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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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ungehinderte Ab- und Zufahrt der Feuerwache behindert. Das wird Sie ein Bußgeld kosten. Dazu kommt das Überfahren der roten Ampel an der Reitzensteinstraße. Noch einmal vier Punkte in Flensburg. Und so um die hundert Mark. Ach ja, die Abschleppkosten kommen auch noch auf Sie zu.«
    »Warum das denn?«, brauste der Bild -Mann auf. »Sie haben den Wagen doch abschleppen lassen, obwohl ich bereits hier anwesend war«, beschwerte er sich.
    »Tatsächlich?«, griente der Beamte. »Da haben Sie aber Pech gehabt. Schließlich war Ihr Auto ja schon am Haken. Dann werden die Gebühren des Abschleppdienstes in voller Höhe fällig.«
    Brischinsky meinte, das Wutschnauben des Reporters bis zu seinem Beobachtungsposten hören zu können, und konnte seine Schadenfreude nicht verbergen. Breit grinsend und zutiefst befriedigt kehrte er zu seinem Fahrzeug zurück, freute sich darüber, dass auch ein Polizist manchmal Gutes tun kann, und fuhr hupend und winkend an Rutter vorbei.
    27
    Der Bahnhaltepunkt Castrop Süd lag am Rande der Einkaufszone der Altstadt von Castrop-Rauxel.
    Die beiden Kommissare Herbert Junge und Willi Schwarz traten an diesem Montag nun schon zum neunten Mal in der Umgebung der Bahnstation über eine Schwelle, die zu einem Geschäft, einer Kneipe oder einer Imbissbude führte, um sich nach den Ereignissen des vorletzten Samstages zu erkundigen – bisher ohne jeden Erfolg.
    Langsam kam es den Beamten so vor, als würden ihre Lippen fransig. Achtmal die gleichen Fragen. Achtmal die gleichen Erklärungen. Achtmal gelangweilte, uninteressierte Gesichter. Achtmal stereotype Antworten: »Leider hatte ich an diesem Tag keinen Dienst.« – »Ich habwas anderes zu tun, als aus dem Fenster zu gucken.« – »Erkennen konnte ich keinen.« –»Ich weiß nichts und habe auch nichts gesehen.« – »So lange haben wir nicht geöffnet.«
    Und jetzt das ganze Spiel noch einmal von vorne. Die beiden Kommissare öffneten die Tür zu einer Pommesbude. Links im Raum standen einige Stehtische. An der Wand hingen zwei Geldspielautomaten, die mit regelmäßigen Lauflichtern und melodischen Lautfragmenten Opfer lockten. An der Rückwand über den Fritteusen hing ein Schild, welches die lukullischen Spezialitäten dieses Fastfood-Tempels offerierte. Auf einem Spieß drehte sich vor einer Heizspirale ein Gyrosbraten und auf einer Elektroplatte brutzelten einige Bratwürste.
    In einer Kühltheke, die den Herstellungsbereich vom Verzehrraum trennte, präsentierte die Bude Kartoffel- und andere Salate, frisch aus dem Eimer, sowie panierte Schnitzel und Hackfleischbällchen, deren Haltbarkeitsdatum Willi Schwarz lieber nicht wissen wollte. Einmal essen und dann sterben. Die Bude sah genau so aus, wie sich der Kommissar einen Übungsort für angehende Lebensmittelhygieniker im Außendienst des Gewerbeaufsichtsamtes vorstellte.
    Vor der Kühltheke stand ein Kunde und bezahlte seine Bratwurst. Als dieser das Geschäft verlassen hatte, holte Herbert Junge seinen Dienstausweis aus der Tasche, stellte sich und seinen Kollegen vor und erklärte: »Wir ermitteln wegen des Toten in der Bahn am vorletzten Samstag. Dürften wir fragen, wer Sie sind?«
    Der Verkäufer hinter dem Tresen war etwa fünfzig und hatte schütteres, silbergraues Haar. Er trug eine graue Stoffhose und ein weißes Hemd mit dunkelblauer Krawatte. Darüber schmückte er sich mit einem weißen Kittel, der zahlreiche Fettflecken aufwies und dringend einer Kochwäsche bedurfte.
    Der Mann fixierte den Dienstausweis gründlich, atmete tief aus und sagte mit einer hohen, piepsigen Stimme: »Legowsky. Mir gehört das Geschäft.«
    »Herr Legowsky, waren Sie an dem fraglichen Abend auch hier im Laden?«
    »Natürlich. Ich bin immer hier. Das ist meine Existenz. Ich kann mir keinen Urlaub erlauben. Bin ja schließlich kein Beamter, oder?«
    Die Polizisten ignorierten die Spitze. »Können Sie uns schildern, was Sie an diesem Abend auf der Straße beobachtet haben?«, fragte Junge.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür und ein junges Paar betrat den Laden.
    »Einen Moment.« Legowsky wandte sich an seine neuen Kunden. »Ja, bitte, was darf es sein?«
    »Einmal Pommes rot-weiß. Für unterwegs«, sagte das Mädchen.
    »Un für mich einmal Currywurst. Abba schaaf.«
    Legowsky warf mit einer Schaufel Pommes frites in eine Fritteuse, so dass das heiße Öl aufschäumte. Ein etwas eigentümlicher Geruch durchzog den Raum. Dann schnappte sich der Imbissbudenbesitzer mit einer Zange eine

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