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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Routine.«
    »Ach so. Was wollen Sie wissen?« Die Frau machte keine Anstalten, Sonja Kostalis ins Haus zu bitten.
    »Der Mord ist wahrscheinlich am Nachmittag des 28. Februar passiert. Können Sie sich an irgendetwas Ungewöhnliches erinnern, einen Wagen vielleicht, der nachmittags Richtung Brandheide gefahren ist? Personen, die Streit miteinander hatten?«
    Die Frau dachte einen Moment nach und sagte dann: »Das war ja vor mehr als fünf Wochen! Wie soll ich mich da noch an etwas erinnern? Außerdem sind hier vor allem an den Wochenenden so viele Menschen.«
    Sonja Kostalis nickte verstehend. So oder ähnlich hatten auch die anderen Anwohner reagiert. »Ich habe hier ein Foto.« Sie zeigte der Frau das Bild von Hasenberg. »Bitte versuchen Sie sich zu erinnern. Haben Sie diesen Mann am 28. Februar gesehen?«
    Frau Dräscher schaute auf das Bild und schüttelte nach einigen Sekunden stumm den Kopf.
    »Sind Sie sich ganz sicher?«
    »Ich habe den Mann bestimmt noch nie gesehen.«
    »Wenn Ihnen doch etwas einfällt, rufen Sie uns bitte an. Hier ist meine Telefonnummer.«
    Die Beamtin wollte sich gerade verabschieden, als sie aus dem Inneren des Hauses eine männliche Stimme hörte: »Erni, wer ist da? Sag mir bitte sofort, mit wem du da sprichst.«
    Erni Dräscher drehte sich um und rief in den Hausflur: »Nichts Wichtiges, Erich. Fahr wieder auf dein Zimmer.«
    »Erni! Du sagst mir jetzt sofort, mit wem du dich unterhältst.«
    »Da ist eine Polizistin. Sie hat mir nur einige Fragen gestellt.«
    »Was für Fragen, Erni? Was für Fragen?«
    »Sie sagt, es sei reine Routine.«
    »Routine?«, rief die Stimme. »Worum geht es denn? Vielleicht kann ich helfen?«
    »Nein, Erich, bestimmt nicht.«
    »Woher willst du das wissen? Du bist ja schon immer gegen meine Forschungen gewesen. Schon immer!«, schallte es aus dem Haus. »Du lässt die Polizistin jetzt sofort zu mir hoch, sofort! Hörst du?«
    Erni Dräscher sah Sonja Kostalis etwas verlegen und entschuldigend an. »Mein Bruder. Er ist seit fast dreißig Jahren querschnittsgelähmt. Ein Badeunfall. Er ist ... etwas schwierig.«
    »Erni. Kommt die Polizistin? Ist sie wegen des Toten hier?«
    Sonja Kostalis blickte Erni Dräscher fragend an. »Vielleicht sollte ich doch kurz mit Ihrem Bruder ...?«
    »Wenn Sie meinen.« Die Frau wirkte ungehalten, ließ die Beamtin aber dennoch eintreten. »Gehen Sie nach oben. Mein Bruder wird Sie dort erwarten.«
    Die Treppe, die in den ersten Stock führte, war mit einem Treppenlift ausgestattet. Sonja Kostalis erklomm die Stufen. Oben wartete in einem Rollstuhl ein etwa sechzig- bis siebzigjähriger Mann auf sie.
    »Kostalis«, sagte die junge Frau und reichte dem Behinderten die Hand. »Kripo Recklinghausen.«
    »Dräscher.« Sein Händedruck war kräftig und fest. »Bitte kommen Sie.«
    Erich Dräscher wendete seinen Rollstuhl und fuhr auf eine geöffnete Tür zu. »Nun kommen Sie schon«, sagte er ungeduldig, als Sonja Kostalis ihm nicht sofort folgte. »Kommen Sie!«
    Sie betrat ein geräumiges Zimmer. Ihr fiel sofort der große Balkon auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes auf.
    Erich Dräscher bemerkte ihren Blick. »Meine Sommerfrische«, knurrte er. »Da verbringe ich viel Zeit. Früher war das anders, da ...« Unvermittelt wechselte er das Thema. »Sie kommen wegen des Toten, richtig?«
    »Ja. Wir befragen die Anwohner, ob ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist.«
    »Der Mann, so stand es zumindest in der Zeitung, wurde am 28. Februar ermordet. Stimmt das?«
    »Sehr wahrscheinlich jedenfalls.«
    »Und Sie suchen einen Wagen, der in die Brandheide gefahren ist?«
    »Ja.«
    »Welchen Typ suchen Sie?«
    »Das wissen wir nicht.« Sonja Kostalis begann sich über die Art des Gespräches zu wundern. Der Gelähmte unterzog quasi sie einem Verhör. »Warum fragen Sie?«
    »Weil ich Ihnen möglicherweise helfen kann. Möglicherweise, verstehen Sie?« Und ohne ihre Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Das gilt natürlich nur dann, wenn der von Ihnen gesuchte Wagen auch tatsächlich hier entlanggekommen ist und nicht einen der anderen Wege benutzt hat. Haben Sie sich eigentlich schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass ein Fahrzeug, das jemand fährt, einiges über seinen Benutzer aussagt?«
    »Eigentlich nicht so direkt.«
    »Das dachte ich mir. Das tut kaum jemand. Dennoch gibt es da sehr interessante psychologische Zusammenhänge. Ältere Männer zum Beispiel, die dokumentieren möchten, dass sie im Grunde jung

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