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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Menges erschöpft, vom Reden, von seinen Gedanken, seiner Wut und einer Trauer, an der er sich vorbeiredete.
    »Und jetzt gehen Sie bitte. Ich rufe Sie an, wenn ich was weiß, wenn ich was höre, was zur Aufklärung beitragen könnte. Ich halte alles für möglich, wirklich alles, auch einen Unfall. Aber die Weinstöcke hat Helmut nicht selbst abgesägt. Die habe ich als junger Mann gepflanzt, da war ich fünfzehn!«
    Langsam stand Georg auf, er hatte darauf geachtet, den Wein auszutrinken, um Menges nicht zu beleidigen. Er brauchte Fakten, er brauchte irgendeinen Ansatzpunkt. »Die Feinde in der Politik sind klar, aber es kann sich jemand als Trittbrettfahrer erweisen, der seine persönlichen Motive hinter politischen versteckt. Was ist mit Feinden aus dem persönlichen Bereich?«
    »Unsinn! Das ist absoluter Unsinn.« Der alte Winzer sah Georg böse an, er nahm ihm diese Äußerung persönlich übel.

14
    Bevor er zu seinem Apartment hinaufstieg, ging er noch einmal am grünen Tor vorbei. Es war verschlossen, Georg wollte obendrüber schauen und musste sich schließlich daran hochziehen, bis er sah, dass in Susanne Bertholds Büro Licht brannte. Sollte er klingeln und ihr anbieten, ihr bei der Büroarbeit zur Hand zu gehen? Ob sie es als Störung oder Anmaßung auffassen würde oder als Ausdruck des Wunschs, ihr näherzukommen, konnte er nur erfahren, wenn er es täte. Doch niemand ging einfach so zu einem anderen, absichtslos, und bot sich als Helfer in der Nacht an. Wenn Kilian ihn holte, war das etwas anderes.
    Georg wandte sich missmutig ab, weder hier noch beim alten Menges hatte er einen Erfolg zu verbuchen, er hatte nichts erfahren, was ihn weiterbrachte. Er hoffte nur, dass er Klaus nicht überschätzte und der junge Mann sich nicht in Gefahr brachte. Er musste ihm dringend einige Verhaltensregeln beibringen, es wäre unverzeihlich, wenn ihm etwas zustoßen sollte, wenn die Biker, die allem Anschein nach mit Manfred in Verbindung standen, ihn in die Mangel nähmen. Wenn ihm selbst etwas zustieß, war das seine Sache – aber Unbeteiligte mit hineinzuziehen, noch dazu einen Jungen?
    Er hatte einen Fehler gemacht, einen gravierenden Fehler. Er raufte sich fast das Haar bei dem Gedanken, dass er Klaus gefährdete. Warum hatte er das getan? Panik ergriff ihn, erüberlegte, ob er ihn jetzt noch anrufen sollte, und er rang sich trotz der späten Stunde dazu durch.
    »Keine Sorge, alles unter Kontrolle hier.« Klaus saß mit zwei Freunden in einer Kneipe. »Ich bin ihm von der Arbeit aus nachgefahren, ich weiß jetzt, wo er wohnt. Das reicht fürs Erste.«
    Erleichtert beendete Georg das Gespräch, aber die Panik legte sich nicht. Er ging noch einmal am »Zeltinger Hof« vorbei, doch er war zu aufgewühlt, um so spät zu essen; und um sich einer erneuten Fünf-Riesling-Probe auszusetzen, dafür fehlte ihm die Konzentration, obwohl es ihn reizte. Lieber machte er eine Sicherheitsrunde an seinen beiden Autos vorbei.
    Er ging zurück und bog etwas weiter links ab, es war die Engelbertstraße, er achtete neuerdings auf die Namensschilder, und dann weiter bis zur Uferallee. Dort wartete er unschlüssig in einem Hauseingang, orientierte sich und überlegte, ob der neue Wagen nun rechts oder links von seiner jetzigen Position stand. Er wandte sich nach links, überquerte die taunass schimmernde Wiese und kehrte am Ufer entlang zurück. Sein Leihwagen stand da, unberührt, wie es schien, die Metalliclackierung glitzerte im Licht einer Laterne wie die leichten Wellen der Mosel. Georg freute sich auf die Fahrt nach Hannover – in zwei Tagen war es so weit. Unvermittelt hockte er sich ein Stück weiter zwischen zwei Fahrzeuge. Da folgte ihm jemand.
    Sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht. Dort, wo er die Wiese betreten hatte, sah er eine männliche Gestalt, die in seine Richtung starrte, der Silhouette nach zu urteilen mit einem Mobiltelefon am Ohr. Der Mann koordinierte sich mit seinem Kollegen. Georg verließ die schützende Lücke zwischen den Wagen und schlich, gedeckt von der Uferböschung, weiter in die Richtung, wo er den Polo abgestellt hatte, und schlug einen weiten Bogen um sein Fahrzeug. Dann wandte er sich vom Fluss ab, überquerte die Uferallee und kehrte im Schatten der Häuser zurück. Er war jetzt quasi im Karree gegangen.
    An seinem alten Wagen machte sich der zweite Mann des B-Teams zu schaffen. Das konnte bedeuten, dass sie den Wagen brauchten, um ihn anzupeilen. Also planten sie den Abzug aus der

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