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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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interessiert?«
    »Woran?«
    »An Informationen. Ich könnte Ihnen einen Namen nennen.«
    »Was für einen Namen? Namen habe ich jede Menge.«
    »Von jemandem, der dabei gewesen ist.«
    »Bei der Schlägerei im Zug?«
    »Wovon reden wir? Der Mann, dessen Name ich kenne, war an einer Auseinandersetzung beteiligt, in der ein Messer eine gewisse Rolle gespielt hat. Außerdem gehört er zu den Hooligans, die die Schlägerei angezettelt haben.«
    »Natürlich bin ich interessiert.« Rainers Gehirn kam langsam auf Touren. Möglicherweise war das der Hinweis, den er brauchte. Und er würde ihn bekommen, nicht die Kripo. Oder doch die Bullen? »Weiß die Polizei ...?«
    »Würde ich dann Sie anrufen?«
    Vermutlich nicht. »Wäre doch denkbar.«
    »Sind Sie interessiert?«
    »Immer.«
    »Gut. Eintausend.«
    Es dauerte eine Weile, bis der Anwalt begriff, was der Anrufer meinte. »Sie wollen eintausend für einen Namen?«
    »Sie kapieren schnell.«
    Jetzt verarschte ihn der Kerl auch noch. »Sie sind ja verrückt. Warum sollte ich so viel Geld bezahlen, nur um den Namen eines Zeugen zu erfahren? Irgendwann wird auch die Polizei ...«
    »Möglich. Oder auch nicht. Wollen Sie so lange warten?«
    »Ich zahle keine eintausend.«
    »Wie Sie meinen.« Der Unbekannte klang nicht so, als ob er mit Rainer einen längeren Smalltalk führen wollte.
    »Warten Sie ... Lassen Sie uns darüber reden.«
    »Worüber?«
    »Über den Preis.«
    »Herr Esch, verstehen Sie: Sie können nicht handeln. Wir haben einen Namen und Sie müssen unseren Preis bezahlen, wenn Sie diesen Namen haben wollen, capito?«
    »Schon klar. Aber wer garantiert mir, dass Sie mich nicht bescheißen?«
    Der Italiener lachte leise. »Niemand. Aber wir wickeln unsere Geschäfte im Allgemeinen zur gegenseitigen Zufriedenheit ab. Eine Frage der Ehre, wenn Sie verstehen.«
    »Also eintausend ist Ihr letztes Wort?«
    »Herr Esch, bitte.«
    Rainer versuchte sich an seinen letzten Kontoauszug zu erinnern. Der Gedanke daran verursachte ihm Unbehagen. Dann hatte er einen Entschluss gefasst. »Einverstanden. Wie komme ich an den Namen?«
    »Sie bringen heute Abend das Geld mit in die Eisdiele am Herner Hauptbahnhof. Wissen Sie, wo die ist?«
    Esch bejahte.
    »Gut. Sagen wir gegen acht? Ich habe das Handelsblatt vor mir auf dem Tisch liegen. Alles klar?«
    Das Handelsblatt. Sehr originell. »Ich werde da sein.«
    »Vergessen Sie das Geld nicht.« Der unbekannte Anrufer unterbrach die Verbindung.
    Esch atmete tief durch. Er würde einen Zeugen der Schlägerei kennen lernen. Es gab da nur eine kleine Schwierigkeit ...
     
    Die blonde Bankangestellte in der Filiale der Deutschen Bank in der Herner Innenstadt schenkte ihm ein freundliches Lächeln, als er seinen letzten Euroscheck über eintausend Schleifen über den Tresen schob.
    »Sie sind bei uns Kunde?«
    »Nein, bei Ihrer Filiale in Recklinghausen.«
    »Einen Moment, bitte.« Sie verschwand an einem der hinteren Schreibtische, griff zum Telefonhörer und begann ein Gespräch. Dabei blickte sie mehrmals auf Rainers Scheck. Dann legte sie auf und steuerte einen anderen Schreibtisch an, hinter dem ein höchstens Dreißigjähriger in einem dezent blauen Anzug thronte. Sie legte dem Yuppie den Scheck vor und warf dabei viel sagende Blicke auf den Anwalt, der nervös wartete. Nach endlosen Sekunden erhob sich der Blaugewandete und näherte sich Rainer mit dem Ausdruck tiefster Verachtung.
    Esch schwante Übles.
    »Herr Esch?«
    Rainer nickte.
    »Es tut mir Leid. Aber es gibt da ein Problem mit Ihrem Scheck. Unsere Filiale weigert sich, für den Betrag einzustehen.« Mit spitzen Fingern schob ihm der Banker das Papier wieder zu und ließ Esch ohne weitere Erklärung einfach stehen.
    Rainer knüllte wütend den Scheck zusammen, verfluchte still die Arroganz und das Geschäftsgebaren spätkapitalistischer Bankkonzerne und schob sich frustriert an der Schlange der hinter ihm Wartenden vorbei nach draußen, wobei der eine oder andere Kunde ein leicht süffisantes Grinsen nicht unterdrücken konnte.
    Auf der Bahnhofstraße bemühte sich Rainer, diesen Tiefschlag zu verdauen. Dann hatte er eine Idee. Wofür gab es Geldautomaten?
    Er durchsuchte seine Taschen. Die Scheckkarte war und blieb verschwunden. Dann fiel es ihm wieder ein. Sie lag in seiner Wohnung auf dem Küchentisch.
    Fluchend kämpfte sich Rainer in seinem Wagen durch den Nachmittagsverkehr nach Recklinghausen. Als er das Plastikgeld endlich wieder in seinen Besitz gebracht hatte,

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