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Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Titel: Tödliches Experiment: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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Hirnstammes, wo dieser aus dem Hals mündete. Da das Gehirn selbst über keine Schmerzrezeptoren verfügt, spürten sie sie nicht.
    Jede Elektrode würde auf Johns Anweisung mit einem Strom von einigen Milliampere einen Reiz auslösen. Er hatte gelernt, mit einem „Zungen Kippschalter“ und einem „Saug-Blas-Röhrchen“ umzugehen, wie sie üblicherweise von Gelähmten verwendet werden; die Geräte hingen von einer an der Decke angebrachten Vorrichtung herab. Mit einer kurzen Zungenbewegung oder einem schwachen Luftstoß konnte er Ultraschallbefehle an eine Steuereinheit senden, die sechsunddreißig Apparate bediente, darunter all seine neurometrischen Computerausrüstungen; die Steuereinheit ermöglichte auch die direkte akustische Verständigung mit jedem beliebigen EG, mit dem er gerade arbeitete.
    Routine und Vertrautheit herrschten den Rest der Woche über, die im Nu verflog, und plötzlich war es Freitag. Dennoch schien es Susan, als seien Jahre vergangen, seit sie John entdeckt hatte. Eigenartigerweise kam es ihr vor, als wäre es immer so gewesen wie jetzt. Die Bestürzung, die sie an seinem Grab empfunden hatte, war verschwunden. Die massive und komplexe Apparatur, die ihn am Leben hielt, war für sie zu seinem Körper geworden.
    Die ganze Woche hindurch sah sie Michael nur, wenn er den EGs und John seine täglichen Visiten abstattete; einmal etwas länger, um mit ihr und Palmer die Arbeitzu besprechen. Beim ersten Mal, als er in Johns Labor erschien, war sie unruhig und verwirrt von seiner Ausstrahlung, die noch immer auf sie wirkte, trotz des Misstrauens, das sie weiterhin gegen ihn hegte. Es fiel ihr schwer, den Schwall zwiespältiger Gefühle zu verbergen, und bisweilen fragte sich Susan, ob es ihr auch nur halbwegs geglückt war.
    Es war eine Hassliebe. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen und gleichzeitig hatte sie Angst, einen falschen Schritt zu tun, der sie entlarvte. Sie musste herzlich und freundlich sein und doch wieder nicht zu sehr, um John nicht zu kränken, dessen verächtliches und zynisches Verhalten in Michaels Gegenwart nur allzu deutlich den tiefen und rebellischen Groll darüber zeigte, was Michael ihm angetan hatte.
    Was die anderen betraf, so war sie überrascht, dass niemand jemals den unerlaubten Gebrauch von Tonis Ausweis erwähnte, nicht einmal Toni Soong selbst. Sie machte sich darüber Gedanken, ob das gleichgültige Verhalten ihrer Kollegen beabsichtigt war oder ob sie einfach nicht so bestürzt gewesen waren, wie sie angenommen hatte. Sie fand es merkwürdig. Merkwürdig und beunruhigend.
    Auch sie spielte allen etwas vor – dass man sich auf sie verlassen konnte, dass sie den Schock, John lebend vorzufinden, überwunden hatte und dass sie mit diesem Schock spielend fertig wurde. Währenddessen versuchte sie verzweifelt herauszufinden, was nun zu tun war. Sollte sie John und die anderen EGs auf irgendeine Weise zu retten versuchen, die ganze Sache mit dem Labor aufdecken? Und wenn ja, an wen sollte sie sich wenden? Wenn sie es tat, würde man dann nicht versuchen, diese Personen zu bestechen oder zum Schweigen zu bringen, sodass sie sich ganz vergebens in große Schwierigkeitenbrachte? Burnleigh war ein mächtiger Mann, der stets gute Kontakte zum Weißen Haus hatte und auch zu fast allen anderen Persönlichkeiten in Washington.
    War es das Risiko wert? Nichts würde John und die anderen wieder zu dem machen, was sie gewesen waren. Ihre Lage war endgültig.
    Außerdem war da noch Michael. Sie wusste, dass es zwecklos war zu versuchen, ihn zu einer – auch nur teilweisen – Änderung des Programms zu bewegen. Ungeachtet der Lügen ihr gegenüber war es sein Lebenswerk und es war klar, dass er es für völlig rechtmäßig und in Ordnung hielt. Unabhängig davon, was er John angetan hatte – wäre es fair, ihn ebenfalls zugrunde zu richten? Oder sogar über die Ethik des gesamten EG Forschungsprojektes zu urteilen, das von anderen Leuten, die andere Ansichten hatten und auch andere Prioritäten vertraten, vielleicht anders beurteilt wurde? Zeitweise war sie völlig verwirrt.
    Plötzlich fuhr Susan auf: Die Digitalwanduhr zeigte 17 Uhr 45. Sie und John hatten mehr als drei Stunden mit den EGs gearbeitet. John hatte bereits Gehirnreaktionen auf Lichtblitze und elektronische Geräusche in Diagrammform dargestellt und nun zeichnete er die Antworten auf verbale Fragen auf, wobei jede Reaktion als grüne, gezackte Linie auf seinem EEG Monitor aufschien, die durch die „Eclipse“

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