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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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interessieren.«
    »Nein, das glaube ich. Bei der Polizei
sieht man so was gern als Zufall.«
    »Und Sie?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Ich
schwieg. Ich hielt im allgemeinen nichts davon, den Zufall als Erklärung
heranzuziehen. »Vielleicht haben die beiden Geschehnisse miteinander zu tun.
Vielleicht finde ich durch meine Ermittlungen über den Mord an Jake etwas über
den Tod Ihres Vaters heraus.« Aber noch während ich es aussprach, kam mir das
wie ein billiger Trick vor. Ein Mord, der drei Jahre zurückliegt, ist schwer,
wenn nicht unmöglich, zu klären.
    Wintringham jedoch schien zu überlegen.
    Ich hakte nach. »Wollen Sie mich
engagieren?«
    Er kaute auf der Unterlippe. »Ich habe
wohl keine andere Wahl. Ich möchte dieser Sache — diesen beiden Morden auf den
Grund kommen.«
    Wieder hatte ich leise Gewissensbisse,
aber nur leise. Wer konnte wissen, was ich aufdecken würde.
    »Gut. Jetzt gibt’s nur ein kleineres
Problem. Ich darf nur für Mandanten der Kooperative arbeiten.« Als ich seinen
bestürzten Blick sah, hob ich beruhigend die Hand. »Aber dieses Hindernis ist
leicht genommen. Bei Pro Te läuft das so, daß die Mandanten einen geringen
jährlichen Mitgliedsbeitrag bezahlen und ihnen dann für geleistete Arbeit ein
Honorar in Rechnung gestellt wird, das sich nach der Höhe ihres Einkommens
richtet. Sie brauchen lediglich den Antrag auszufüllen, den Beitrag zu zahlen,
und schon sind wir im Geschäft.«
    Entschlossen richtete er sich auf.
»Haben Sie einen Antrag mit?«
    Ich lächelte. »Aber sicher.«
    Während Wintringham das Formular
ausfüllte, wanderte ich in den Vorsaal und sah mir die Ölgemälde an, die dort
hingen. Im hinteren Teil des Hauses wurde eine Tür geöffnet, und Charmaine kam
heraus. Sie hatte die verschmierte Wimperntusche entfernt und aufgefrischt und
sich in eine atemberaubende Wolke schweren Parfüms gehüllt.
    »Wissen Sie, wie spät es ist?« fragte
sie gehetzt.
    »Halb zwölf.«
    »Ach, gut. Dann schaff ich es noch.«
    »Was ist das für eine Ausstellung, zu
der Sie fahren?«
    »In Fort Mason, am Pier drei, ist eine
Ausstellung über Wohnen im Viktorianischen Zeitalter.« Sie nannte eine
ehemalige Kaserne des Militärs, die jetzt für alle möglichen kulturellen
Aktivitäten genutzt wurde. »Jeder, der sich irgendwie mit diesem Gebiet befaßt,
sei es als Antiquitätenhändler oder als Restaurateur, hat dort einen Stand. Ich
zum Beispiel zeige meine Inneneinrichtungen.«
    Mir fiel die altmodische Lampenfassung
ein, die ich am vergangenen Abend am Tatort eingesteckt hatte, und ich sagte:
»Charmaine, haben Sie eine Ahnung von Beleuchtungskörpern?«
    »Ich kaufe sie bei verschiedenen
Fachherstellern ein.«
    »Bei wem zum Beispiel?«
    Sie strebte ungeduldig der Tür zu. »Es
gibt verschiedene. Warum?«
    »Ich brauche jemanden, der mich beim
Kauf der Lampen für meine Wohnung berät.« Im stillen mußte ich lachen. In
meiner Einzimmerwohnung im Mission District waren die Dämmplatten an der Decke
mit irgendwelchem glitzernden Zeug durchsetzt, darum achtete ich stets auf
gedämpfte Beleuchtung.
    »Ach so.« Charmaine, die Hand schon am
Türknauf, blieb stehen. »Versuchen Sie’s mal bei Victoriana. Das ist der größte
Händler.« Und damit entschwebte sie auf einer Wolke exotischer Düfte.
    »Danke«, sagte ich und klopfte auf
meine Tasche, in der jetzt das länglich-ovale Metallstück lag. »Danke, das
werde ich tun.«
     
     
     

6
     
    Die Ausstellungsräume von Victoriana
befanden sich im Industriebezirk Bayshore. Ich mußte durch die ganze Stadt
fahren, um dorthin zu gelangen, und fragte mich natürlich, ob sich das
überhaupt lohnte. Aber die alte Lampenfassung war der einzige Hinweis, den ich
hatte; der einzige, außer Jakes Bemerkung darüber, daß die Person, mit der er
verabredet gewesen war, trank. Doch wenn ich sämtliche Trinker einer Stadt wie
San Francisco aushorchen wollte, um eventuell etwas Verdächtiges zu entdecken,
konnte ich den Rest meines Lebens damit zubringen. Nein, besser ich versuchte,
diesem kleinen Stück Metall auf die Spur zu kommen.
    Die Wände des Ausstellungsraums waren
mit Stuckrosetten und anderen Verzierungen geschmückt, ähnlich denen, die
Wintringham mir an der Queen-Anne-Villa seiner Familie gezeigt hatte. Von der
Decke hingen Mengen von Lampen und Leuchtern mit Schirmen aus geätztem Glas.
Ich besah sie mir aufmerksam, während ich am Verkaufstisch wartete, und stellte
Spekulationen darüber an, wie so eine Metallfassung, wie

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