Tödliches Abseits (German Edition)
Gewaltdelikten.«
»Klar.« Brischinsky wartete einen Moment auf weitere Erläuterungen. Als Baumann aber keine Anstalten unternahm, ihn weiter aufzuklären, sah er sich zu weiteren Fragen gezwungen. »Mensch, lass mich doch nicht dumm sterben. Was haben wir mit diesem ...«
»Viclas.«
»Sag ich ja. Was haben wir damit zu tun?«
»Die Kollegen vom BKA haben sich bei den Kanadiern bedient. Dort wird schon seit längerem mit diesem Sys-
tem gearbeitet. Bei Morden müssen wir zukünftig diese Fragen hier beantworten und der Computer überprüft dann anhand von verschiedenen Merkmalen, ob es zwischen einzelnen Verbrechen Zusammenhänge gibt. Serientäter sollen so schneller erkannt und durch Austausch der Ermittlungsergebnisse eher gefasst werden können.«
»Und das funktioniert?«
»Keine Ahnung. Aber Anordnung ist Anordnung.«
»Wie wahr. Was wollen die wissen?«
»Sieh selbst.« Baumann reichte Brischinsky eines der Blätter. »Welche Spuren, welcher Tathergang, Auffälligkeiten und so weiter.«
»Hm. Wie viele Fragen?«
»Einhundertsechsundachtzig.«
»O Mann! Auch das noch. Und wenn du alles beantwortet hast ...«
»Hoffe ich, dass ich an den Computer des Kollegen Meier darf.«
»Warum gibst du die Daten denn nicht gleich in unseren Rechner ein?«, wunderte sich der Hauptkommissar.
»Geht nicht. Für das neue Netzwerk reichen die Kapazitäten der Kiste hier nicht aus.« Er schlug mit der flachen Hand auf den Computermonitor. »Zu wenig Arbeitsspeicher und ein alter Prozessor. Und die neuen Rechner kommen erst im Laufe des nächsten Jahres. Haushaltssperre. Alles klar?«
Brischinsky war gar nichts klar. »Weshalb gehst du dann nicht sofort zu Meier und arbeitest den Fragebogen an seiner Maschine ab?«
»Weil dann die Standleitung zu lange blockiert wäre. Meier ist momentan unsere einzige Verbindung zur schönen weiten Polizeicomputerwelt.«
Brischinsky schüttelte verständnislos den Kopf und sah dann auf die Uhr. »Ich muss was essen. Soll ich dir etwas mitbringen?«
»Nee, danke.«
»Na dann. Und viel Spaß mit Viclas.«
Hauptkommissar Rüdiger Brischinsky hatte gerade seine Arbeitsstelle verlassen und wollte auf den Herzogswall einbiegen, da zwang ihn ein schwarzer BMW mit Essener Kennzeichen zu einer Notbremsung. Der Wagen musste die Kreuzung bei Dunkelorange passiert haben. Bri-
schinsky setzte kopfschüttelnd seine Fahrt fort und ordnete sich hinter dem BMW ein, der zwanzig Sekunden später, rund hundert Meter vor ihm, links auf das Gelände der Feuerwache abbog und den Wagen im absoluten Halteverbot abstellte.
»Verkehrsrowdy«, schimpfte Brischinsky. Im gleichen Moment erkannte der Beamte den Fahrer des schwarzen BMW. Es war der rasende Skandalreporter Rutter der Bildzeitung aus Essen.
Dem Hauptkommissar kam ein boshafter Gedanke, den er sofort in die Tat umsetzte. Er griff zu seinem Funkgerät, ließ sich über die Zentrale mit der Polizeiwache Mitte verbinden und verlangte dort den stellvertretenden Leiter zu sprechen, der ihm noch einen sehr, sehr großen Gefallen schuldete.
Brischinsky selbst stellte seinen Wagen in der nächsten Querstraße ab und ging bis zur Ecke, um das Schauspiel aus nächster Nähe verfolgen zu können. Er steckte sich in aller Ruhe eine Zigarette an.
Drei Minuten, nachdem Brischinsky seinen Beobachtungsposten bezogen hatte, erreichte ein Streifenwagen den Parkplatz vor der Feuerwache, dem weitere fünf Minuten später ein schwerer Abschleppwagen folgte, der Rutters ganzen Stolz auf den Haken nahm.
In dem Moment, als sich der Abschleppwagen in Bewegung setzen wollte, kehrte Rutter von seinen Besorgungen zurück. Der Reporter ruderte hektisch mit den Armen und schrie: »Halt! Stehen bleiben! Bleiben Sie stehen, Sie können doch nicht ...«
»Was können wir nicht?« Breitbeinig baute sich der Streifenpolizist vor Rutter auf.
»Das da ...«, Rutter ruderte immer noch, »... ist mein Wagen.«
»Schön zu hören.« Gelassen gab der Polizist dem Fahrer des Abschleppwagens ein Zeichen, der unmittelbar darauf mit Rutters Karre vom Parkplatz rollte. »Führerschein, Fahrzeugpapiere bitte.«
Wütend kramte der Journalist das Gewünschte aus seiner Tasche. »Bitte. Das grenzt ja schon an Amtsanmaßung.«
»Was sagten Sie gerade?« Der Uniformierte sah nicht so aus, als ob er sonderlich zu Scherzen aufgelegt wäre.
»Äh, nichts«, antwortete Rutter klugerweise.
»Sie haben hier im absoluten Halteverbot geparkt«, dozierte der Beamte. »Sie haben die
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