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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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drittes Mal. Der Andere spuckte Blut und Zähne. Seine Freunde wollten ihm zu Hilfe eilen, aber der Fan sprühte ihnen eine Ladung Tränengas in die Augen. Fast blind irrten sie umher und waren so seinen brutalen Hieben und Tritten hilflos ausgeliefert.
    Immer und immer wieder schlug und trat der Fan blind vor Hass auf die drei sich vor ihm am Boden windenden Anderen ein. Er hörte erst auf, als er vor Erschöpfung nicht mehr konnte. Unberührt starrte er noch einen Moment auf die wimmernden Körper und ging dann seelenruhig weiter auf Erkundungstour.
    Im Spiel wie im Krieg oder in der Natur, dachte der Fan , gibt es Gewinner und Verlierer, Sieger und Besiegte, Jäger und Opfer. Er war der Wolf und nicht das Opfer.
    Und auch Schalke gewann das Auswärtsspiel. Drei zu zwei.
    24
    Am nächsten Morgen frühstückte Kommissar Krawatzki gemütlich in seinem Hotel, nahm sich Zeit für die Lektüre der Sonntagszeitung und führte von seinem Zimmer aus ein Telefonat mit Heinz Hasenberg, um sich mit ihm zu verabreden.
    Gegen zwölf wartete der Polizist aus Recklinghausen vor der Wohnung des Opfers auf dessen Bruder.
    Heinz Hasenberg schleppte einen beeindruckenden Bierbauch vor sich her. Er blickte sich zunächst um, bemerkte dann den wartenden Kommissar und kam zögernd näher.
    Krawatzki ergriff die Initiative. »Herr Hasenberg?«, fragte er.
    »Ja, der bin ich.«
    Der Beamte streckte seine Hand aus. »Krawatzki. Kripo Recklinghausen. Vielen Dank, dass Sie Zeit für mich haben. Zunächst möchte ich Ihnen aber mein herzliches Beileid aussprechen. Sie können sicher sein, wir finden den Mörder Ihres Bruders.«
    Hasenberg nickte stumm. Der Blick seiner Augen wurde wässerig. »Wissen Sie, mein Bruder hat es in seinem Leben nicht leicht gehabt. Vielleicht hätte ich mich nach dem Tod unserer Mutter mehr um ihn kümmern müssen. Dann wäre das alles möglicherweise anders gekommen. Aber damals, ich war ja selbst fast noch ein Kind ...«
    Krawatzki schwieg. Er kannte aus eigener, leidvoller Erfahrung diese Mischung aus Trauer, Wut und Selbstvorwürfen, die der Tod eines nahe stehenden Menschen auslöst. Da konnte keiner helfen. Angesichts des Gefühlscocktails, der Heinz Hasenberg durchspülte, hätten gut gemeinte tröstliche Worte und Ratschläge wie Platitüden gewirkt.
    Deshalb brachte der Polizist das Gespräch wieder auf eine geschäftsmäßige Ebene und zeigte Hasenberg das Konterfei Droppes. »Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen, möglicherweise in Begleitung Ihres Bruders?«
    Heinz Hasenberg schüttelte den Kopf.
    »Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, dass ich auch ohne Durchsuchungsbefehl einen Blick in die Wohnung Ihres Bruders werfen darf.«
    »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«, wollte Hasenberg wissen.
    »Nein, eigentlich nicht. Ich möchte mich nur etwas umsehen.«
    Hasenberg öffnete die Haustür und betrat den Flur. »Mein Bruder wohnt gleich hier rechts. Ich war seit seinem Tod noch nicht wieder in der Wohnung, ich habe es einfach nicht fertig gebracht. Aber irgendwann muss es ja sein.« Er seufzte. »Ich brauche seine Versicherungsunterlagen. Das Familienbuch habe ich, aber sonst ...« Hasenberg schluckte. »Ihre Kollegen hier in München haben mir gesagt, dass ich rechtzeitig Nachricht erhalte, wann mein Bruder ... Also ich meine ...«
    »Wir werden Sie informieren, sobald die Leiche freigegeben ist. Das ist selbstverständlich.«
    »Danke.« Hasenberg suchte mit zitternden Händen an einem Schlüsselbund. »Ich war noch nie ohne meinen Bruder in der Wohnung«, sagte er entschuldigend, als der erste Schlüssel nicht passte. »Er hat seinen Zweitschlüssel nur deshalb bei mir deponiert, weil er seinen eigenen häufiger hat liegen lassen. Und immer der Schlüsseldienst ...«
    Knarrend sprang die Tür auf. »Bitte«, sagte Heinz Hasenberg und ließ dem Kommissar den Vortritt.
    Krawatzki betrat die Wohnung. Das Erste, was ihm auffiel, war der tiefe Flor des dunkelroten Teppichbodens. An der Garderobe im Flur hingen verschiedene Jacken und Mäntel. Die erste Tür rechts führte in die Küche. Der Polizist warf einen Blick hinein. Einbaumöbel mit weißer Front, Geschirrberge und zwei leere Bierkis-
ten. Es roch nach abgestandenem Rauch.
    Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich das Schlafzimmer. Auch hier der rote Teppichboden. In einer Ecke des Raumes standen ein Fernsehgerät und ein Videorecorder, davor lagen zahlreiche Filmkassetten auf dem Boden. Krawatzki hob eine der Kassetten hoch. Geile Jungs und

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