Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)
Gehirnforschungslabor, das die Borg-Harrison-Stiftung von den National Institutes of Health gemietet hatte.
Der Besuch war eine Formalität. Sie wusste, dass sie Michaels Angebot annehmen würde. Wie konnte sie auch anders? Sie hatte Johns Arbeit zu Ende geführt, und wenn auch die Sicherheit verlockend war, die ihr das alte Labor geboten hatte, so war doch die Arbeit, die sie dort leitete, nicht gerade eine Herausforderung. Es war der ideale Zeitpunkt weiterzukommen.
Außerdem war Michael da. Sie hatte noch nie einen Mann wie ihn gekannt. Die Erinnerung an ihren zweiten gemeinsamen Abend und den darauf folgenden Morgen war noch sehr lebendig. Als sie aufwachte, hatte er mit der Kaffeekanne in der Schlafzimmertür gestanden, nackt, nur ein Handtuch lässig über eine Schulter geworfen, sein Körper schlank und kräftig und schön, und der Gedanke, dass sie je auf ihn verzichten sollte, schien ihr unvorstellbar.
Am Ward Circle gegenüber dem grauen Steinbau und den Eichen vor der American University bog sie in die Nebraska Street mit ihren ruhigen Vorstadtseitengassen und Häusern ab, verließ dann auf der Wisconsin Avenue den District of Columbia und gelangte nach Maryland.
Der Verkehr wurde schwächer. Sie fuhr gegen den Pendlerstrom; bald erreichte sie die National Institutes of Health. Sie fuhr durch eine von Ziegelpfeilern begrenzte Einfahrt und dann über eine der vielen glatten, schwarz asphaltierten Straßen zwischen den Rasenflächen und Büschen, die die verschiedenen Institute, Kliniken und Labore auf dem weitläufigen Gelände voneinander trennten.
Sie fand das Forschungslabor von Borg-Harrison am Ende einer ruhigen, von Bäumen gesäumten Sackgasse. Es war ein abseits gelegener dreigeschossiger Ziegelbau mit eigenem Parkplatz.
Sie stellte den Wagen ab und betrat das Gebäude. Der Empfang war mit einem Brunnen, Grünpflanzen und indirekter Beleuchtung modern ausgestattet und wurde durch eine Barriere mit einem Drehkreuz in zwei Hälften geteilt, das von einem jungen weiblichen Posten mit einem Revolver in der Pistolentasche bewacht wurde. Die junge Frau zeigte kein Lächeln. Arrogant, dachte Susan.
„Ich habe eine Verabredung mit Dr. Burgess. Mein Name ist McCullough. Susan McCullough.“ Es klang sehr förmlich. Sie hatte beschlossen, ihre berufliche Beziehung zu Michael strikt von persönlichen Gefühlen zu trennen. Niemand durfte auch nur andeutungsweise ihre Vertrautheit bemerken.
Der Posten gab die Information telefonisch weiter und forderte Susan auf, ein Formular mit der Angabe des Besuchsgrundes zu unterschreiben.
Susan tat es. Sie hatte zwar Sicherheitsvorkehrungen erwartet, aber nicht in diesem Ausmaß. Unmittelbar darauf erschien eine Frau Anfang dreißig. Sie trug einen weißen Ärztekittel; das tizianrote Haar war in einem französischen Knoten im Nacken zusammengefasst. Susan fand sie außerordentlich attraktiv. Eine Ausweiskarte am Aufschlag des Kittels identifizierte sie als Dr. Blair. Sie war offensichtlich die Mitarbeiterin, von der Michael gesprochen hatte.
Bernsteinfarbene Augen betrachteten Susan. Sie lächelte freundlich. „Susan? Guten Tag. Ich heiße Katherine Blair. Hatten Sie Schwierigkeiten herzufinden?“
Susan verneinte und erfuhr, dass Michael unerwarteterweisegerade bei einer Operation benötigt wurde, aber in ein paar Minuten fertig sein würde. Katherine nahm ihren Ausweis ab und steckte ihn in einen Schlitz am Drehkreuz, sodass Susan durchgehen konnte. Am anderen Ende der Halle wiederholte Katherine die Prozedur an einer Tür mit der Aufschrift „Unbefugten ist der Eintritt verboten.“ Sie blickte Susan mit einem leicht verlegenen Lächeln an. „Entschuldigen Sie diese extremen Sicherheitsmaßnahmen. Admiral Burnleigh, der Vorsitzende der Stiftung, spinnt ein bisschen in dieser Hinsicht.“
Hinter der Tür lag ein langer Korridor. Ein zweiter Posten versperrte den Zutritt. Susan musste nochmals ein Formular unterschreiben. Sie bemerkte einen Monitor, über den der Posten einen zweiten Kontrollpunkt irgendwo in einer offenen Halle überwachen konnte.
„Das ist unsere chirurgische Abteilung in der dritten Etage“, erklärte Katherine. „Hier unten sind nur Büros. Im ersten Stock befinden sich unsere Cafeteria, die meisten Forschungslabore und die Zentraleinheit des Großrechners. Wir haben einen Data General Eclipse MV 8000.“
„Nur für euch allein?“
„Nur für uns allein.“ Katherine lachte. „Borg-Harrison gab uns einen Blankoscheck, als wir
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