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Toedlicher Sumpf

Toedlicher Sumpf

Titel: Toedlicher Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Castro
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fühlt sich jetzt bestimmt sehr willkommen.«
    »Schluss damit, Mädels.« Calinda ist aufgestanden, beugt sich herüber und legt eine Hand zwischen uns flach auf das weiße Tischtuch. »Das könnt ihr nicht machen. Nicht heute. Nicht hier.« Ich spähe zu Soline und sehe, dass sie uns, obwohl sie mit ihrer Mutter spricht, aufmerksam beobachtet. Schnell setze ich ein breites Kein-Problem-Grinsen auf. Fabi lächelt ihr ebenfalls zu, und sie dreht sich wieder zu ihrer Mutter um. »Gut«, sagt Calinda und sinkt zurück auf ihren Stuhl. »Jetzt kommt mal ein bisschen runter.«
    »Fabi?«, wiederholt Carlo, und sein Blick ist der eines getretenen Hundes.
    Sie schüttelt den Kopf. »Nola sieht Gespenster. Ich hab dir ja erzählt, wie sie ist.«
    »Was zum Henker soll das ...«
    »Aufhören«, ordnet Calinda an, ganz die kühle Anwältin jetzt. »Und das meine ich ernst. Hört auf, oder macht draußen weiter.«
    »Willst du?«, frage ich und weise mit dem Daumen in Richtung Flur. »Ich bin bereit.«
    »Kannst du nicht einfach aufhören?«, erwidert Fabi und rückt mit einer Hand ihre Hochsteckfrisur zurecht. »Versuch dich zivilisiert zu benehmen. Wenigstens ein Mal.«
    »Das reicht«, faucht Calinda. Ich habe sie noch nie böse erlebt. Fabi und ich verstummen. Beide starren wir auf unseren Teller. Das Streichquartett geht zu Vivaldi über, und rings umuns her summen Stimmen und klappern Silber und Porzellan. Ich schaue zu David hinüber; er sieht etwas verwirrt aus, aber auch belustigt. Calinda ist stocksauer, kein Zweifel.
    Bento kommt zurück, setzt sich und lächelt uns der Reihe nach freundlich an. »Was habe ich verpasst?«
    »Na ja.« Ich räuspere mich. »Wo du schon fragst: Fabi hat uns von diesem heißen Typen erzählt, der jeden Nachmittag mit nacktem Oberkörper an der Highschool vorbeiradelt. Sie geht immer raus auf die Vortreppe, um ihn zu sehen.«
    Bevor Fabi auch nur nach Luft schnappen kann, runzelt Bento schon – genau wie Carlo – erstaunt die Stirn.
    »Was ist los mit dir, Nola?« In ihren großen, vornehmen Augen glitzern Tränen.
    Ich springe auf. Bento versteht überhaupt nichts.
    »Ich muss gehen«, erkläre ich.
    »Aber es soll noch getanzt werden«, sagt er und greift nach meiner Hand. » Cariño , ich wollte tanzen.«
    Der Süße. Ich beuge mich zu ihm hinunter und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Wenn er nur halb so gut tanzt, wie er vögelt, hätten wir einen wunderbaren Abend haben können. Aber ich bin zu sauer. Ich kann nicht bleiben. Und wer weiß? Vielleicht gibt Fabi ohnehin die bessere Partnerin für ihn ab. Zusammen können sie eine schöne, zivilisierte, idealistische Sohle aufs Parkett legen.
    »Ich muss wirklich gehen.«
    »Ich komme mit.«
    »Nein, nein. Du bleibst hier. Genieß es. Ich muss einfach nach Hause.«
    »Ich ruf dich an?«
    »Ja, klar. Ruf an.« Ich schaue noch einmal zu Fabi hinüber. Sie sieht mich feindselig an, während Carlo ihr etwas ins Ohr flüstert. Calinda schüttelt den Kopf, als wären wir alle miteinander ein hoffnungsloser Fall. »Mach, was du willst«, sage ich laut genug, dass Fabi es hört, und dann gehe ich hinüber zu Soline und Rob, küsse sie auf die Wangen, wünsche ihnenalles Glück der Welt und schwindele ihnen etwas von Unwohlsein vor.
    Soline steht auf, und wir umarmen einander. »Ich hab dich lieb, Süße«, sagt sie.
    »Ich dich auch. Ruf an aus Thailand, hörst du?« Und dann gehe ich, so schnell ich kann.
    Aber ich schaffe es nur ins Foyer, bevor mir die Tränen kommen. Ich weine, wütend und gleichzeitig gekränkt, wie ich es noch nie war, den ganzen Weg zurück zu meiner kleinen Wohnung.

22
    »Nola? Nola!« Ich werde wachgerüttelt. Es ist dunkel. Uri. »Komm zu dir, Herrgott!«
    Ich setze mich auf und strecke die Hand nach der Nachttischlampe aus. »Ist okay, mir geht’s gut.«
    »Du hast geschrien«, sagt er und setzt sich auf meine Bettkante. »Mein Gott, sieh dich an. Du bist klatschnass.«
    Ich fahre mir über die Stirn. Sie ist nass von Schweiß, als wäre ich gelaufen. Und ich fühle mich ausgelaugt, als hätte ich im Schlaf einen Ringkampf zu bestehen gehabt.
    »Was ist los?«
    »Ich weiß es nicht.« Verwirrt starre ich ihn an. Die Farben sind alle viel zu grell, zu scharf. »Mir geht’s gut. Tut mir leid.« Ich wühle in meiner Erinnerung, doch da ist nichts; es fühlt sich an wie in einem schwarzen Tunnel, der nirgendwohin führt.
    »Du hast diese Laute von dir gegeben – schreckliche, hohe Laute.«
    Ich schüttele den

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