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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ertrinkt. Aber sicher kann Wawra schwimmen. Ich habe sie am Fluß kennengelernt, als sie aus dem Wasser stieg. Sie schwimmt wie ein Fisch. Oder wie wäre es, wenn wir eine Radpartie machten? Ich fahre hinter ihr, kann an einem Abhang nicht mehr bremsen, ramme sie, sie fällt vom Rad und bricht sich das Genick. Auch das ist unsicher, es müßte schon ein steiler Felsen sein, den sie hinunterstürzt. Aber um Krasnojarsk herum gibt es keine steilen Felsen. Nur Hügel, und die rollt man unverletzt hinab. Man kann es auch mit Gift versuchen … das ist qualvoll, aber sicher. Es muß nur das richtige Gift sein.
    Suchanow blieb mit einem Ruck stehen. Gift! Das ist es, das ist die Lösung. Gift! Und plötzlich wußte er auch, welches Gift er nehmen konnte und wo man es bekam. Ein sicherer Tod, wenn man ein wenig Geduld hatte. Sybin würde das verstehen. Und er würde seine Hände nicht beschmutzen.
    Wawra, von der Nachtschicht erschöpft, schlief bis zum Nachmittag. Dann erschien sie fröhlich und ausgeschlafen im Wohnzimmer, küßte Suchanow auf den Nacken, und da sie nur BH und Höschen trug, mußte Nikita seufzen. Wawra verstand das falsch und sagte, wobei ihre Augen blitzten:
    »Du hättest das vorhin machen können. Jetzt habe ich Hunger.«
    »Sybin hat angerufen.« Suchanow bemühte sich, sie nicht anzusehen. Er blickte zum Fenster hinaus.
    »Ein warmherziger Mensch.« Wawra blieb an der Küchentür stehen. »Willst du Fisch oder Fleisch? Oder eine Kascha mit gebratenen Pilzen? Oder einen Salat Stolitschnyj, aus Kartoffeln, Hühnerfleisch, Gurken und Mayonnaise?«
    »Mach, was dir schmeckt.«
    »Ich will, daß mein Liebling sich freut.«
    Suchanow seufzte wieder, aber leise. Wie kann man eine solche Frau umbringen? Man sollte sie immerfort küssen, aber nicht ihr die Luft abdrehen. Igor Germanowitsch, was verlangst du da von mir …
    »Sybin hat angerufen …«, sagte er noch einmal, völlig hilflos.
    »Ich weiß. Was wollte er?«
    »Er braucht noch ein Gramm Plutonium 239. Superrein.«
    »Ich will sehen, ob ich es als Wiegeschwund abzweigen kann. Wozu braucht er das Gramm?«
    »Wer weiß das? Nur er allein. Sybin braucht es schnell.«
    »Ein Gramm wird kaum vermißt. Ich bringe es morgen.«
    »Du bist eine wundervolle Frau.« Suchanow breitete die Arme aus. »Komm, küß mich …«
    Sie lief zu ihm, fiel in seine Arme, und sie küßten sich, als wollte jeder mit dem anderen verschmelzen. Aber als Suchanow sie Schrittchen für Schrittchen zur Schlafzimmertür schob, befreite sie sich aus seiner Umarmung.
    »Jetzt nicht!« sagte sie und kicherte wie ein Schulmädchen. »Mein Magen knurrt, und das sind nicht die richtige Töne …«
    Am Abend verließ Wawra die Wohnung, um für den nächsten Tag einzukaufen. Und als ob Sybin auch Augen in Krasnojarsk hätte, rief er genau in diesen Minuten an. Suchanows Herz klopfte bis zum Hals. Wie würde Sybin auf seinen Vorschlag reagieren?
    »Ist es vorbei?« fragte Sybin eisig.
    »Es fängt an, Igor Germanowitsch«, stotterte Suchanow.
    »Was soll das heißen? Sie läuft also noch herum?«
    »Ja, aber nicht mehr lange.«
    »Ist es so schwer, ein Huhn zu schlachten?!«
    »Morgen wird es beginnen.« Suchanows Atem pfiff. »Bei meiner Ehre … morgen bestimmt.«
    »Warum nicht heute?«
    »Ich will einen guten Plan ausführen, Igor Germanowitsch.«
    »Ich will keinen dämlichen Plan, ich will Wawra in einer Grube sehen!«
    »Hören Sie mir zu, bitte.« Suchanow blickte auf seine Hände, als wolle er sie zum Gebet falten. Aber das ging nicht, denn mit einer mußte er den Hörer halten. »Ich habe Wawra gesagt, Sie brauchen noch ein Gramm Pu.«
    »Puderzucker!« sagte Sybin schneidend.
    »Von mir aus auch Puderzucker. Wenn er bestrahlt ist, erfüllt er seinen Zweck.«
    »Welchen Zweck?«
    »Ich werde morgen ein paar Pulverkörnchen Plutonium – oder bestrahlten Puderzucker – in Wawras Tee mischen. Sie wird es nicht merken, so wenig ist es. Aber wenn ein Millionstel Gramm genügt, um einen Menschen zu töten, dann kann man auf Wawras Zusammenbruch warten. Im Tee wird die zehnfache Menge sein, und keiner wird erkennen, woran sie eingegangen ist.«
    Suchanow schwieg. Auch Sybin sagte nichts. Als er dann wieder sprach, zuckte Suchanow zusammen.
    »Das ist eine sehr gute Idee, Nikita Victorowitsch. Ich muß dich loben. Sie hat uns mit Puderzucker betrogen, und durch Puderzucker wird sie sterben. Ein genialer Plan. Ich genehmige ihn.«
    »Danke, Igor Germanowitsch, danke.« Suchanow atmete

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