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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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den ungerührt Dahockenden versuchte sie sich einen Weg zu bahnen.
    »He, ihr da, Alderman, Watson, Levy, laßt die Lady bitte durch.«
    Crackthorne begleitete seine Kommandos mit ein paar gut plazierten Tritten und Stößen. Die so angesprochenen athletischen Unholde übernahmen plötzlich die Rolle höflicher Jugendlicher, sie standen auf, enthüllten so Krawatten und Blazer – ein Versprechen auf ein zivilisiertes Verhalten in der Zukunft – und ließen Kate durch.
    »Wunderbar, Sie zu sehen«, sagte Crackthorne. »Sie sind dabei, eine der treuesten Anhängerinnen unseres Teams zu werden. Machen Sie das zum Vergnügen oder um ihren Neffen zu unterstützen? Ein reines Vergnügen kann es ja kaum sein, also rede ich auch gar nicht davon.«
    »Leo scheint sich wirklich zu freuen, wenn ich komme«, antwortete Kate. »Natürlich bittet er mich nie darum, und er nimmt mich auch nicht zur Kenntnis, wenn ich hier bin. Aber er verkündet immer, wann das Spiel stattfindet, und ich habe beobachtet, daß alle anderen Spieler treue Eltern haben, die mit rührender Regelmäßigkeit dabei sind. Wenn ich Leo frage, ob ich kommen soll, sagt er immer: ›Wenn du Lust hast, ist es o.k.‹, was in der Übersetzung heißt: Ich hätte dich gerne da, aber ich hätte lieber das Gefühl, daß du trotz meiner Einwände gekommen bist. Natürlich kann diese Übersetzung, wie das bei Übersetzungen oft passiert, durch die vor-gefaßte Meinung des Übersetzers verzerrt sein. Warum sind denn Sie ein so treuer Zuschauer?«
    »Alle fünf Jungen sind in meiner Englisch-Klasse, und durch mein Kommen gewinne ich ein gewisses moralisches Übergewicht gegenüber dem Basketball-Trainer. Er hat versucht, sich zu rächen, indem er zu meinem Englisch-Unterricht kommt, aber das klappte 39

    nicht wegen seiner Trainingstermine. Das eine Mal, als er kam, ist er eingeschlafen. Das passiert den Jungen leider auch häufig nach zu langem Basketball-Training – aber Sie wollen sicher nicht weiter von unseren langweiligen Schulquerelen hören. Wenn wir heute abend gewinnen, bleiben wir, wenn alles gutgeht, eine Saison lang ohne Niederlage, und das ist etwas, was die Jungen und ich teilweise bedauern. Warum ist nie jemand darauf gekommen, daß Gott, wenn er denn existiert, so umfassend wie regelmäßig auf der falschen, also auf der Gewinnerseite, steht? Wir hätten lieber ehrenvoll verlieren und statt dessen für unsere Schule Ruhm durch ein überwältigendes Orchesterkonzert oder eine Theatergruppe ernten sollen. Aber das Leben ist nicht so.«
    Jeder, der sie beobachtete, würde sicher eine sehr intime Beziehung vermuten, schmunzelte Kate. Lange Übung hatte Kate und Crackthorne gelehrt, daß man tatsächlich Worte wechseln konnte, wenn man den Mund dem Ohr des anderen so näherte, als wolle man es küssen. Besuchern vom Mars – die allerdings, wenn sie schlau genug waren, zur Erde zu finden, sicher auch klug genug wären, die Turnhalle zu meiden – würde es jedenfalls so vorkommen, als bereite es Kate und Crackthorne großes Vergnügen, sich gegenseitig aus-dauernd die Ohren abzuküssen.
    »Aha«, sagte Kate. Inzwischen konnte sie nämlich die Zeichen deuten. Die Teams verließen das Spielfeld – entweder zu letzten Instruktionen im Umkleideraum oder, wie Kate eher vermutete, um ihnen Gelegenheit zu einem neuen Auftritt in ihren ansehnlichen Trainingsanzügen zu geben. Kate hatte von Leo gehört, daß für Schulmannschaften keine Uniform zu teuer war, obwohl man den Chemielehrer hatte murren hören über die Knappheit an Bunsen-brennern und auch die Bibliothek, so elegant sie ausgestattet war, noch ein paar vernünftige Titel in ihren Regalen hätte gebrauchen können.
    Kate war unter Leos unermüdlicher Anleitung, größtenteils während der Fernsehübertragung von Spielen gegen die Knicks, zu einem regelrechten Basketball-Fan geworden. Zu ihrem eigenen und Leos Bedauern konnte sie aber nie erkennen, wann jemand ein Kör-perfoul beging, und sie neigte stets dazu, die falschen Mitglieder in einem Team zu bewundern. Ihr größter Fehler aus der Sicht Leos war es, daß sie unbeirrt war in ihrer Abneigung gegen Spieler vom Typ Wilt Chamberlain, d. h. wenn sie größer als zwei Meter zehn waren. Sie beharrte darauf, daß in diesem Spiel nur höchstens ein 40

    Meter achtzig große Männer zugelassen sein dürften, und egal wie wortgewaltig Leo sie von Eleganz und Talent dieser größeren Männer zu überzeugen suchte, Kate blieb dabei, daß sie durch ihre

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