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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ordnung. Es wird nicht wieder vorkommen. Und nun eine gute Nachricht: Ich kann eineinhalb Kilogramm reines Plutonium liefern. Sofort.«
    »Ich werde übermorgen nach Paris und Wien fliegen.«
    Ein Knacken in der Leitung – Sybin hatte aufgelegt. Sendlinger trank noch einen Whisky und überlegte, wie er den aufregenden Abend beenden wollte. Was wird Sybin tun, fragte er sich. Man hat ihn betrogen, und das ist das Schlimmste, was man ihm antun kann. Einen Sybin betrügt man nicht, ohne dafür zu bezahlen. Mit dem Leben. Es herrschen rauhe Sitten bei den Syndikaten.
    Und wer war diese Wawra?
    Dr. Sendlinger entschloß sich, Zum dicken Adolf zu fahren und in dem neuen In-Restaurant Adolf Hässlers ein Kalbsmedaillon mit Spargel zu essen.
    Am frühen Morgen schreckte Nikita Victorowitsch Suchanow auf. Das Telefon klingelte neben seinem Bett. Er warf einen Blick auf den Wecker, sah, daß es kurz nach sieben Uhr war, und griff wütend nach dem Hörer.
    »Hier ist das Leichenschauhaus!« rief er. »Wen soll ich abholen?«
    »Dich selbst, du Trottel!«
    »Chef!« Suchanow setzte sich kerzengerade im Bett auf. Sybins Stimme erkannte er sofort, außerdem war es niemandem erlaubt, ihn einen Idioten zu nennen. »Ist etwas passiert?«
    »Das kann man wohl sagen.« Sybin sprach mit einem drohenden Ton in der Stimme. »Liegt Wawra neben dir?«
    »Nein! Sie hat heute Nachtdienst. Aber sie wird gegen acht Uhr kommen. Haben Sie eine Nachricht für sie?«
    »Für sie nicht, aber für dich! Einen Auftrag.«
    »Ich höre, Igor Germanowitsch.«
    »Die Pu-Probe, die Wawra dir gegeben hat, ist Zucker! Bestrahlter Puderzucker!« schrie Sybin ins Telefon. Die Ungeheuerlichkeit dieses Betruges ließ seine Schläfenadern schwellen. Die ganze Nacht hatte er wachgelegen und überlegt, wie man eine solche Schmach bestrafen könnte. Noch nie in seiner Laufbahn als Vorsitzender der Gruppe II hatte es jemand gewagt, ihn zu hintergehen. Doch ja, einmal, vor zwei Jahren … da hatte ein Abteilungsleiter der Schutzgeldkassierer monatelang falsch abgerechnet und einige tausend Rubel in die eigene Tasche gesteckt. Nur durch Zufall hatte Sybin davon erfahren, als sich der Untreue einen deutschen Audi liefern ließ, denn mit seinem Gehalt war ein solcher Kauf nicht zu finanzieren. Sybin hatte damals nicht getobt, sondern er rief in seiner Sonderabteilung an. Zwei Tage später trieb ein Kahn die Moskwa hinab, anscheinend leer, aber als die Flußmiliz ihn an den Haken nahm, fanden sie auf dem Boden des Bootes einen nackten Mann, um dessen Hals eine Drahtschlinge festgezurrt war.
    Die Polizei war ratlos, der Ermordete konnte nie identifiziert werden und wurde als ›unbekannt‹ auf einem Friedhof verscharrt … in Einzelteilen, denn vorher hatte man ihn in der Pathologie der medizinischen Akademie als Studienobjekt benutzt. An ihm lernten die Studenten, wie man Gliedmaßen amputiert.
    Es war Sybins Warnung an alle Mitglieder des ›Konzerns‹ und man verstand ihn. Einen Sybin betrügt man nicht.
    Suchanow konnte in diesem Augenblick nichts sagen. Er saß im Bett, starrte auf seine Füße und begann trotz der Morgensonne zu frieren. Das kann nicht sein, dachte er nur. Das kann nicht sein … das kann nicht … mehr ließ sein Entsetzen nicht zu. Das kann, das darf nicht sein!
    »Puderzucker?« Sybin hörte deutlich, wie Suchanow nach Luft rang. »Unmöglich.«
    »Willst du damit sagen, daß ich lüge?« donnerte Sybin.
    »Towarischtsch Direktor, dann ist es ein Irrtum.«
    »Ich irre mich nie!«
    »Natürlich, kein Irrtum … aber ich kann mir nicht denken …« Suchanow begann plötzlich zu schwitzen. O Himmel, dachte er, o Himmel! Fall nicht auf mich herunter.
    »Du sollst nicht denken, sondern handeln! Wawra hat uns betrogen. Du weißt, was du zu tun hast.«
    Suchanow zog den Kopf tief zwischen die Schultern. Ein Zittern durchlief seinen Körper, aber gleichzeitig fühlte er sich wie gelähmt. Er konnte sich nicht bewegen und hatte Mühe, den Telefonhörer in der Hand zu halten.
    Du weißt, was du zu tun hast … Ja, er wußte es. Er wußte es ganz genau.
    »Igor Germanowitsch«, flehte er.
    »Du mußt es tun!«
    »Igor Germanowitsch …«
    »Sie hat unsere Ehre mit Füßen getreten!«
    »Ich flehe Sie an, Igor Germanowitsch.«
    »Verdammt, bring sie um!« schrie Sybin.
    »Das … das kann ich nicht.«
    »Du kannst, und du mußt!«
    »Ich liebe sie!« Jetzt wurde aus Suchanows Stimme fast ein Heulen, ein Greinen wie bei einem Säugling. »Ich liege auf den

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