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Tödlicher Vatertag

Tödlicher Vatertag

Titel: Tödlicher Vatertag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wesentlich kleineren Mann auf die Schulter. »Vor Ihnen kann man Hochachtung haben.«
    »Ach, halb so wild. Alles nur eine Sache der Organisation. Früher wollte ich mal Politiker werden, aber mir paßte keine Partei.« Er grinste verschmitzt. »Jetzt will ich selbst eine gründen. Die Tombola-Partei. Kann jeder eintreten, der genügend spendet.«
    Ich lachte. »Da hätten Sie in Deutschland wohl eine Chance.«
    »Sie in England nicht minder«, erwiderte er beim Einsteigen und ließ mich ebenfalls in den Copter.
    Glatt und sicher startete er. Ich schaute in die Tiefe. Ich konnte genau erkennen, wie der schräge Berghang unter uns zurückblieb, als wir an Höhe gewannen und plötzlich schon über den schräg wachsenden Nadelbäumen schwebten.
    Im direkten Kurs flogen wir auf Kandersteg zu. Und zum erstenmal sah ich den Ort aus der Luft.
    Er verlor nichts von seinem besonderen Reiz, aber ich durfte mich nicht auf diesen Anblick konzentrieren, sondern mußte auch nach den lebenden Leichen Ausschau halten, die sicherlich unter uns irgendwo im Gelände herumturnten.
    Wir flogen an einem Schneefeld entlang. Wie auch der Pilot, so hatte ich ebenfalls meine getönte Brille aufgesetzt. Unter uns huschte der grauweiße Belag hinweg, er wechselte mit dem Braungrün einer Winteralm ab.
    Keine Spur der Zombies.
    Einmal glaubte ich, eine Bewegung zu sehen, das konnte ebenso ein Tier sein.
    Weit oben, dicht unter einem Gipfel erkannte ich auf einem Vorsprung eine Hütte. Stahlmenger hatte meinen Blick bemerkt und sagte: »Da können Sie hinwandern.«
    »Im Winter?« fragte ich laut zurück.
    »Nein, ist mehr etwas für den Sommer. Als ich hier meinen Pilotenschein machte, habe ich Proviant hochgeschafft.«
    »Sind Sie immer allein hier?«
    Er lachte. »Nicht immer. Während der Sommerferien habe ich auch meine Familie in Kandersteg. Wir sind Geschäftsleute und besitzen ein Kaufhaus. Da muß immer einer da sein, der sich um den Laden kümmert. Bei meiner Frau ist er in guten Händen. Das soll nicht heißen, daß ich blau mache. Im Gegenteil, wenn ich anwesend bin, habe ich auch oft einen Sechzehnstundentag.«
    »Wem sagen Sie das?« Auch bei mir gab es manchmal Tage, an denen ich einfach nicht zur Ruhe kam. Das gehört zu meinem Job. Da ich ihn mir freiwillig ausgesucht hatte, darf ich mich nicht beschweren. Ansonsten hätte ich auch die Anwaltskanzlei meines Vaters übernehmen können.
    Die lebenden Leichen hielten sich so gut versteckt, daß wir nicht einmal einen Zipfel von ihnen sahen. Der erste Angriff war fehlgeschlagen. Sicherlich bereiteten sie sich jetzt auf den zweiten vor, und der würde sicherlich mit mehr Geschick vorgetragen werden.
    Daran dachte ich mit Schrecken. Wenn sie das Hotel überfielen, konnte es böse ausgehen.
    Ich hatte kaum den Gedanken geführt, als ich bereits das Royal Hotel Gemmi unter uns auftauchen sah. Wir schienen über das Dach wegzurutschen und erreichten sofort danach die Rückseite, wo Stahlmenger zwischen Pool und Reitplatz landete.
    So etwas war wohl noch nicht oft vorgekommen, denn das Personal erschien plötzlich an den Fenstern und lief auch auf die kleine Terrasse, die sich an den großen Speisesaal anschloß.
    Sicher setzte der Pilot auf. »Sie waren klasse«, sagte ich zum Abschied und blinzelte ihm zu.
    »Bis später.«
    »Wann sind Sie zurück?«
    »Noch vor Einbruch der Dunkelheit.«
    »Okay, guten Flug.« Ich lief geduckt aus dem Drehbereich der Rotorblätter und schaute zu, wie Stahlmenger startete. Der Hubschrauber stieg wie ein übergroßes Insekt in die Luft. Ein Mann im grauen Anzug erschien. Er stand auf der Terrasse, hatte eine Hand zum Schutz vor den Sonnenstrahlen erhoben und schaute dem Hubschrauber nach.
    »Fein, fein«, kommentierte er. »Dieser Mann hat etwas gelernt, das kann man merken.« Er sah mich auf sich zukommen und stellte sich als der Besitzer des Hotels vor.
    Als er meinen Namen hörte, fragte er: »Sie sind der Gast aus London?«
    »Fein.« Er strahlte mich an. »Nur schade, daß Sie nicht im Sommer gekommen sind. Wir hätten auf dem Thuner See segeln können.«
    »Vielleicht klappt es ein ander Mal.«
    »Würde mich freuen.«
    Ich hatte es eilig, lief durch den Speisesaal und traf auf Herrn Contini, der ein zusammengeklapptes Schachbrett unter dem rechten angewinkelten Arm trug.
    »Alles in Ordnung?« fragte er mich.
    »So gut wie?«
    Herr Contini war ein alter Fuchs. Er schaute mich über die Ränder seiner Brille an, und der Blick glitt auch an meiner

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