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Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Titel: Tödliches Experiment: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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„Kannst du mich hören?“ Es war Michael Burgess. Er trug eine Haube und einen OP Kittel.
    Dann gleißende Helligkeit. Deckenlampen. Schwestern, Ärzte. Ein großes, bärtiges Gesicht. „Atmen Sie einfachganz normal, Doktor Flemming, und zählen Sie mit mir.“ Der zischende Narkosetrichter. Gummi. Zählen, Dahintreiben. Finsternis und violettes Licht, dann rot und grün. Ein Kaleidoskop.
    „Sechs … sieben …“
    Wirbeln, fallen. Ein Blatt.
    Weit, weit entfernt ein heulender Wind, ein undeutliches, summendes Geräusch. Und eine Stimme: „Wachen Sie auf, John, wachen Sie auf!“ Scharf und klar. Das war wieder die junge Ärztin. Sie trug eine Haube, aber ihr Gesicht war deutlich hinter einer breiten Glasscheibe zu sehen. Und noch eine Frau, eine Asiatin.
    Er versuchte, sich zu bewegen. Die Beine, die Arme. Irgendetwas.
    Und konnte nicht. Ein Bleigewicht lastete auf ihm. Um ihn herum standen Monitore mit dunklen Gesichtern. Grüne Linien und Punkte. Die Umrisse eines Zimmers. Er schien zu sitzen. Aber wie war das möglich? Das summende Geräusch dröhnte in seinem Kopf, ein schwaches Gurgeln ließ seinen Mund vibrieren. Und er verspürte eine seltsame Enge am Hals. Hände machten sich an ihm zu schaffen. Der Druck an beiden Schläfen wuchs.
    Und dann Michael Burgess. Ganz nahe. Er lächelte. „John, du wirst nicht sterben, wir haben dir ein neues Leben geschenkt.“
    Sie gingen weg. Der Abstieg in die Hölle begann.
    Zuerst bloß eine Spiegelung in einer dunklen Fensterscheibe. Er selbst. Mit rasiertem Kopf. Dann bemerkte er die massive, glänzende Apparatur unter sich. Und irgendwo eine Wand voll medizinischer Überwachungsgeräte.
    Unbehagen.
    Gekrümmte Zangen hielten seinen Kopf fest, keine Bewegung war möglich. Warum? Angst erfasste ihn.
    Wo war sein Körper? Er selbst?
    Und plötzlich begriff er. Das große, entsetzliche, lähmende Verstehen. Alles auf einmal. Wie ein fürchterlicher Schlag. Sein Körper war nicht da.
    Nur sein Kopf.
    Und der Alptraum begann, die ohnmächtige Verwundbarkeit, die Hilflosigkeit, der Schrecken über die Leere vom Hals abwärts. Die Zeit hatte keine Bedeutung mehr. Minuten wurden zu Stunden, Stunden zu Tagen. Ärzte und Pfleger kamen und gingen, auf den Monitoren blinkte ein Durcheinander von roten Lichtern und gezackten, grünen Linien.
    Man sagte, dass er lebte.
    Aber man irrte. Das war nicht er. Nicht John Flemming. Es war bloß eine Marionette, die an Elektrodenfäden hing, sonst nichts. Ein Gehirn, eingeschlossen in einem Sarg aus abgesägtem Fleisch und Knochen. Ein sechs Kilogramm schweres medizinisches Wunder, das ihnen zur Verfügung stand. Wofür sie wollten, wann immer sie wollten.
    So dachten sie.
    Er fühlte, wie schließlich Worte aus seinem Munde zischten. Elektronisch. „Ich bin nicht John.“
    John war unter dem Fallbeil gestorben, als es zum dreiundvierzigsten Male niedersauste. Vor ihm zweiundvierzig andere unmenschliche Wesen. Zweiundvierzig Opfer medizinischer Experimente ohne Rechte, ohne Wahl, ohne Stimme, in erzwungenem Bewusstsein gehalten von Apparaturen, die jeder ausschalten konnte. Jederzeit. Aus jedem beliebigen Grund. Ich mag dich nicht. Knips. Gute Nacht.
    Nicht mit mir, Freunde. Ich mache eure Arbeit nicht. Das solltet ihr zur Kenntnis nehmen.
    Katherine trat ein. Mit dem schönsten von Gott geschaffenen Körper, die Hure. Schlank, weiblich, mit bernsteinfarbenen Augen und darauf aus, seinen Willen zu brechen. Schmeichelnd, schließlich befehlend, mit Medikamenten und Tiefenelektroden, unaussprechliche Qualen für den Geist. Ein Rheostat wurde nur um einen Bruchteil hochgedreht und er wurde zu allem, was sie einprogrammierten: von einem sabbernden, orgasmischen Sexbündel, geil wie nie zuvor, bis zu einem lallenden, geistlosen Idioten. Oder Medikamente wurden ihm verweigert, sodass ihn Scheinempfindungen übermannten. Das schreckliche Gefühl von nicht entleerter Blase und Darm, entsetzlicher, nicht enden wollender Juckreiz, all die tausend Qualen des längst entfernten und verwesenden Körpers.
    Aber zur Kreativität konnte man ihn nicht zwingen. Bis jetzt vermochten das kein Arzt und keine Wissenschaft. Und das würde wahrscheinlich auch nie der Fall sein. Die zehn Milliarden miteinander verwobener Zellen, die die rosa und graue Substanz des Menschen ausmachten, stellten ein Mikrouniversum dar, das niemand je vollständig würde manipulieren können ebenso wenig, wie der Mensch den Gang der Sterne lenken konnte.
    Er hatte beschlossen,

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