Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Titel: Tödliches Experiment: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
Vom Netzwerk:
gesessen hatte. Eine Krankenschwester wandte sich ab.
    Toni brachte nun rasch und geschickt die Gardner-Wells-Zange an, indem sie deren scharfe Enden durch die Einschnitte in der Kopfhaut in die Löcher führte, die sie zuvor in die Schädeldecke zu beiden Seiten der Frontookzipital-Ebene gebohrt hatte. Die Hilfsschwester tupfte die Eintrittsstellen ab, dann wurde der Kopf sorgsam auf die lebenserhaltende Konsole gesetzt, die Zange in ihre Halterung geführt und zurechtgerückt.
    Die Operation war vorüber, der Kopf unwiderruflich an eine Maschine angeschlossen, die seinen neuen Körper darstellte und die bis zu seinem Tod die einzige Verbindung mit dem Leben bilden würde. Noch in tiefer Narkose, ruhte er auf der Konsole, mit geschlossenen Augen; nur ein leises Gurgeln war zu hören. Es rührte von dem Rohr her, das zu Beginn der Operation bei der Pharyngotomie in den Hals eingesetzt worden war, um den Speichel abzusaugen.
    Michael und Toni beobachteten gemeinsam mit Al Luczynski auf einem Monitor die Vitalwerte und verglichen die multilinearen Informationen mit den Werten der Sauerstoff- und der Hirndruckpumpe. Der Blutdruck im Kopf betrug 100 zu 80, der Druck im Schädelinneren 5 Torr. Dies wurde über einen Katheter abgelesen, den Michael in einen Seitenventrikel des Gehirns eingepflanzt hatte. Gleichzeitig hatte er eine Temperatursonde eingeführt, sie zeigte einen normalen Wert von etwa 37 Grad Celsius. Er überprüfte auch den arteriellen Blutgasgehalt. Auch dieser war normal.
    Während Michael die Wirbelsäule vollständig abtrennte, hatte Toni die Kopfhautelektroden an dem rasiertenSchädel angebracht. Die EEG Überwachung würde die nächsten sechsundneunzig Stunden andauern. Gegenwärtig waren fast ausschließlich Beta Wellen abzulesen, was relative Hirnaktivität bedeutete.
    Nachdem Michael und sie den Monitor etwa zehn Minuten lang überwacht hatten, ging Toni in den Ruheraum, um nachzusehen, ob dort alles in Ordnung war, bevor der Kopf auf seiner Konsole dorthin gebracht wurde. Michael betrat den angrenzenden Umkleideraum, um die Operationskleidung abzulegen. Er entfernte die Maske und die Haube und lehnte sich erschöpft an einen Schrank, bevor er Mantel und Hose auszog.
    Er wünschte sich nichts mehr, als nach Hause gehen und schlafen zu können. Es war nicht so sehr physische Müdigkeit, das wusste er wohl, sondern das Bedürfnis zu fliehen; Burnleighs Forderungen zu entgehen und Katherines Beharren darauf, Termine einzuhalten, denen er nie hätte zustimmen sollen; die schwierige Lage zu vergessen, die durch Susans Entdeckung entstanden war.
    Als er sie gestern gesehen hatte, war es ihm irgendwie gelungen, die goldene Mitte zwischen dem unschuldig Angeklagten und dem besorgten und reumütigen Liebhaber zu finden. Das war nicht einfach gewesen und es hatte ein paar unangenehme Augenblicke gegeben. Als sie sich anfangs weder am Telefon gemeldet noch auf die Türklingel reagiert hatte, war seine Fantasie mit ihm durchgegangen: Vielleicht hatte sie eine Überdosis Schlafmittel geschluckt und irgendeine unheilvolle Nachricht für die Polizei hinterlassen; vielleicht hatte sie auf irgendeine Art Burnleighs Überwachung umgangen und die Stadt verlassen und würde irgendwann wieder auftauchen; unter Schutz stehend und Anklage erhebend. Ein Dutzend Möglichkeiten.
    Ihr Schweigen auf der Fahrt nach Philadelphia warebenso qualvoll gewesen. Es war ihm sehr schwer gefallen, ebenfalls zu schweigen und abzuwarten. Noch schwieriger war es gewesen, seine Erleichterung zu verbergen, als sie sagte, sie würde ihre Arbeit fortsetzen.
    Als Katherine es geschafft hatte, Flemmings Unterschrift auf einem Organspendervertrag zu bekommen, ohne dass Flemming sah, was er unterschrieben hatte, war er besorgt gewesen, die Sache würde irgendwie auf sie beide zurückfallen. Aber das war bis jetzt nicht der Fall gewesen und nun dankte er Gott dafür. Denn hätte er Susan den Vertrag nicht gezeigt, hätte sie sich nie überzeugen lassen.
    Doch auch so war er noch nicht völlig beruhigt. Trotz ihrer offensichtlichen Zuneigung für Flemming bestand noch immer die – wenn auch unwahrscheinliche – Möglichkeit, dass ein neuerliches Wiedersehen mit ihm eine neue, andersartige Reaktion bei ihr auslösen könnte. Eine schwierige Woche lag vor ihm. Dazu kam ein deutlich nagendes Schuldgefühl, das Susan in ihm ausgelöst hatte. Irgendwie war sie für ihn viel wichtiger geworden, als er je beabsichtigt hatte, und das war nicht gut. Es war

Weitere Kostenlose Bücher