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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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hatte. Das war wieder einer der zermürbenden Gedanken, die jederzeit über ihn herfielen.
    »Der Molitor – ja, aber der Becker ist in Mülheim, da fahren Sie einfach immer an den Moselschleifen entlang, durch Bernkastel durch, dann kommt Andel, und gleich dahinter liegt Mülheim. Beim Supermarkt biegen Sie links ab und dann gleich wieder rechts.«
    »Sie kennen sich gut aus …«
    »Ich bin hier zu Hause!«
    Der letzte Satz brachte Georg auf eine Idee. »Dann kannten Sie bestimmt den Ertrunkenen, diesen Winzer …?«
    »Albers? Klar, ich bin zuerst mit seinen Söhnen zur Schule gegangen, Rüdiger und Patrick. Beide wechselten später aufs Gymnasium, das konnten wir uns nicht leisten, oder mein Vater wollte das nicht, glaube ich jedenfalls. Geld ist bei uns immer knapp. Aber wir spielen ab und zu zusammen Fußball.«
    »Haben Sie von dem Streit zwischen dem Vater und Ihrem Chef gewusst?«
    »Was zwischen den Alten abgeht, interessiert uns nicht. Aber der Streit läuft schon ewig. Die Albers wohnen in Graach, das ist der nächste Ort hier am Ufer, stromaufwärts.« Klaus zeigte irgendwohin, ob es stromaufwärts war oder stromabwärts, wusste Georg nicht, im Keller hatte er die Richtung verloren.
    »Sein Hotel steht in Pünderich, und die Weinberge liegen weit verstreut wie unsere. Das kommt von der Erbteilung. Es versteht keiner, wie der Albers ertrinken konnte. Vielleicht war er so breit – nur die anderen auf der Sitzung fanden das nicht …«
    »Woher wissen Sie …?«
    Der junge Mann winkte ab. »Überall wird geredet, viele kannten ihn, ja, gestänkert hat er immer. Er soll ein Querkopf gewesen sein und mit vielen Streit angefangen haben. Rüdiger, das hat er mir selbst gesagt, hat sich immer gewundert, dass es hoch herging, aber nie zu einer Prügelei kam. Er hat immer gegrinst, wenn er über seinen Vater geredet hat. Ich glaube, er fand seine Art total cool, besonders, dass er nie klein beigegeben hat. Albers hat auch gute Weine gemacht. Ich glaube, Albers und Sauter haben konkurriert, es ging ihnen darum, wer besser war.«
    »Und wer von beiden war besser?«, fragte Georg und spürte, wie er sich innerlich dagegen wehrte, dass Sauter vielleicht doch etwas mit dem Tod des Kollegen zu tun hatte. Er erinnerte sich an das dumme Wort von der »Routine«, einer der Kriminalbeamten hatte es benutzt. Er wusste nicht genau, was darunter fiel, möglich, dass es den Kriminalbeamten um mehr ging, als lediglich ein Tötungsdelikt auszuschließen.
    Die Antwort, wer bessere Weine machte, blieb Klaus schuldig. Sie waren mittlerweile im Rotweinkeller angekommen. Hier standen lediglich zwei Halbstückfässer, die mit Dornfelder gefüllt waren, und etwa fünfzehn alte Barriques. Fünf davon waren mit Riesling gefüllt, »aber er bleibt nurkurz darin, damit er nicht zu viel vom Holz mitkriegt«, wie Klaus erklärte, »in den anderen reift unser erster Versuch vom Spätburgunder. Der ist momentan in einem Zustand, dass Sie das Grausen kriegen, wenn Sie probieren. Man kann sich nicht vorstellen, dass da mal was Trinkbares bei rauskommt. Da bin ich zufällig mit Bischof einer Meinung. Aber Herr Sauter meint, das sei so, das sei immer so – und wenn er das sagt …«
    Es gefiel Georg, wie Klaus sich mit dem Weingut identifizierte und den Wein als seine Aufgabe sah – es war beileibe kein »Job« für ihn.
    »Von Rotwein verstehe ich nichts«, fuhr er fort, »wir hatten zu Hause nur Riesling, nicht einmal Müller-Thurgau und auch keinen Elbling, dazu braucht es angeblich Muschelkalk im Boden und Keuper. Aber fragen Sie mich nicht, was Keuper ist. Ich weiß nur, dass der Keuper erdgeschichtlich auf dem Muschelkalk zu liegen kommt. Wer da mehr weiß«, Klaus hob die Hand und zeigte in eine Richtung, von der Georg annahm, dass es die richtige Himmelsrichtung war, »das ist die Frau von gegenüber, sie ist Geologin und Winzerin, die lernen Sie auch noch kennen, die ist in Ordnung, nur ziemlich menschenscheu, oder männerscheu.«
    Obwohl Klaus sicher wenig über Frauen zu sagen hatte, zog er nach den letzten Worten vielsagend die Augenbrauen hoch und machte ein kumpelhaftes Gesicht, wie es Männer tun, wenn sie über Frauen reden, als wüssten sie Bescheid. Georg hörte jemanden auf der Kellertreppe poltern. Er würde den schweren Schritt in Zukunft immer mit Bischof in Verbindung bringen.
    In Sekunden zerstörte der Kellermeister die vertrauensvolle Situation mit lächerlichen Floskeln, in denen er Klaus’ Fähigkeiten in Abrede

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