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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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    »Ich bedanke mich.« Nilin machte eine höfliche Verbeugung. »Ich möchte nichts trinken. Ich will das letzte Flugzeug nach Hamburg nehmen. Ich habe alles abgeliefert, und bestimmt sehen wir uns wieder.«
    »Bestimmt!«
    Dr. Sendlinger begleitete Nilin bis ins Treppenhaus und ging dann zurück in seine Kanzlei. In einiger Entfernung von seinem Schreibtisch blieb er stehen und starrte auf die sieben in Karakulfell eingeschlagenen Päckchen. Es kam ihm so vor, obgleich das unmöglich war, als träfe ihn die Strahlung des tödlichen Staubs. Mit zitternden Händen wischte er sich über das Gesicht und bemerkte, daß er schwitzte. Kalter Schweiß.
    Unmöglich, dachte er, völlig unmöglich, daß mir Sybin das Plutonium kiloweise auf den Tisch legt! Es muß andere Wege geben, das Teufelszeug zu den Kunden zu schaffen. Dieser Nilin bringt es fertig, mir den Stoff für eine Plutoniumbombe wie eine Pralinenschachtel in die Hand zu drücken. Sybin, du Saukerl … ich handle zwar mit radioaktivem Material, aber ich möchte es nicht in meiner Nähe haben! Ich weiß, was du sagen wirst: Das ist deine Sache, Freundchen. Ich liefere, du verteilst. Jeder hat hier seinen ganz persönlichen Aufgabenbereich. Mein Gott, ich kann doch hier in der Kanzlei nicht Plutonium 239 lagern. Auch nicht im Keller, auch nicht bei Waldhaas in seinen Baustoff-Lagerhallen, auch nicht im Keller von Hässlers Lokal Zum dicken Adolf. An alles habe ich gedacht, nur nicht an die geradezu wahnsinnige Vorstellung, Sybin könnte mir den Tod der ganzen Welt in Kartoffelsäcken vor die Tür stellen!
    Er ging in das Zimmer seines Bürovorstehers, um zu telefonieren. Sein eigenes Telefon stand unmittelbar hinter den sieben Päckchen, und denen wollte Sendlinger nicht zu nahe kommen.
    Waldhaas war zu Hause, wie Sendlinger zufrieden feststellte. Aber im Hintergrund hörte er Stimmengewirr.
    »Du bist nicht allein?« fragte er. »Bei dir klingt es wie in einer Kneipe.«
    »Wir feiern einen großen Auftrag. Ich liefere das Material für einen Riesenbau in der Friedrichstraße. Büro- und Wohnhaus, unten Luxusläden, eine Architektur zum Niederknien. Hypermodern. Aufsehenerregend.«
    »Gratuliere, Ludwig. Die Wiedervereinigung war doch gut, was? Als Stasi-Major wärst du ein armes Schwein geblieben.«
    »Was willst du?« fragte Waldhaas ärgerlich. Er hatte es nicht gern, immer wieder an diese Zeit erinnert zu werden. Er hatte sich verändert und in die neue Zeit eingegliedert. Immer diese alten Lutschbonbons … es muß doch mal Schluß sein mit der Vergangenheit. Man hat nur seine Pflicht erfüllt … man klagt ja auch nicht den Kellner im Grandhotel an, weil er Honecker beim Abendessen bedient hat. Vergessen können – das sollte man üben! »Mach schnell. Ich muß zu meinen Gästen.«
    »Die Proben aus Rußland sind da. Sieben Päckchen.«
    Schweigen. Waldhaas schien sich sammeln zu müssen. Die Mitteilung schuf eine neue Lage: Das Millionengeschäft mit dem Tod lief an.
    »Und weiter?« fragte er.
    »Ich werde die Proben abholen und von unserem Nuklearchemiker Hans Dürnstein untersuchen lassen. Sind sie okay, fahre ich nächste Woche nach Paris und Wien. Vielleicht auch nach Damaskus. Dort treffe ich mich mit Mohammed al Sifra. Der Handelsattaché der iranischen Botschaft in Paris, Anwar Awjilah, wird das Treffen organisieren. Und Makar Abha wartet in Libyen.«
    »Und was ist mit den versprochenen Atomsprengköpfen der Raketen?«
    »Abwarten, das ist der zweite Akt. Eine Oper fängt immer mit dem ersten Akt an. Jetzt sind wir bei der Ouvertüre.«
    »Und was erwartest du von mir, Paul?«
    »Du wirst den Stoff bei dir lagern.«
    »Unmöglich!«
    »Du hast Lagerhallen genug.«
    »Aber nicht für Plutonium! Unmöglich, Paul. Soll ich meine Arbeiter, mich selbst und ganz Berlin verstrahlen?«
    »Red nicht solch einen Unsinn!« sagte Sendlinger unwirsch. »Wovor hast du Angst? Die Proben liegen bei mir hier auf dem Schreibtisch. Eingewickelt in Karakulfelle.«
    »Du bist verrückt!« stotterte Waldhaas. »Bei dir auf dem Schreibtisch?!«
    »Die Russen transportieren das Plutonium in einem Plastikbeutel aus den Fabriken.«
    »Ich besitze nicht den Fatalismus der Russen!« Waldhaas' Stimme zitterte vor Erregung. »In meine Lager kommt kein Gramm Plutonium. Denk dir was anderes aus!«
    »Wir reden noch darüber, Ludwig.«
    »Da gibt es nichts mehr zu

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