Tödlicher Steilhang
der Mann anderswo getötet und nur unter dem Felsen abgelegt? Deuten Spuren darauf hin, dass sich der Täter der Leiche noch mal näherte, um sich vom Tod des Winzers zu überzeugen? Ist das Gelände großräumig abgesperrt worden?«
»Da sind Hunderte herumgelaufen, wir auch, da war nur ein kleiner Bereich abgesperrt.«
»Die Straße oberhalb des Weinbergs, wo das Auto stand?«
»Als wir hinkamen, konnten wir nah ran. Wie es jetzt ist, weiß ich nicht.«
»Dilettanten. Was ist mit möglichen Auftraggebern? Derartige Aufträge werden nie wortwörtlich ausgesprochen, entsprechende Leute wissen auch so, was gemeint ist. Man findet einen für jeden Job, denk an die Söldner, die Killer von Blackwater und Kameraden. Im Irak sind mehr davon im Einsatz als reguläre Soldaten. Die Grauzonen werden erweitert.«
»Ich halte es für sinnvoll, die Polizei in Wittlich nach dem ersten Anschlag zu befragen.«
»Sie werden dir nichts sagen, das sagte ich bereits, sie dürfen es nicht. Staatsanwälte sind da anders, offener.« Wenn Bach dienstlich sprach, blieb er kurz und knapp.
»Kannst du mir was zu den ermittelnden Beamten sagen?«
Georg nannte die Namen von Wenzel und Köhler. »Die ermittelten bereits bei einem anderen Fall, da ist ein Winzer in der Mosel ertrunken, keine Spuren von Gewaltanwendung.«
»Auch ein Mord?«
»Nein – der ist ertrunken.«
»Ist bei euch das große Winzersterben angesagt?«
»Ich hoffe nicht …«
»Ich gebe dir morgen Bescheid. Bedenke, dass es sich auch um einen informellen Einsatz handeln kann.«
»Was heißt das?«
»Dass ein privater Sicherheitsdienst dahintersteckt, genau wie hinter dem Provokateur, oder ein ausgeflippter Bauunternehmer, der um Aufträge fürchtet. Bevor du etwas unternimmst oder eingreifst, sprich dich bitte mit mir ab.«
»Wenn mir dazu die Zeit bleibt. Wie geht es bei euch?«
»Sie probieren mal wieder eine Polizeireform aus. Sie soll dem Bürger mehr Sicherheit verschaffen, aber in Wirklichkeit geht es um Stellenabbau. Ich frage mich, was die Politiker mit den eingesparten Millionen machen.«
»Sie bauen eine überflüssige Brücke, sie sichern ihre Diäten und ihren Absprung in die Industrie.«
»So kritisch warst du doch früher nicht. Hat das mit deinen jüngsten Erfahrungen zu tun? Nun gut, dann schlaf mal noch ’ne Runde. Ich tu’s auch und geh nach Hause. Musst du morgen wieder in die Weinberge?«
»Mit Vergnügen, aber erst will ich nach Wittlich.«
»Warte bitte, bis ich was über die beiden Kollegen weiß. Und sei vorsichtig, wir schätzen, dass es jährlich eintausendzweihundert Tötungsdelikte gibt, die nicht als solche auffallen.Es kann sich bei deinen Winzern um ein größeres Ding handeln. Mal über die Verbindung zwischen Menges und Albers nachgedacht? Halte mich auf dem Laufenden.«
Georg konnte nicht warten. Kriminalkommissar Wenzel nahm ihn am nächsten Tag mit in die kleine Kantine und lud ihn zu einem dünnen Kaffee und belegten Brötchen ein. Da er seit der Begegnung im Weinberg wusste, aus welcher Branche sein Gegenüber stammte, zeigte er sich einerseits aufgeschlossener dem gegenüber, was Georg möglicherweise wusste, machte jedoch andererseits Einschränkungen hinsichtlich seiner eigenen Auskunftsfreudigkeit.
»Die laufenden Ermittlungen erlauben das nicht. Ich kann Ihnen die letzte Presseerklärung geben. Sie hingegen müssen mir alles sagen, was Sie wissen. Ich hoffe nicht, dass Sie Informationen zurückhalten, das wäre eine Behinderung der Ermittlungen, und Sie wissen, dass Sie sich damit strafbar machen.«
»Ich hoffe meinerseits, dass die Ermittlungen bezüglich des Todes von Peter Albers und Helmut Menges mit der nötigen Akribie, um nicht zu sagen Professionalität, durchgeführt werden.«
Der junge Polizeibeamte zog erstaunt oder verärgert die Augenbrauen hoch. »Wen habe ich denn hier vor mir?«
Es war Georg nicht daran gelegen, Fronten aufzubauen, höchstens den Mann dazu zu bewegen, die Ermittlungen konsequenter zu führen. Er wiederholte die Fragen, die ihm Bach in der vergangenen Nacht genannt hatte.
»Hören Sie, Herr Hellberger, auch wenn Sie Privatdetektiv sind und Herr Menges Sie vor seinem Tod beauftragt hat, den Überfall auf ihn aufzuklären, ändert das nichts daran, dass ich Ihnen nichts sagen darf.«
»Auch nicht, wer die Teilnehmer an der letzten Sitzung vor Peter Albers’ Tod waren?«
»Auch das nicht.«
»Dann werde ich sie mir anderweitig verschaffen müssen. Sagt Ihnen der Name
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