Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)
zwölf Uhr, das Wasser glatt wie Glas. Manchmal traf die auslaufende Bugwelle eines anderen Bootes den Rumpf des Schoners und die Windigo schaukelte dann sanft, sodass die klare Spiegelung ihrer beiden gedrungenen Masten und der lose gerefften, grau gewordenen Segel auf der silbrigen Oberfläche durch kleine Wellen gestört wurde. Eine Möwe schrie im Vorüberfliegen, ferne Stimmen und Hundegebell am Ufer klangen nur gedämpft durch die Hitze.
Luczynski hörte, wie Katherine und Michaels Assistentin Toni Soong unten in der Kombüse das Essen vorbereiteten. Michael hatte sich in Shorts unter einer Segelplane ausgestreckt und war beim Lesen medizinischer Zeitschriften eingeschlafen.
Sie waren alle gestern Nachmittag von Washington gekommen. Toni Soong und er waren dankbar für Michaels spontane Einladung. Es war eine aufreibende Woche gewesen. Sie hatten zwei EGs verloren: das eine beider Operation; und das andere durch die Psychose, die bereits mehrere andere Freiwillige während des Winters erfasst hatte. Vor allem Michael war nervös und reizbar gewesen und hatte Ärzte und Schwestern gleichermaßen angeschnauzt. Heute aber schien er in besserer Verfassung zu sein. Das war wahrscheinlich Katherine zu verdanken. Als alle schließlich zu Bett gegangen waren, hatte Luczynski durch die Kabinenwand gehört, wie sie sich liebten. Er hatte den Kopf unter den Kissen vergraben und sich bemüht, sich die beiden nicht vorzustellen.
Nun wandte er sich in Gedanken wieder von ihnen ab und drehte sich um, um sich die Brust zu sonnen und sich Sonnenöl auf den haarigen Bauch zu reiben. Einmal hatte er auch daran gedacht zu versuchen, irgendeine Art Beziehung zu Toni Soong zu knüpfen. Er hatte ihre asiatische Schönheit immer anziehend gefunden und letzte Nacht, als sie nackt im Wasser schwamm, war sie ihm besonders begehrenswert erschienen. Der Anblick ihrer spitzen Brüste, des Dreiecks ihrer dichten Schamhaare, die sich so dunkel abhoben von dem schlanken, im Mondlicht blassen Körper, und ihr intensiver, üppiger weiblicher Geruch, wenn sie neben ihm stand, hatten in ihm den heißen Wunsch geweckt, sie zu besitzen. Er hatte das Gefühl gehabt, dass es diesmal wirklich klappen würde, wenn sie ihm nur eine kleine Chance gäbe. Aber Toni lebte entweder zu sehr für die Chirurgie, um sich nach sexuellen Abenteuern zu sehnen, oder sie war heimlich in Michael verliebt; er war nie ganz sicher, welche der beiden Möglichkeiten zutraf. Welche Andeutungen er auch machte, sie hatte ihn nie auch nur im Geringsten ermutigt.
Katherine unterbrach seine Gedanken. Sie brachte vier frisch gekochte Hummer von der Kombüse herauf.Sie trug Leinenshorts, eine teure Strandbluse aus Baumwolle und glich eher einem Fotomodell als einer Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie, die kranke Gemüter mit den neuesten chemischen Errungenschaften versorgte. Manchmal fragte er sich, wie weit Katherines Erfolg in der Medizin auf ihre Kompetenz und wie weit auf ihre weibliche Raffinesse zurückzuführen war.
Dann vergaß er sie einen Augenblick, da Toni, wie er selbst nur mit einem Slip bekleidet, mit einem weiteren Tablett voll Speisen heraufkam und Hilfe brauchte.
Michael wurde wachgerüttelt. Gähnend öffnete er die erste Flasche Wein und alle setzten sich an einen Tisch unter der Segelplane auf dem Hauptdeck und begannen, die Hummer zu verzehren.
Nach dem Essen sah Toni Luczynski an und sagte, sie würde gerne eine Ruderpartie mit dem Beiboot unternehmen. „Vielleicht ein bisschen die Mündung aufwärts“, schlug sie vor und blickte ihn ruhig mit ihren dunklen Augen an. „Vielleicht finden wir dort ein paar Muscheln.“
Er war realistisch genug, um einzusehen, dass ihre Einladung lediglich Michael und Katherine die Möglichkeit geben sollte, allein zu sein. Als sie von dem Schoner wegruderten, bestätigte sie seine Gedanken: „Sie sehen uns doch schon die ganze Woche, Al, und obwohl sie uns eingeladen haben, dachte ich, dass sie vielleicht doch einmal eine halbe Stunde lang allein sein wollen.“
Luczynski legte sich resigniert in die Riemen.
Katherine blickte ihnen nach. „Das war taktvoll von Toni.“
„Ich dachte, sie wollte vielleicht doch endlich ihren Widerstand aufgeben.“ Geistesabwesend warf Michael eine Hummerschere nach einer vorbeifliegenden Möwe,die mit einem Flügelschlag wendete und den Bissen geschickt auffing.
Katherine lachte. „Keine Chance“, sagte sie, „und wenn auch nur wegen dieser lächerlichen Badehose,
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