Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)
gestern und letzte Nacht wieder.“
„Bist du sicher, dass sie Susan beobachten?“
Luczynski nickte. „Es muss so sein. Ein Bekannter von mir arbeitet bei der Telefongesellschaft und er hat Susans Leitung überprüft. Sie ist angezapft.“
Toni stand auf und wanderte langsam durch das Zimmer. Vor dem Bild mit den beiden Frauen blieb sie stehen, blickte starr ins Leere und sagte leise: „Verdammte Scheiße.“
Dann kam sie zurück und setzte sich ruhig wieder hin. „Burnleigh“, sagte sie. „Er muss es sein. Dieser Schweinehund. Er hat wahrscheinlich noch eine Privatarmee von Kubanern aus der Zeit, als er bei der CIA war, damals, als die Geschichte mit der Schweinebucht war. Und natürlich beobachten sie Susan. Als sie entdeckte, dass Flemming am Leben war, muss Burnleigh ja vor Angst ganz außer sich gewesen sein, weil sie das Ganze verraten könnte. Und das könnte er auch von uns glauben. Das ist es doch, was du denkst?“
Er zuckte die Achseln. „Unsere Telefone haben sie noch nicht angezapft.“
„Aber sie können es tun. Und wenn einer von uns kündigen sollte, könnten sie noch weitaus mehr tun, oder?“
Luczynski sagte langsam: „Nun, sollte unser Forschungsprojekt erfolgreich sein, dann, fürchte ich, liegst du richtig. Dann wäre wohl jedes Mittel recht, um zu verhindern, dass etwas durchsickert, nicht wahr? Die Folgen unserer Arbeit für die Politik sind ungeheuerlich. Wer, zum Teufel, sind wir denn schließlich? Blöde Ärzte. Davon gibt es Millionen überall.“ Er machte eine Pause und fuhr dann fort: „Schau, was mit Claire passiert ist, und das Einzige, was sie getan hat, war, dass sie kündigen wollte.“
Er verlor sich in seinen eigenen Gedanken und Toni folgte seinem Beispiel. Als sich ihre Blicke trafen, verrieten sie nur Hilflosigkeit.
Luczynski schüttelte wieder die Eiswürfel in seinem Glas und Toni sagte schließlich leise: „Mein Gott, Al, worauf haben wir uns da eingelassen?“ Es klang diesmal weder zuversichtlich noch souverän.
„Der Zweck heiligt die Mittel“, erwiderte er langsam. „Jegliche Mittel.“
Toni fand, dass dies den Nagel so ziemlich auf den Kopf traf. Ihre Blicke schweiften traurig durch das luxuriös ausgestattete, wunderschöne Wohnzimmer, das sie so viel kostete. Dann füllte sie nochmals die Gläser.
22
Es geschah, als Susan es am wenigsten erwartete. Eine weitere Woche war verflogen, während der sie gelernt hatte, mit der nagenden Angst und der Depression zu leben. Sie bekam Michael fast gar nicht zu Gesicht und hatte sich, aus Selbstschutz, so sehr in die Arbeit vertieft, dass sie es kaum merkte. Mit Johns Hilfe, dessen geistige Brillanz sich noch mehr gesteigert hatte, und den Apparaturen, über die sie nun verfügten, erzielten sie mehrmals wichtige Durchbrüche bei Experimenten, an denen sie fast ein Jahr lang gearbeitet hatten, bevor er „gestorben“ war. Abends blieb sie lange in ihrem Arbeitszimmer, fast bis Mitternacht, fuhr nach Hause, um sechs unruhige Stunden zu schlafen, kam um sieben Uhr morgens wieder ins Labor, manchmal sogar noch früher.
Freitag um neun Uhr morgens tauchte dann plötzlich Michael in ihrem Zimmer auf, lächelte sie herzlich an, als wäre überhaupt nichts vorgefallen, und verkündete rundheraus, dass sie über das Wochenende nach New York fliegen würden, weil er jemanden im Columbia Medical Center treffen musste. Für ihn war es selbstverständlich, dass sie mitkommen würde. „Wir fliegen mit der Abendmaschine“, sagte er.
Susan war fast überrascht, dass ihr das „Nein“ so leicht über die Lippen kam. Vor zehn Tagen hätte sie nicht so reagiert. Sie hätte wahrscheinlich ja gesagt, und das nicht aus Angst. Vor zehn Tagen war die erste Woche zu Ende gegangen, in der sie täglich mit John gearbeitet hatte. Als sie jetzt daran zurückdachte, merkte sie, dass sie sich während dieser ersten Woche an Johns Zustand gewöhnt hatte; so sehr, dass sie, so unglaublich es auch schien, unversehens beinahe ebenso gefühllos und abgestumpftwie mancher hartgesottene Mediziner geworden wäre. Trotz ihres Entsetzens, als sie John entdeckte, trotz ihrer anfänglichen Furcht, man könnte sie selbst als Bedrohung auffassen, hatten Michaels Ausstrahlung und ihre früheren Gefühle für ihn zu wirken begonnen. Sie fühlte sich nicht mehr so bedroht.
Die Sache mit Peggy hatte alles plötzlich wieder geändert. Der erschütternde und furchterregende Ausbruch des EGs riss Susan in die Wirklichkeit zurück. Das
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