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Toedlicher Sumpf

Toedlicher Sumpf

Titel: Toedlicher Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Castro
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Gruppe von vornehm aussehenden Männern: St. Louis, ROI DE FRANCE, ANNONCE LA 7EME CROISADE lautet die goldene Unterschrift, und selbst ich bin in der Lage, mir dieses Stück imperialer Propaganda zu übersetzen: Geaux , Kreuzfahrer! Go!
    Vorn angelangt drehe ich mich um und nehme meinen Platz neben Calinda und Fabi ein. Zwanzig Flaggen hängen über den Reihen von Kirchenbänken. Die Decke des hohen Tonnengewölbes ist verziert mit Bildnissen der Heiligen und des Jesuskindes. Jede Menge Gold, jede Menge Purpur, jede Menge Cremeweiß – Fabis Mutter wäre begeistert –, und dann der Himmel aus Kronleuchtern: Zehn Messingleuchter hängen über den Bankreihen, und vorn in der Mitte schwebt ein riesiger Kristalllüster. Trotz dieser vielen Lichter ist es kühl, wirkt die Helligkeit gedämpft. Ein leichter Luftzug hält die Flaggen in steter Bewegung. Neben dem Kirchenportal stehen riesige Action-Figuren von Jeanne d’Arc und König Louis IX.
    Meine polierten Zehen- und Fingernägel glänzen und wirken – dank der anderthalbstündigen Bemühungen bei Pedicult, mir zu einem von Natur aus makellosen Aussehen zu verhelfen – perfekt natürlich. An mir findet sich nicht der kleinste Spritzer roten Lacks. Ich suche die Reihen ab.
    Immer noch kein Bento. Vielleicht hat er es sich anders überlegt. Ich sehe die vielen, vielen Freunde und Verwandten von Soline und Rob. Plötzlich finde ich es seltsam, vor fünfhundert Leuten zu stehen, die die beiden oder einen von ihnen kennen. Allein die Angehörigen füllen auf beiden Seiten die ersten vier Reihen. Mir vorzustellen, wie anders das bei meiner eigenen Hochzeit wäre – sollte es dazu je kommen –, tutein bisschen weh. Meine Mutter und meine Freundinnen würden kommen – und dann die Freunde und Verwandten, die der Bräutigam hätte. Die Gesellschaft wäre so klein, dass eine Marienkapelle ausreichen würde.
    Nicht, dass das je passieren wird. Jede Art von Festlegung und Verpflichtung – außer meiner Arbeit gegenüber – löst bei mir Verspannungen aus.
    Soline sieht aus wie eine Göttin, als sie am Arm ihres Vaters den Mittelgang entlanggeschwebt kommt und ein liebevolles Leuchten in alle Gesichter zaubert. Während der Priester sich endlos über Treue und Vertrauen auslässt, nicken die hübschen Frühlingshüte der Damen – große lilafarbene oder gelbe Scheiben – synchron auf und ab. Für mich hört sich die Predigt an wie Werbung für eine Investmentfirma. Als ich gähne, schiebt Calinda mir den Ellbogen in die Seite. Um ein Haar verliere ich das Gleichgewicht. Ich taumele einen Schritt zurück und habe Mühe, nicht loszulachen. Schon starrt Fabi mich an, also halte ich wieder still, langweile mich und lausche dem dröhnenden Regen, bis Soline und Rob einander endlich küssen und wir frei sind – oder jedenfalls die Freiheit haben, in einer Empfangsreihe zu stehen, während fünfhundert Freunde und Verwandte kommen, um Hände zu schütteln. Es regnet immer noch, deshalb drängen die Leute sich zusammen und spähen durch die offenen Holztüren nach draußen und in den Himmel. Als endlich auch die letzte Hand gedrückt ist und die letzte Kamera geblitzt hat, schwächt der Regen sich zu einem feinen Nieseln ab. Wir gehen die Stufen hinunter auf die breiten, graugrünen Gehwegplatten der Chartres Street, die feucht glänzen.
    Und da steht Bento.
    »Wo warst du?« Ich haue ihm meine winzige Handtasche auf die Schulter.
    Er lächelt. »Hinten. Hinter einer Dame mit sehr großem Hut.«
    Augenblicklich tauchen Calinda und Fabi neben mir auf. »Und wer ist das?«, fragt Fabi, und ich stelle sie einander vor.
    »Hmm«, macht Calinda und schüttelt ihm lächelnd die Hand. Mit der anderen greift sie nach meiner. »Wir haben noch nie einen Freund von Nola kennengelernt. Das ist wirklich etwas Besonderes.« So bleibt sie stehen und strahlt, bis ich ihr endlich meine Hand entwinden kann.
    »Müssen wir nicht gehen?«
    »Warum hast du es so eilig?«, fragt Fabi. »Die Kutsche für die Brautjungfern steht doch gleich hier.« Zwei weiße Pferde schnauben. Robs Schwester sitzt schon, und der Kutscher hilft Calinda, Fabi und mir beim Einsteigen. »Möchtest du mitfahren, Bento?«, sagt Fabi.
    »Nein!«, zische ich.
    »Doch!«, beharrt sie. »Wir quetschen dich hier mit rein.«
    »Das muss wirklich nicht sein«, murmele ich. Die Männer, die mit Fabi und Calinda gekommen sind, gehen die paar Meter zum »Omni Hotel« doch auch zu Fuß, wie alle anderen. Aber Fabi lässt nicht

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