Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)
weichen, ausgebleichten Stoff des winzigen Bikinis.
Jetzt raubten ihm ähnliche Gedanken an Susan nachts den Schlaf. Aber er sah nicht nur Susan im Bikini oder nackt in seinem Bett vor sich, eine Susan, die ihn mit geflüsterten Liebesgeständnissen erregte. Er stellte sie sich auch bei einem Abendessen bei Kerzenschein vor, bei einem Kinobesuch oder Hand in Hand mit ihm durch eine Einkaufsstraße bummelnd, wo er ihr etwas kaufen wollte, das sie sah und das ihr gefiel. In all diesen Tagen dachte er an nichts anderes, im Augenblick gehörte sie Michael und das schmerzte. Aber es war nicht ihre Schuld und es würde nicht ewig dauern. Katherine würde der Sache bald ein Ende bereiten und dann hatte er gute Chancen.
Toni brachte Käse und Cracker und er fragte sich bereits,wie er sich überwinden sollte, das zu sagen, weswegen er gekommen war, als sie plötzlich selbst das Thema anschnitt.
„Es ist wohl ungefähr das, worüber wir damals am Strand gesprochen haben, nicht wahr? Ethik? Moral?“ Sie lachte. „Ich war ziemlich grob zu dir. Du hättest mir eine kleben sollen.“
„Nein“, protestierte er. „Du hast recht gehabt. Ich war einfach zu empfindlich.“
„Ich glaube nicht, Al. Du hast Claire geliebt. Aber einfach, weil du so ein gutmütiger großer Bär und so zurückhaltend bist, hält es keiner für möglich, dass auch du leidest, was du natürlich doch tust, vielleicht mehr als wir alle.“
Plötzlich kam er sich schüchtern und linkisch vor und schüttelte die Eiswürfel in seinem Glas. „Nun“, sagte er, „zum Teil ist es das. Ich habe an das gedacht, was du gesagt hattest, und … nun …“ Er zuckte die Achseln, hielt inne. Es fiel ihm schwerer denn je, zu sagen, was er sagen wollte.
„Ja? Du glaubst, dass das Mädchen, das uns am Montag gestorben ist, vielleicht auch keine Freiwillige war, ist es das?“
Er blickte rasch auf. Ihre dunklen, orientalischen, leicht überschatteten Augen schauten ihn an, ohne zu blinzeln. Sie saß sehr steif und unbeweglich da und hielt ihr Glas mit beiden Händen.
„Ungefähr das ist es“, antwortete er. „Mein Gott, Toni, glaubst du es nicht?“
Sie antwortete nicht direkt. Sie sagte: „Ich habe ihre Unterschrift auf dem Organspendervertrag gesehen.“
„Ich habe auch die von Flemming gesehen. Und die von Claire.“
Toni stellte noch eine Frage: „Worauf gründest du deinen Verdacht, Al?“
„Nun, die präoperativen Werte waren eben nicht so wie bei jemandem, der wirklich so krank ist, wie dieses Mädchen angeblich war.“
Sie schwiegen beide. Toni starrte in ihr Glas und sagte dann: „Mir kam ihr Krankenblatt verdächtig vor.“
„Wieso?“
„Es wies keine so ernstliche Verschlechterung ihres Zustandes nach, als dass man auf den unmittelbar bevorstehenden Tod hätte schließen können.“ Sie blickte auf, als wäre sie erleichtert darüber, dass sie es endlich gesagt hatte. „Und so ist sie eben gestorben, Dr. Luczynski.“
„Ja. Sie ist gestorben.“ Er klang wie betäubt. „Und wie ist sie gestorben? Was war mit der Embolie?“
„Daran könnte jeder schuld sein. Ich, Michael, Sara, die zweite Schwester, der medizinisch technische Assistent.“
„Ich glaube, es war Michael. Er schlief im Stehen. Ich habe ihn beobachtet. Aber du hast recht. Es ist nicht wichtig, wer Mist gebaut hat. Wichtig ist, was, zum Teufel, geschieht, bevor wir operieren.“
Sie zuckte die Achseln. „Mir scheint, die Nachfrage ist größer geworden als das Angebot.“
„Glaubst du, dass es wieder vorkommen wird?“
„Was glaubst denn du?“ Sie lachte schroff. Es war eine Bestätigung, keine Frage.
Luczynski holte tief Atem. „Es macht mich wahnsinnig, Toni. Stell dir vor, es wird publik. Können wir denn gar nichts tun?“
„Wir könnten kündigen. Beide. Und Lügen erzählen über das, was wir getan haben. Das Ganze irgendwie vertuschen. Es muss eine Möglichkeit geben.“
„Nein. Das können wir nicht tun.“ Wieder holte er tief Atem, und dann teilte er ihr mit, was ihn noch bedrückte. „Am Mittwoch hatte Susan ihren Wagen in der Werkstatt. Bremsen oder so etwas. Ich habe sie nach Hause gefahren. Ich hab ihr nachgesehen, wie sie das Haus betrat, und wollte wegfahren. Da bemerkte ich einen Kerl in einem Wagen, der einen halben Häuserblock weiter oben an der Straße stand. Er versteckte rasch sein Fernglas und ich dachte zuerst, dass er bloß ein Voyeur sei. Um mich zu vergewissern, fuhr ich später noch einmal vorbei. Da waren es zwei, und
Weitere Kostenlose Bücher