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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Cengiz doch verblüfft. Er dachte einen Moment nach und sagte dann: »Der Arme. Bestell deinem Mandanten schöne Grüße von deinem besten Freund. Er soll sich einen anderen Anwalt suchen.«
    »Selbst wenn ich das täte, du Holzkopf, geht das nicht mehr. Es sei denn, ich klaue auf die Schnelle silberne Löffel. Der bleibt mein Mandant«, empörte sich Rainer.
    »Das Leben kann schon hart sein. Dann richte deinem Klienten mein herzliches Beileid aus. Er kann’s gebrauchen, befürchte ich. War’s das?«
    »Wie kommst du da drauf? Ich sagte doch, ich brauche deine Hilfe.«
    »Inwiefern?«
    Rainer Esch schnappte sich die Kanne mit dem aufgebrühten Kaffee, griff ins Regal, in dem die Tassen standen, und fragte Cengiz: »Auch eine?«
    Der nickte.
    Rainer stellte zwei Kaffeetassen auf den Tisch und goss den heißen, schwarzen Muntermacher ein. Dann setzte er sich auf den Stuhl gegenüber. »Ich habe eben die Akte bekommen. Also, das ist so: Mein Mandant soll nach dem Bundesligaspiel zwischen Schalke und Dortmund einem BVB-Fan in der Eisenbahn ein Messer in die Brust gestoßen haben. Obwohl der ganze Zug voller Menschen war, gibt es anscheinend keine Zeugen.«
    »Wie das?«, wunderte sich Cengiz.
    »Kurz zuvor ist eine Massenschlägerei ausgebrochen. Angezettelt von einem Trupp Hooligans. Die haben auf alles eingedroschen, was sich bewegte.«
    »Schalker oder Dortmunder?«, fragte Cengiz nach.
    »Nach Aussage der Zeugen erst Dortmunder, später auch Schalker.«
    »Typisch.«
    »Red nicht so ’n Scheiß. Mein Mandant sagt, er kann sich an nichts erinnern. Die Blutprobe hat runde zwei Komma sieben Promille zur Tatzeit ergeben.«
    »Respekt. Da wären andere außer dir klinisch tot.«
    »Eben. Das ist das eine.«
    »Und das andere?«
    »Ich finde es seltsam, dass ein BVB-Fan einen anderen umnietet.«
    »Wie? Der hat einen Fan seines Vereins erstochen?«
    »Eigenartig, nicht?«
    »Vielleicht wusste der nicht, dass der andere auch ...«
    »Cengiz, die waren beide in Schwarz-Gelb.«
    »Oh ...«
    »Ich jedenfalls halte meinen Mandanten für unschuldig.«
    »Bei dem Sachverhalt dürftest du doch dann keine großen Schwierigkeiten haben, den da rauszupauken, oder irre ich mich?« Cengiz sah Rainer prüfend an.
    »Tja, im Prinzip hast du Recht, wenn da nicht eine Kleinigkeit wäre ...«
    »Welche Kleinigkeit?«
    »Die Kleinigkeit, dass auf der Mordwaffe die Fingerabdrücke meines Mandanten sind.«
    »Puh. Irrtum ausgeschlossen?«
    »Irrtum ausgeschlossen.«
    »Dann solltest du wieder auf meinen Rat vom Anfang des Gespräches zurückgreifen.«
    »Auf welchen?«
    »Ihm herzliches Beileid zu wünschen. Wie lange muss er sitzen?«
    »Cengiz, ich sagte dir noch eben, dass ich nicht glaube, dass er ...«
    »Worauf, du Winkeladvokat, gründest du denn deine Zuversicht? Ich denke, der Kerl kann sich an nichts erinnern?«
    »Kann er auch nicht.«
    »Sagt er. Muss aber nicht stimmen.«
    »Das ist es ja. Deshalb brauche ich unbedingt einen Zeugen, der den Mörder gesehen hat.«
    »Du denkst doch nicht etwa im Entferntesten daran, dass ich ein Alibi für den Kollegen liefere, oder?«
    »Quatsch. Ich bin Anwalt und damit Organ der Rechtspflege. Ich würde mich strafbar machen und meine Karriere wäre im Eimer.«
    »Was für eine Karriere? Das ist deine erste Strafrechtssache und wird auch die letzte sein. Es beruhigt mich im Übrigen zutiefst, dass du den Pfad der Tugend bis heute noch nicht verlassen hast.«
    »Ich brauche einen Zeugen. Und du sollst mir dabei helfen, ihn zu finden.«
    »Wie das denn?« Cengiz war zum zweiten Mal an diesem Morgen verblüfft.
    Esch zauberte ein Blatt Papier aus seiner Jackentasche. »Ich habe hier von der Staatsanwaltschaft eine Adressenliste von den einunddreißig Fahrgästen bekommen, die die Polizei in Castrop nach der Schlägerei noch dingfest machen konnte. Angeblich hat von ihnen keiner etwas gesehen. Das müssen wir nachprüfen.«
    »Wir?«
    »Ja, wir. Du bist ab sofort mein Bürovorsteher. Jeder macht die Hälfte.«
    Und jetzt war Cengiz zum dritten Mal verblüfft.
    15
    Rüdiger Brischinsky saß ziemlich relaxt und zufrieden an seinem Schreibtisch. In seiner rechten Hand hielt er eine brennende Zigarette und in seiner linken eine Tasse Milchkaffee mit drei Stückchen Zucker. Vor ihm auf dem Schreibtisch stapelten sich die Akten unerledigter Fälle, Urlaubskataloge und Kochzeitschriften. In einer dieser Zeitschriften blätterte der Hauptkommissar.
    »Sag mal, Heiner, hast du gewusst, dass die

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