäbe, die auch als ›Abfallprodukt‹ zur Produktion von Plutonium dienen können.
    Dieser Sybin aber war ein Privatmann, und hinter ihm, das ahnte Timski, stand eine mächtige Organisation mit internationalen Verbindungen. Mit ihr war nicht zu spaßen, man konnte sie nicht betrügen oder verraten … da war es weniger gefährlich, eine nasse Fingerkuppe in das Plutoniumpulver zu tauchen und sie abzulecken.
    »Was bieten Sie?« fragte Timski in die Stille hinein.
    »Wir arbeiten also zusammen?« Sybin beugte sich zu ihm hinüber.
    »Sehen Sie mich an. Ich habe keine lange Lebenserwartung mehr. Ich bin innerlich bereits ein Wrack. Aber meine Frau und mein Kind sollen weiterleben, sorglos, irgendwo, wo es die verdammte Strahlung nicht gibt! Sie sagten es schon: Karibik – ein Traum. Dafür würde ich alles tun, für Frau und Kind. Ich selbst habe keine Zukunft mehr. Ich habe mir alles lange überlegt … ich sagte ja schon, Sie sind nicht der erste mit einem Angebot. Aber Sie haben das Glück, daß ich gerade jetzt die Schnauze voll habe. Im Kontrollraum habe ich mich unter einen Geigerzähler gestellt … der Zeiger schlug aus wie ein wütendes Pferd! Was habe ich also noch zu erwarten? Igor Germanowitsch – Ihr Angebot!«
    »Als Probe zwei Gramm … kostenlos. Dann vier oder fünf Kilo Plutonium 239, pro Kilo dreihunderttausend Dollar.«
    »Nein!«
    »Nein?« Sybin warf einen Blick hinüber zu Grimaljuk. »Timski, ich bin kein Teppichhändler auf dem Markt von Isfahan. Ich habe reelle Preise und zahle prompt!«
    »Pro Kilo eine Million Dollar.«
    Sybin lachte und zeigte mit dem Daumen auf Timski, während er Grimaljuk ansah. »Er ist verrückt, Bogdan Leonidowitsch! Die Radioaktivität hat schon sein Hirn angefressen.«
    »Und was verdienen Sie an einem Kilo Plutonium? Ich will es gar nicht wissen … aber glauben Sie nicht, daß wir hier in Ozjorsk wie auf dem Mond leben. Wir wissen genau, was außerhalb Rußlands los ist.«
    »Timski, ich habe große Unkosten.« Sybin goß sich von dem Wodka einen Schluck in seine Teetasse und trank ihn. Wenn der wüßte, dachte er … für ein Kilogramm Plutonium 239 mit einer Reinheit von neunzig Prozent bekomme ich sechzig Millionen Dollar. Das hat mir Dr. Sendlinger versprochen, und ich habe mich auch bei Moskauer Maklern erkundigt, die in das Geschäft drängen, aber nicht das nötige Kapital zur Vorfinanzierung haben. Die Zahlen stimmen. Darüber muß ich noch mit Sendlinger sprechen: Wie keimende Kartoffeln haben sie mir Atomsprengköpfe von SS-20-Raketen angeboten … für siebzigtausend Dollar. Wir wissen keinen, der sie will, hat der Makler gesagt. Dabei könnten wir liefern. Aus der Ukraine. Das könnte das nächste Geschäft werden: Atomsprengköpfe … die Trägerraketen wären dann das geringste Problem. »Mein letztes Wort, Timski –«, sagte er und gab seiner Stimme einen harten, drohenden Klang. »Ein Kilo – vierhunderttausend Dollar.«
    »Halten Sie mich für einen Idioten?«
    »Ja, wenn Sie nicht zuschlagen, Lew Andrejewitsch. Bei vier Kilogramm sind das wunderbare eins Komma sechs Millionen Dollar. Steuerfrei!« Sybin lachte über diesen müden Witz. »Und wenn Sie in den nächsten Jahren noch mehr liefern können … Ihre Frau und Ihr Kind werden nie mehr Sorgen haben und Mann und Vater wie einen Heiligen besingen.«
    »Ich überlege es mir, Igor Germanowitsch.«
    »Keine langen Überlegungen. Kennst du nicht das Sprichwort: Das Heute ist besser als zwei Morgen!?« Sybin verfiel in das Du, es sprach sich leichter. »Wir müssen das jetzt klären.«
    »Wir könnten Partner werden bei fünfhunderttausend Dollar pro Kilo.«
    »Er ist doch ein Teppichhändler, Grimaljuk!«
    »Für eine gute Ware sollte man …«
    »Kein Wort mehr!« Sybin fuchtelte mit den Händen herum. »Wir sind uns einig. Wann bringst du die Probe?«
    »Wieviel Gramm?«
    »Zehn Gramm vorerst. Gratis!«
    »Sie sagten vorhin zwei Gramm.«
    »Zehn sind besser. Wir können es dann mehreren Interessenten gleichzeitig vorlegen.«
    »Ich will sehen, ob ich die Menge bis übermorgen zusammenbekomme.« Timski erhob sich. Ist es richtig, was ich tue, fragte er sich.

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