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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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man, mit der Beerenauslese hört man auf. Ist das Essen fett, braucht man einen schlanken Wein, ist Ihr Gericht fein oder zart, muss auch die Säure diskret sein. Es ist eine Kunst, den richtigen Wein zu wählen.«
    »Er macht das ständig«, sagte der Freund des Anwalts, »er hat so viel Ärger, er zieht die schwierigsten Fälle an Land, nur damit er eine Ausrede für sein Hobby hat.«
    »Haben Sie keinen Ärger?«, fragte der Anwalt, als sei er auf der Suche nach neuen Klienten.
    »Bei meinem Ärger müsste ich ein Fass bestellen«, sagte Georg.
    Seine Tischgenossen hielten es für einen Scherz und stießen lachend an. Sie redeten gern und viel, und Georg brauchte nur zuzuhören.
    Aber Wildschwein mit Pfifferlingen und dazu einen Riesling oder Rinderleber in Spätburgundersoße? Er entschied sich für das Rachtiger Hackfleischsüppchen mit Lauch und nahm das gebratene Zanderfilet in Riesling-Rahmsoße. Dazu gab es bestimmt den passenden Wein …

6
    Sie waren da, irgendwo hier, ganz in der Nähe. Georg wusste es. Sie hatten seine Fährte aufgenommen, er hatte nicht genügend getan, um sie zu verwischen. Anfangs, nach dem Verkauf an COS, als seine Loyalität dem früheren Chef gegolten hatte und nicht den neuen, unbekannten Inhabern, hatten sie ihm den Trojaner auf seinen Laptop gespielt. Nur ein Spezialist würde ihn finden, er verstand nicht genügend davon.
    Der Laptop war die Schwachstelle, er hatte oft genug unbeobachtet auf dem Schreibtisch gelegen, wenn er Besprechungen außerhalb seines Büros gehabt hatte. An das Blackberry kamen sie nicht ran, sein Zufallscode aus Zahlen und Buchstaben war nicht zu knacken, doch es war lokalisierbar. Sie hatten wahrscheinlich an ihm als Erstem das praktiziert, wogegen er sich verwahrt hatte, was er als die Militarisierung ihrer Arbeit begriff – und als illegal.
    Er sollte seinen Laptop jemandem in den Wagen legen, der quer durch Europa fuhr, das würde Baxter beschäftigen. Vielleicht sollte er in Zukunft ganz auf Geräte verzichten, die nach einem Jahr bereits zum Cyber-Schrott gehörten? Auf Briefe hatten sie keinen Zugriff, außer sie hatten jemand bei der Post eingeschleust oder für sich gewinnen können. Es war eine Frage des Preises. Der Postbeamte bekam einen Tausender, der Konzernchef tat es für hundert davon. Er könnte die Briefe an Roses beste Freundin schicken  – wie gut, dass er sich an Kathrin erinnerte –, die würde ihr in derSchule die Briefe geben. Sie würde mitspielen, Kathrin war ein patentes Mädchen. Er kannte ihre Adresse, er hatte Rose dort mehrmals abgeholt.
    Das Telefon war der schwache Punkt in seiner Strategie, ein Wechsel der Geräte würde dazu führen, dass er auf Anrufe seiner Töchter verzichten musste – und auf die aller anderen auch. War das nicht unerheblich, jetzt, wo sie da waren?
    Er wandte sich nach rechts, dort stand der Wagen, in den die beiden höchst unauffälligen jungen Leute eingestiegen waren, als sie meinten, von ihm entdeckt worden zu sein. War das beabsichtigt? Sie hatten im »Zeltinger Hof« zu oft herübergesehen. Das Pärchen hatte sich strategisch platziert, hatte sofort gezahlt, nachdem ihre Getränke, ein Radler und ein Milchkaffee, auf keinen Fall Alkohol, gebracht worden waren, um jederzeit aufzustehen, falls die beschattete Person überraschend aufbrechen sollte. Sie hatten sowohl ihn wie auch die Ausgänge im Blick gehabt, der junge Mann war ihm sogar auf die Toilette gefolgt, damit seine Zielperson sich nicht heimlich verdrückte, wie im Handbuch für Beschattung beschrieben.
    Jetzt setzte der Wagen zurück, viel zu schnell, als Georg blind vom Licht der aufgeblendeten Scheinwerfer sich die Hand vor die Augen hielt und weiter auf sie zuging. Er wollte sie verunsichern, er wollte die Initiative wieder in die Hand bekommen, sie sollten wissen, dass … ja, was eigentlich?
    Es knirschte laut, der Wagen schrammte mit dem hinteren rechten Kotflügel an einer Hausecke entlang, aber der Fahrer hielt nicht an. Jeder vernünftig denkende Mensch wäre ausgestiegen, um den Schaden zu betrachten, was Georgs Verdacht bestätigte.
    Vorhin, auf dem Weg zum Restaurant, war er mehrmals stehen geblieben, war abgelenkt gewesen, in Gedanken vertieft, er war sich sicher, dass sie sich vor seinem Apartment an ihn gehängt und ihn observiert hatten. Sie hatten gleich nach ihm das Restaurant betreten. Damit war klar, dass sieihn gefunden hatten, sie kannten seinen neuen Wohnort und machten kein Geheimnis daraus.
    Der

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