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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Wagen war rückwärts in die Uferallee eingebogen und dann in Richtung Brücke gefahren, die Rücklichter entschwanden. Doch die Rücklichter moderner Autos waren Teil des Designs, zumindest den Wagentyp würde er wiedererkennen.
    Was würde Baxter mit der Information, dass er in einem Weinbaubetrieb arbeitete, anfangen? Er hatte in seinem bisherigen Leben nichts damit zu tun gehabt, er hatte sich nie über das Thema ausgelassen.
    Die Reduzierung eines Ertrags wurde auch durch einen niedrigen Anschnitt im Frühjahr erreicht, durch das Herausschneiden ungewünschter Triebe und durch die Grüne Ernte. Und als er dann noch das Menge-Güte-Gesetz erwähnt hatte, wonach die Weinqualität sank, je höher die Ertragsmenge am Rebstock stieg (weil der Zuckergehalt des Mostes fiel und mit ihm der Gehalt an Extraktstoffen), hatten sie bewundernd zugehört. Dabei verstanden sie von Wein viel mehr als er, vom Geschmack jedenfalls, und konnten sich ausdrücken. Dass es dieses Menge-Güte-Gesetz gab, hatte Klaus ihm erst am Nachmittag erzählt.
    Irgendwo bellte ein Hund in der Nacht, Georg sah Scheinwerfer eines Wagens auf der nahen Brücke und hörte das Tuckern eines Schiffsdiesels. Erstaunlich, dass die Schiffe auch bei Nacht auf dem engen Fluss fuhren. Dann herrschte Ruhe, bis auf das Zuschlagen eines Fensters. Georg überlegte, was zu tun war. Er schaute auf die Uhr, es war kurz vor Mitternacht, die Episode eben hatte ihn wach gemacht. Er würde sowieso nicht einschlafen, also konnte er hier irgendwo warten, ob seine Bewacher wiederkämen.
    »Es bleibt alles beim Alten«, hatte es nach dem Verkauf geheißen. Das hatte kaum ein Mitarbeiter dem Chef abgenommen, er selbst eingeschlossen. Der Gedanke, an eine US-Firma verkauft zu werden, hatte alle Mitarbeiter dasFürchten gelehrt. Es hatte sich herumgesprochen, wie gnadenlos sie im eigenen Land mit Arbeitskräften umgingen. Der erste Monat war ruhig gewesen, die Stimmung war trotzdem gedrückt. Für eine Investorengruppe zu arbeiten, der es völlig gleichgültig war, ob sie mit Süßigkeiten oder Sicherheit ihre Profitraten erreichte, hatte ihm die Augen für die Praktiken der Securitybranche geöffnet. Der Leiter des Beschaffungswesens wurde ausgewechselt, und Georg hatte sich die Klagen der bisherigen Partner anzuhören und eine Politik zu verteidigen, die er nicht teilte. Darüber diskutierte er mit der neuen Geschäftsleitung, die ihm vorwarf, die »Philosophie« nicht zu verstehen. Dann kam ein Stab von Leuten aus der Stockholmer Filiale, der den Umbau interner Strukturen vorbereitete. Aus den Abteilungen wurden Profitcenter, englische Bezeichnungen wurden eingeführt, und wem das nicht passte, der wurde aufgefordert, sich bei den »Verlierern« einen Job zu suchen, denn COS würde binnen Kurzem zum Marktführer werden.
    Georg setzte sich auf eine halbhohe Mauer, blühenden Oleander im Rücken, sah den Schein des Mondes auf dem Wasser tanzen, beobachtete die Straße und dachte an seinen Diebstahl der Unterlagen. Wollte er ein Whistleblower werden und wirklich alles an die Öffentlichkeit bringen? Das war Demokratie: Volksherrschaft. Stasi-Unterlagen für alle zugänglich.
    Dokumente waren ihm in die Hände gefallen, in denen davon die Rede war, die Arbeit für bestimmte Kunden genau zu dokumentieren und Informationen zu sammeln, die man später gegen diesen Kunden als Druckmittel nutzen oder verkaufen konnte. Der Aufbau einer Filiale war geplant, um mit Dumpingangeboten in Sachen Sicherheit bei der Konkurrenz der eigenen Klienten Fuß zu fassen. Mitarbeiter der Kunden sollten auf mögliche Bereitschaft getestet werden, als Informanten zu dienen. Für den Aufbau von Kontakten zu Polizeidienststellen wurde eine Abteilung geschaffen,ebenso ein Verantwortlicher eingestellt, um Journalisten zu »führen«, die über die verschärfte Sicherheitslage schreiben sollten, an der COS dann verdienen würde. Er hatte sie Angstmacher genannt.
    Und es gab den Fachmann für Lobbyarbeit innerhalb der Politik. Man suchte Leute wie den CDU-Abgeordneten Dr. Michael Fuchs, der für die britische Spionagefirma Hakluyt & Company, einen privaten Geheimdienst, angeblich nur Vorträge hielt. Für diese »Nebentätigkeiten« waren auf der Website des Bundestages siebenundfünfzigtausend Euro deklariert. Das tatsächliche Honorar war aber unklar, da Nebeneinkünfte beim Bundestag nur in drei Stufen bis zu siebentausend Euro veröffentlicht wurden. Sogar dagegen hatte sich dieser Fuchs gewandt. Er

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