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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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welchen Verwüstungen hat es in der kleinen Seele geführt, dachte Georg, als er dem Jungen nachschaute, dass er seinen Vater nie kennengelernt hat? Weiß er von seiner jetzigen Rolle als Schlossgespenst an der Loire?
    Die Arbeit ging Georg heute besonders leicht von der Hand, trotz der Müdigkeit. Er fühlte sich beschwingt und lächelte vor sich hin, dass es sogar Klaus auffiel, der ihn mehrmals skeptisch anblickte. Irgendwann hielt der Azubi das Schweigen nicht mehr aus und begann mit Mutmaßungen, er berichtete, was die Zeitungen zum Fall Menges brachten, und Georg nahm sich vor, am Abend nach Pünderich zu fahren, er musste mit Frau Albers oder mit Patrick sprechen, am besten mit beiden. Wenn eine zweite Warnung ausgesprochen war, würde es eine dritte geben, und die würde härter ausfallen. Diesmal durfte er nicht zögern, er musste klar seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisieren. Er rief Wenzel an und berichtete von den aufgeschlitzten Reifen.
    Der Kommissar tat wenig beeindruckt, allerdings wurmte es ihn, dass er davon nichts wusste. Abwiegelnd meinte er, es sei nicht Aufgabe einer Mordkommission, sich um Sachbeschädigung zu kümmern.
    »Und einen Zusammenhang mit dem Tod von Albers sehen Sie nicht?«
    »Der Fall ist abgeschlossen, Herr Hellberger, eindeutig Tod durch Ertrinken.«
    Wenzels Sicherheit ließ Georg noch mehr zweifeln. Es gab selten einfache Lösungen. Er rief Frau Albers an, um sich mit ihr für den Abend zu verabreden, aber sie hatte erst am nächsten Tag Zeit.
    »Warten Sie nicht zu lange«, riet er, »nehmen Sie die Warnung ernst. Zögern Sie mögliche Gegenmaßnahmen nicht hinaus.«
    Sie reagierte nicht, möglicherweise war sie zu sehr in ihren Alltag und die Bewältigung der Trauer verstrickt, um weiter denken zu können. Ihr Sohn Patrick war offener. Er kam am Abend nach Zeltingen, und sie trafen sich vor der Kneipe auf dem Markplatz.
    Georg bat ihn, ihm alles zu erzählen, was er über die Ratssitzung wusste, an der sein Vater vor seinem Tod teilgenommen hatte.
    »Es ging im Wesentlichen um das Defizit des Mosel-Wein-Nachts-Marktes. Da stritten sich die CDUler wie verrückt, wer die Verantwortung beziehungsweise das Defizit zu tragen hätte, denn die hatten in Bernkastel-Kues einen unfähigen Leiter für die Tourismuszentrale eingestellt. Einige vertrauten ihm, andere nicht, zu denen gehörte mein Vater. Es wurde viel Geld ausgegeben, das die Stadt nicht hat. Wer zahlt jetzt die Schulden? Aber das hat mit Vater nichts zu tun, obwohl er in der CDU war. Er war trotzdem gegen die Brücke.«
    »Worum ging es Ihrer Ansicht nach?«
    »Es gibt jemanden, der ihn hasst, der versucht, uns bei jeder Gelegenheit zu schaden. Er versucht alles Mögliche, sogar die Steuerfahndung hat er uns auf den Hals gehetzt, ins Hotel wie auch in die Kellerei. Die finden immer was.«
    »Und wer ist der Mensch?«
    »Er heißt Weissgräber, auch ein Winzer, ein ganz guter sogar, er wohnt in Traben-Trarbach, aber seine Weinberge liegen in Brauneberg. Vor drei Jahren hatte er Probleme mit der Gärung, die Weine gärten nicht durch, irgendetwas stimmte mit den Hefen nicht, es könnte auch sein Keller zu kalt gewesen sein. Jedenfalls konnte er nicht liefern, hatte keinen Wein, aber es gab Lieferverpflichtungen einer Einkaufsgemeinschaft gegenüber.«
    »Was ist das?«
    »Es sind Weinhändler, die sich zusammenschließen, um mehr Einkaufsmacht zu entwickeln, günstiger große Mengen einzukaufen, die später ausschließlich unter den Mitgliedern verteilt werden.«
    »Was hatte Ihr Vater damit zu tun?«
    »Die Einkäufer haben an dem Tag, als sie davon erfuhren, zufällig bei uns gegessen und unsere Weine getrunken, da haben sie sich bei uns eingedeckt, wir konnten liefern. Später sind sie bei uns geblieben, und Weissgräber hat behauptet, mein Vater hätte die Einkäufer bestochen, er hat die Mitglieder gegeneinander aufgehetzt. Es kam sogar zu einem Prozess, den hat Weissgräber verloren, es muss ihn ein Schweinegeld gekostet haben. Meinem Vater hat er danach Rache geschworen.«
    »Und dieser Weissgräber war auf der Sitzung?«
    Patrick nickte und starrte auf seine Fingernägel. »Er ging allein weg, kurz nach meinem Vater, er hat sich von niemandem verabschiedet.«

16
    »Man wagt es nicht, sich auszumalen, was hätte passieren können, wenn Sie nicht gekommen wären. Wir sind Ihnen sehr dankbar.« Frau Albers, ein Lächeln im blassen Gesicht, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich zu Georg an den Tisch

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