Tödlicher Vatertag
die beiden fest, die auf dem Dach lagen, und Jerome Woeber beeilte sich noch mehr, um die anderen einzuholen. Mit einem Sprung erreichte er den Kofferraum, umklammerte die Beine seiner Freunde in Höhe der Knöchel. Einen Lidschlag später rumpelte der BMW bereits über die Straßenbefestigung, war auf dem Hang und fuhr abwärts. Meinen Blicken entschwand er.
Ich kam mir noch immer vor wie auf einer Rutsche. Für einen gezielten Pistolenschuß war die Distanz zwischen mir und den Zombies viel zu weit gewesen, ich hatte also wieder das Nachsehen und landete schließlich in einer kleinen, feuchten Hangvertiefung, nicht weit von der Straße entfernt.
Ausruhen galt nicht. Schnell kam ich hoch, glitt schräg die letzten Meter hinab und lief ebenso schräg auf der Straße aus, an deren linken Rand ich mich stellte und in die Tiefe schaute.
Da rumpelte der Wagen mit den Zombies talwärts. Über Mulden und Senken hinweg, wurde in die Höhe geschleudert wie ein bockbeiniger Esel, fiel wieder zurück, fuhr weiter, und auch die Zombies mußten die Schaukelei ertragen, die ihnen wohl nicht viel ausmachte, da es ihnen nach wie vor gelang, sich gegenseitig und auch am Wagen festzuklammern. Ohne das jemand am Lenkrad gedreht hätte, bekam der BMW einen Schlag, fuhr in eine Rechtskurve und rollte trotzdem weiter.
Ich blieb zurück.
Hatte es überhaupt Sinn, ihn noch zu verfolgen? So recht glaubte ich nicht daran. Der Vorsprung war einfach zu groß gewesen. Zudem hatten die verfluchten Zombies noch Glück gehabt, auch konnten sie sich nahe des Ortes, wo der Wald dichter war, besser verstecken. Ich wollte schon zurückgehen, als das Echo ein Krachen zu mir hochtrug. Es hörte sich so blechern an, und mir war klar, was es bedeutete. Der BMW war gegen einen Baum gefahren und hatte sich dort regelrecht zusammengeschoben.
Da war nichts mehr zu holen für mich. Die Zombies würden jetzt zu Fuß flüchten.
»Irgendwann!« flüsterte ich, »stehen wir uns unter anderen Bedingungen gegenüber, das kann ich euch versprechen!« Dann drehte ich mich um und ging den verfluchten Weg wieder zurück…
***
Herr Stahlmenger, der Pilot, hatte die Blockhütte verlassen und wartete neben seinem Hubschrauber auf mich, der die Landung gut überstanden hatte.
Ich suchte nach Christian Rügel. Stahlmenger hatte meinen Blick bemerkt. »Er ist nicht mehr in der Hütte. Ich wollte mit ihm gerade losfliegen.«
»Ist er tot?«
Etwas länger schaute mich der Deutsche an. »Nein, er ist nicht tot, obwohl er zwei Kugeln abbekommen hat. Ich fliege ihn nach Thun, dort kann er behandelt werden.«
»Wie gefährlich sind die Verletzungen?«
»Ich bin kein Arzt. Er ist einmal am Bein und an der Hüfte getroffen worden. Der Hüfttreffer war zum Glück nur ein Streifschuß.«
Stahlmenger hob die Schultern. »Mehr konnte ich nicht tun.«
»Und wie haben Sie die Zombies erwischt?« fragte ich.
»Sie lauerten mir auf. Ich wollte fliegen, da standen sie plötzlich. Sie kamen aus der Hütte, wo einige Ersatzteile aufbewahrt werden. Sie umstellten und bedrohten mich mit ihren Waffen. Die müssen sie bei einem Einbruch abgestaubt haben.«
»Mich wundert nur, daß man Sie nicht getötet hat.«
Stahlmenger zuckte mit den Schultern. »Im nachhinein wundert mich das selbst. Meine Güte, was hatte ich eine Angst! Sie hockten hinter mir, stanken nach Moder und Verwesung und befahlen mir, zu dieser Hütte zu fliegen.«
»Wahrscheinlich wußten sie, daß wir hier waren.« Ich nickte gedankenverlorenund berichtete in knappen Worten, wie mir die drei entkommen waren.
Stahlmenger war etwas aufgefallen. »Sie zeigen keine Furcht, Herr Sinclair. Kennen Sie sich aus?«
»So ungefähr.«
Der Mann aus dem Ruhrgebiet nickte. »Das hatte ich mir schon gedacht.« Mehr fragte er nicht.
Dafür öffnete er die Cockpittür. Ich schaute ebenfalls in den Copter. Auf zwei Decken lag der Verletzte. Er war sehr bleich geworden und wimmerte leise. Notdürftig hatte ihn Stahlmenger aus der Bordapotheke verbunden. »Ich habe ihm auch eine schmerzstillende Tablette gegeben«, sagte er noch.
Dieser Mann war wirklich gut, weil er stets die Übersicht behielt. Piloten mußten wohl so sein.
»Und wo wollen Sie hin?« fragte er mich.
»Nach Kandersteg.«
»Wieder den Weg zurück?«
»Was bleibt mir anderes übrig?«
Stahlmenger winkte ab. »Wissen Sie was? Ich lande in Kandersteg kurz zwischen und setze Sie ab. Dann fliege ich weiter zum Krankenhaus nach Thun.«
Ich schlug dem
Weitere Kostenlose Bücher