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Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Titel: Tödliches Experiment: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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Eindruck vom Zustand der Patientin überein. Vor der Operation hatte sie den zutiefst beunruhigenden Verdacht gehegt, dass sie gerade dabei waren, das Leben eines Menschen zu zerstören, der noch eine Überlebenschance besaß. Sie hatte sich gezwungen, diesen Verdacht zu verdrängen. Weder Katherine noch Michael waren zu einer solchen Sache fähig, dachte sie, ungeachtet dessen, wie verzweifelt sie neue EGs brauchten. Jetzt war sie sich da nicht mehr sicher. Jemand war gestorben, entweder durch ihre oder durch Michaels Hand – aber das machte keinen Unterschied.
    Sie fragte sich, wie Al Luczynski sich jetzt fühlte. Oder Michael. Oder ob sie überhaupt irgendetwas empfanden. Sie war sich dessen nicht sicher. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie sich überhaupt keiner Sache mehr sicher war.

19
    Als Michael den Operationssaal verließ, um in sein Zimmer zu gehen, besuchte Susan John zum zweiten Mal in dem winzigen Neurometriklabor neben dem Raum, in dem sich die anderen EGs befanden, und der, wie sie erfahren hatte, als „Aufenthaltsraum“ bezeichnet wurde.
    Das Wiedersehen erwies sich als beinahe so qualvoll wie das erste Zusammentreffen. Von dem Augenblick an, in dem sie die Bakterienschleuse verließ, kostete es sie größte Überwindung, nicht wieder ihr Entsetzen, ja beinahe Abscheu vor dem grauenvollen Anblick zu zeigen. Sie konnte das, was sie sah, nicht mit dem John in Einklang bringen, den sie geliebt, mit dem sie gelebt und geschlafen hatte. Und doch hielt ihre Furcht an, dass er plötzlich sterben könnte, ohne Vorwarnung, unmittelbar vor ihren Augen.
    Ihr Mut sank, sie wusste, er durchschaute ihren Versuch, ihre Gefühle zu verbergen. Wie Helen und die anderen im Aufenthaltsraum schien auch er einen beinahe übermenschlichen Scharfblick entwickelt zu haben. Sie versuchte daran zu denken, was sie ihm sagen wollte, aber sie konnte es nicht. Egal wie behutsam sie auch vorging – sie war überzeugt, dass der Zorn und die Feindseligkeit, die sie bei ihrem ersten Treffen gespürt hatte, sich wieder gegen sie richten würden.
    Und angenommen, er behauptete wieder, er sei kein Freiwilliger? Sie durfte ihm nicht zeigen, dass sie ihm glaubte. Sollte jemand – besonders Katherine – der Meinung sein, sie hätte Zweifel an Johns freiwilliger Teilnahme, so würde es das Bild zerstören, das sie zu schaffen versuchte, dass sie nämlich keine potenzielle Bedrohung für das Programm darstellte.
    Ruhe bewahren, sagte sie sich immer wieder, nur Ruhe bewahren, dann kannst du klar denken. Du darfst ihn einfach nicht beunruhigen, was immer du tust, was immer er sagt.
    Sie fürchtete nicht so sehr, dass sie und John belauscht werden könnten. Die akustische Überwachung der EGs vom Steuerraum her erstreckte sich nicht auf das kleine Neurometriklabor, das so vollgestopft war mit Spezialapparaturen, dass nicht einmal genügend Platz für ein Überwachungsgerät für die Körperfunktionen war. Sie und John konnten frei sprechen. Was ihr Sorgen bereitete, war, dass er vielleicht unter dem Einfluss von Drogen stand und über Dinge redete, über die er nicht reden sollte.
    Zu ihrer Überraschung und Erleichterung jedoch sagte er nichts. Vielleicht war es zu qualvoll für ihn, dachte sie. Auch war sein Verhalten in keiner Weise mehr feindselig. Stattdessen bewies er Feingefühl für ihre unglückliche Lage und bestand darauf, sofort mit der Arbeit zu beginnen.
    Hatte er Gewissensbisse, weil er sie durch einen Fehler hatte wissen lassen, dass er am Leben war? Es war bedeutungslos. Susan fügte sich. Arbeit war eine willkommene Flucht und sie zwang sich, an nichts anderes zu denken; so, als wäre John völlig normal und als lebten sie nicht in einem Alptraum. Innerhalb von zwei Tagen erreichten sie und John eine ganze Menge: Sie entwickelten rasch ein neues Programm für die Stimulierung durch Tiefenelektroden, zuerst für Helen, dann für ein zweites EG, Thurston, einen Mann Ende fünfzig, der vor seiner tödlichen Krankheit Richter in Chicago gewesen war.
    Das Experiment bestand aus vielen komplizierten Einzelteilen. Es wimmelte von Kopfhautelektroden auf den rasierten Schädeln der EGs und bei beiden wurdenElektroden tief in die periaquäduktale graue Substanz, den Lernbereich des Gehirns zwischen dem dritten und dem vierten Ventrikel, eingeführt. Zwei weitere Elektroden waren in den Hippocampus eingepflanzt, nahe der Rinde des Temporallappens, jeweils in den linken und den rechten Thalamus, tief drinnen in der Nähe des

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