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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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nicht an Max. Ich habe übrigens das Erstgeburtsrecht immer abgelehnt, denn man kann seinen Kindern gegenüber nur eines tun: teilen, und das zu gleichen Teilen. Man muß allerdings zugeben, daß es, wenn schon nicht für die Kinder, so doch für den Familienbesitz gut ist. Der bleibt auf diese Weise über Generationen ungeteilt erhalten.«
    »Und die jüngeren Söhne ziehen aus, suchen sich eine Frau aus der neureichen Mittelklasse und füllen so nicht nur ihre Tasche, sondern frischen auch das Genpotential der Sippe wieder auf.«
    »Zweifellos. Aber in diesem Fall geht es gar nicht um eine Erbschaft. Sicher, Max ist ein Snob, vielleicht der Inbegriff des echten, authentischen Snobs, wie es ihn heute gar nicht mehr gibt, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß er jemanden tötet, um seinen guten Ruf zu schützen. Max hätte schließlich nur die Papiere vernichten oder aus dem Weg räumen müssen«, schloß sie und hielt offenbar das Thema für erschöpfend abgehandelt. »Dann hätte sein Wort gegen das des Mädchens gestanden, das sich immerhin des Einbruchs schuldig gemacht hatte. Wer würde da noch auf sie hören?
    Möchtest du ein Bier oder einen Scotch?«
    »Bier«, sagte Kate. »Ich bin süchtig danach geworden, wie du vorausgesagt hast. Vielleicht hast du recht«, setzte sie hinzu und kam wieder auf Max. »Aber ich glaube es nicht. Ich muß darüber nachdenken, wie ich weiter vorgehe. Was stand deiner Meinung nach in den Papieren?«
    »Welchen Papieren? Den Papieren, die gar nicht existieren, außer in deiner kindlichen Phantasie?« Sie reichte Kate ein Bier.
    »Es muß Briefe gegeben haben«, sagte Kate, griff nach dem Bier und ignorierte den Kommentar. »Briefe von der Whitmore an Frede-127

    rica, die nach dem Tod von Dorothy an Cecily gingen.«
    »Wenn die Whitmore so eine verdammte Sozialistin war, die sich, wie Helen an den Hals von Leonard Bast, aus reinem Mitleid einem Arbeiter an den Hals warf, warum um alles in der Welt hat sie ihn dann Max genannt? Das ist doch wirklich der allerletzte Name für ein Kind der Liebe aus den unteren Schichten.«
    »Stimmt genau. Den Namen hat bestimmt Frederica ausgesucht.
    Um von seiner Herkunft abzulenken. Phyllis, denk doch einmal nach! Wie viele Brüder kennst du, die sich so wenig ähneln wie Max und Herbert Reston? Der eine klein, der andere groß, der eine dick, der andere dünn – all das ist möglich, aber irgendeine Ähnlichkeit gibt es immer! Meine Brüder sind, jeder für sich und einer so scheußlich wie der andere, in die Jahre gekommen, aber wenn man weiß, daß sie Brüder sind, ist die Ähnlichkeit zwischen ihnen un-
    übersehbar. Selbst ich sehe ihnen ein bißchen ähnlich – vorzugswei-se bei Dämmerung und im Gegenlicht.«
    »Hast du dich jemals gefragt, wer dein Vater war, du Nachkömmling, du? Der Unterschied ist nur: Wenn sich herausstellte, daß dein Vater Arbeiter in einem Blechwalzwerk in Skaneateles war und deine Mutter sich zur Zeit der Hoover-Regierung dem Weißen Haus eng verbunden fühlte, wärst du überglücklich.«
    »Zur Hoover-Zeit haben sich die Leute dem Weißen Haus nicht verbunden gefühlt. Sie haben am Ufer des Potomac kampiert.«
    »Du hast Max und Herbert nie zusammen gesehen.«
    »Sie empfinden sich als sehr verschieden, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Das geht deinen Brüdern und dir nicht anders. Kate, Kate, wohin soll das alles nur führen?«
    »Du hast Gerry Marston nicht gekannt. Sie war ein liebenswertes Kind. Ihre Eltern waren Arbeiter in einem Walzwerk oder zumindest etwas ganz Ähnliches. Und sie hätte sich einen Namen machen können – hätte das Vergnügen haben können, eine Biographie zu schreiben, was tatsächlich ein großes, wenn auch ein perverses Vergnügen ist. Der einzige Mensch, dessen Biographie Max schreiben sollte, ist Metternich. Oder Talleyrand.«
    »Vorschlag von Phyllis an Kate, zur gefälligen Verwendung: Lies alles, was dir über diese Angelegenheit in die Finger kommt, aber halte ansonsten den Mund. Wenn du wieder in New York bist, kannst du Reed alles erzählen oder sogar Max, wenn es absolut sein muß. Aber sprich mit ihm in einem gut besuchten Restaurant und 128

    nicht auf irgendwelchen Felsen in Maine. Und trink nichts, was komisch riecht oder schmeckt.«
    »Ich glaube nicht«, sagte Kate, »daß du nur halb so skeptisch bist, wie du tust. Aber es ist ein guter Rat, und ich halte mich daran.«
    »Das wäre ein Wunder«, sagte Phyllis.
    Kurz vor ihrer Abreise erhielt Kate noch

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