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Toedlicher Sumpf

Toedlicher Sumpf

Titel: Toedlicher Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Castro
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kennengelernt?« Von den richtigen , meint Fabi.
    Zum Glück gibt es im Quarter keine wirkliche Entfernung, und so halten wir vor dem »Omni Hotel«, bevor sie ihn nach seinem Kontostand fragen kann.
    Zum Essen sitzen wir im Grand Salon. Während ein Streichquartett Bach spielt, werden uns plattenweise Hummer, Augenbohnen,Yams-Schaum, Filet Mignon, gebratene Speckteilchen und Wassermelonenwürfel serviert, die mit je einem frischen Stängel Koriander gespickt sind.
    Fabi, die uns gegenübersitzt, nimmt die Befragung wieder auf und findet heraus, dass Bento fünfunddreißig und ein guter Katholik ist, aber nicht regelmäßig in die Kirche geht – »nur, wenn ich etwas zu beichten habe«, sagt er und lächelt mir verschwörerisch zu –, dass er Kinder möchte, am liebsten zwei oder drei, aber noch nicht jetzt. Es ist ja nett von ihr, aber ein bisschen viel. Ein bisschen viel, ein bisschen peinlich und ein bisschen nervtötend.
    Der arme Carlo bleibt völlig sich selbst überlassen und muss zusehen, wie er konversationsmäßig zurechtkommt. Calinda hat sich entschieden, David mitzubringen, den sexy Nerd, und wir vier unterhalten uns über den Oberbürgermeister Ray Nagin – immer ein ergiebiges Thema für NOLA-Einwohner, die einander nicht besonders gut kennen. Der Wein fließt in Strömen, die Stimmung ist gut, die Argumente fliegen nur so hin und her, als ich plötzlich höre, wie Fabi sagt: »Du bist ein echter Idealist .«
    Ich fahre herum, und sie kriegt es noch nicht mal mit. Sie starrt mit glänzenden Augen unverwandt Bento an.
    Mit einem Mal kapiere ich’s. Sie fragt ihn gar nicht um meinetwillen aus.
    Er sieht gut aus, ist zu haben und ein feiner Kerl. Er rettet die Sumpfgebiete. Und ich habe selbst behauptet, dass er mir nichts bedeutet. Dass er für mich einfach nur ein Mann ist. Bento ist also nicht nur einer ganz nach ihrem Herzen, sie kann es auch reinen Gewissens bei ihm versuchen.
    Sie fragt ihn, wo er wohnt, und das treibt es noch weiter auf die Spitze, denn als er zu meiner Überraschung erklärt, er wohne nicht weit von der Esplanade Avenue, sagt sie nicht: Ach, in der Nähe von Nola . Sondern: »Ach, dort unterrichte ich. Kennst du die Cabrini Highschool?«
    »Die bei dem großen Friedhof?«
    »Ja, genau. Da bin ich jeden Tag.« Sie wird rot. »Unter der Woche, meine ich.«
    Ein Kellner fragt, ob ich Rot- oder Weißwein möchte, und ich bitte um weißen. Da beugt Fabi sich vor und zeigt mit einem Finger, dessen Nagel schimmernd lackiert ist, auf meinen Teller.
    »Ich will dir nicht zu nahe treten, Nola, aber Weißwein passt nicht zu Steak.«
    »Genau«, sage ich bissig. »Du willst mir nicht zu nahe treten.« Für einen Augenblick runzelt sie die Stirn, dann wendet sie sich wieder Bento zu.
    »Macht dir das Unterrichten Spaß?«, fragt er ahnungslos.
    »Oh ja. Es ist meine Berufung.«
    »Das ist gut. Es ist sehr gut, eine sinnvolle Arbeit zu finden. Ich habe mich schon immer mit Wasser beschäftigt, schon als kleiner Junge in Lugo. Einmal haben wir Verwandte in Ciudad Real besucht, im Süden, wo der Boden sehr trocken ist. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ich hatte Mitleid mit dem Boden und mit den Leuten dort. Aber mis primos meinten: ›Spar dir dein Mitleid; uns gefällt’s hier.‹ So bin ich dazu gekommen, zum Thema Wasser zu studieren.« Er wendet sich mir zu und lächelt. »Aber ich rede zu viel. Würdest du mich einen Moment entschuldigen?«
    »Natürlich, klar.« Ich nicke.
    »Du hast nette Freunde«, sagt er, steht auf und geht in Richtung Flur.
    Sowie er außer Hörweite ist, suche ich Fabis Blick.
    »Was zum Henker war das?« Ich bin wohl lauter als beabsichtigt, jedenfalls legt Calinda mir eine Hand auf den Arm. Carlo schaut herüber.
    »Was war was?«, fragt Fabi.
    »Warum gräbst du meinen Freund an, verdammt?«
    »Deinen Freund angraben? Bist du verrückt?«
    »›Oh, Bento, du bist toll, du bist so ein Held!‹«, äffe ich sie nach. »›Oh, Bento, ich arbeite gleich bei dir um die Ecke. Wir können uns jederzeit treffen und es tun.«
    Sie ist schockiert. »Wie kannst du ...?«
    »Wie kannst du ...?«, blaffe ich zurück.
    »Fabi?«, sagt Carlo unsicher.
    Sie beobachtet ihn nicht. »Ich wollte ihm nur das Gefühl geben, dass er willkommen ist. Dir kann’s doch egal sein, du ignorierst ihn ja mehr oder weniger.«
    »Ignorieren?« Am liebsten würde ich ihr den ganzen Scheißtisch entgegenkippen. »Ich bin überhaupt nicht zu Wort gekommen. Aber mach dir nichts draus. Er

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