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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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ich sie in der Tasche
hatte, hier passen würde.
    Auf dem Tisch lag zusammengerollt eine
graue Katze. Sie hob den Kopf und gähnte mich an. Ich streichelte sie, kraulte
sie hinter den Ohren, und sie fing an zu schnurren.
    Gleich darauf trat aus dem Raum hinter
dem Tisch eine Frau mit kurzem blondem Haar.
    »Ah, Sie haben sich schon mit Victoria
bekannt gemacht«, bemerkte sie heiter.
    »Ein passender Name.«
    »Ein bißchen albern, aber das macht
nichts. Sie ist ein ganz liebes Tier. Wir haben sie sehr jung bekommen. Was
kann ich für Sie tun?«
    »Ich hätte gern eine Auskunft.« Ich zog
die zerbrochene Metallfassung heraus. »Ich habe hier ein Stück von einer
Lampenfassung und versuche festzustellen, wo die Lampe hergestellt wurde.«
    Sie krauste die Stirn. »Oh, ich weiß
nicht, ob ich Ihnen da helfen kann. Die Leute, die Bescheid wissen, sind auf
der Ausstellung.« Als sie mein enttäuschtes Gesicht sah, fügte sie hinzu: »Aber
ich kann’s ja mal versuchen. Wenn es ein hiesiger Hersteller ist, erkenne ich
es vielleicht.«
    Ich reichte ihr das Metallstück. Sie
betrachtete es eingehend, drehte es mehrmals in den Fingern und sagte
schließlich: »Ich kann mich irren, aber das sieht mir nach einer Arbeit von
Prinz Albert aus.«
    »Prinz Albert?«
    Sie lachte. »Eigentlich heißt er Al
Prince, aber er hat seinen Namen dem Geschäft angepaßt.«
    »Und wo finde ich diese Persönlichkeit
königlichen Geblüts?«
    »Er hat seinen Laden in der Natoma
Street, südlich von der Market Street, ungefähr auf der Höhe der 6. Straße.
Halten Sie einfach nach dem Schild mit der Aufschrift ›Prinz Alberts
Kronleuchter‹ Ausschau.«
    Ich dankte ihr und brauste in meinem
angerosteten roten MG Richtung Stadtmitte. Dort parkte ich in der 6. Straße,
die den Spitznamen »Rue de Wino« trug, wegen der schwankenden Gestalten mit
braunen Papiertüten, die sich dort herumtrieben. Die Natoma Street war nur eine
schmale Gasse, auf ihren Bürgersteigen kam man als Fußgänger kaum durch, weil
überall Autos standen. Ich marschierte kühn in der Mitte der Fahrbahn.
    Mir war diese Gegend der Stadt nicht
fremd, da ich früher schon beruflich hier zu tun gehabt hatte, aber erst jetzt
entdeckte ich verblüfft, daß in den Hintergassen dieses Geschäftsviertels Leute
wohnten. Rundherum sah man Läden, Bürogebäude und kleine Fabriken, aber an einem
Samstagmorgen spielten hier Kinder auf der Straße, Frauen hängten auf der
Veranda Wäsche auf, Männer bastelten an alten Autos herum. Die meisten Häuser
waren aus Holz und in schlechtem Zustand. Dank meiner neuerworbenen Kenntnisse
erkannte ich kleine, behäbige italienisierte viktorianische Häuser und einige
im Stick-Stil. Die eleganten Queen-Anne-Villen jedoch gehörten nicht in dieses
Arbeiterviertel.
    Ich mußte ungefähr fünfhundert Meter
gehen, ehe ich das Schild von Prinz Alberts Beleuchtungshaus entdeckte; ein
schlichtes holzgeschnitztes Schild, das in die Straße hinaushing. Leider stand
im Schaufenster ein zweites Schild mit der Aufschrift »Geschlossen«.
    Enttäuscht trat ich an die Scheibe
heran und spähte durch das schmutzige Glas ins Innere des Ladens. Aber ich sah
nur Werkbänke und alle möglichen Maschinen. Von den Deckenbalken hingen ein
paar Lampen, ähnlich denen, die ich im Victoriana gesehen hatte.
    Die Ausstellung in Fort Mason — das war
offensichtlich der allgemeine Treffpunkt. Aber ehe ich dort hinausfuhr, wollte
ich noch etwas erledigen. Ich kehrte zum Wagen zurück und fuhr zu Johnnys Kansas
City Barbecue.
    Aber es war ein Fehler, dorthin zu
gehen, selbst jetzt, wo die Mittagszeit fast vorbei war. Ich merkte es, sobald
ich durch die Tür trat. Schwarze Gesichter wandten sich mir zu, dunkle Augen
musterten mich, der Geräuschpegel fiel fast auf Null. Johnny Hart trat mir
entgegen, das Gesicht zornig.
    »Was zum Teufel tun Sie hier?« fragte
er barsch.
    Mit dem Mut der Verzweiflung antwortete
ich: »Ich wollte mal Ihre Spare Ribs probieren.«
    »Das können Sie gleich vergessen.
Verschwinden Sie lieber.«
    »Sie haben doch nicht etwa
Rassenvorurteile?«
    »Nein, aber ich hab was gegen Lügner
und Schleicher.«
    »Wollen Sie nicht wissen, warum ich
gestern soviel gefragt hab?«
    »Das ist mir scheißegal.«
    »Stimmt nicht.«
    Erbittert sah er sich um, musterte
seine stummen Gäste. »Na schön, verdammt nochmal. Aber hier reden wir nicht.«
Er faßte mich am Ellbogen und schob mich zur Küche. Drinnen waren zwei Kellner
und ein Spüler. Sie sahen verdutzt auf,

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