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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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ganz
normales modernes Glas. Außerdem die Scherben einer Glühbirne. Im Labor haben
sie eine Spektralanalyse gemacht.« Mein Gesicht mußte meine Enttäuschung
verraten haben, denn Greg sah mich stirnrunzelnd an und wiederholte: »Geht dir
auch wirklich nichts im Kopf herum, was ich eigentlich wissen sollte?« Ich
dachte an das gebogene, längliche Metallstück, und wie leichtsinnig es von mir
gewesen war, es aus der Hand zu geben. Ich bekam ein ganz schlechtes Gewissen.
Eingestehen, daß ich ein Beweisstück vom Tatort eines Mordes mitgenommen und
dann verloren hatte? Niemals! Greg schon gar nicht.
    »Ich wollte, es wäre so. Bisher bin ich
auf nichts gestoßen, außer einer Reihe höchst merkwürdiger Typen.« In Kürze
berichtete ich ihm, wobei ich Dettmans Drohung unterschlug.
    Als ich zum Ende gekommen war, sagte
Greg: »Ich fürchte, deine Wege kreuzen sich mit denen meiner Leute. Versuch
bitte, ihnen aus dem Weg zu bleiben, ja? Wir haben noch zwei weitere Morde am
Hals und sowieso nicht genug Personal.«
    »Keine Sorge.« Ich war verärgert und
schwor mir im stillen, seinen schwerfälligen Beamten weit vorauszueilen.
    Greg entspannte sich wieder in seinem
Sessel und legte den Kopf an die hohe Rückenlehne. Sein Gesicht war müde. Er
tat mir leid. Drei neue Mordfälle, das war eine Riesenbelastung, sogar für
einen Mann, der so viel Energie besaß wie Greg. Ich hätte ihn gern geschont,
aber ich mußte erst noch wissen, was in der Akte Richard Wintringham stand.
    Ich trank einen Schluck Wein und sagte
dann wie beiläufig: »Ach, übrigens, hattest du Gelegenheit, dir die Akte über
diese alte Mordsache mal anzusehen?«
    Er seufzte. »Wenn Hartnäckigkeit nicht
zu den Eigenschaften gehörte, die ich bei dir mit am meisten bewundere, würde
ich dich Knall und Fall an die Luft setzen. Ja, ich hab sie mir angesehen.«
    »Und?«
    »Es scheint ein einfacher Fall von Mord
im Zusammenhang mit einem Einbruch gewesen zu sein. Ein Hausangestellter fand
den Alten in seinem Arbeitszimmer, dem Turmzimmer im ersten Stockwerk.
Wintringham war in der vorangegangenen Nacht durch einen Schlag auf den Kopf
getötet worden.«
    »Wie Jake Kauffmann.«
    »Richtig, aber interpretiere da nicht
zuviel hinein.«
    »Wie sieht es mit den Alibis aus?«
    »An welche Personen denkst du denn?«
    »An den Sohn, zum Beispiel. David
Wintringham.«
    »Du scheinst ja großes Vertrauen in
deinen Auftraggeber zu haben. David war zu Hause, und sein Freund, Paul
Collins, bestätigte das genau wie dieses Mal. Jeder, den wir in Verbindung mit
dem Fall verhörten, konnte ein gutes Alibi vorweisen. Das erhärtete natürlich
die Einbruchstheorie.«
    »Tauchte von den Gegenständen, die
gestohlen wurden, jemals wieder etwas auf?«
    »Nein. Wir gaben natürlich
Beschreibungen heraus, aber es zeigte sich nichts.«
    »Sie waren doch bestimmt nicht leicht
an den Mann zu bringen.«
    »Nein sicher nicht.«
    »Wie wurde der alte Wintringham
umgebracht? Ich meine, mit was für einer Waffe?«
    »Mit einer Buchstütze aus Onyx. Sie lag
neben der Leiche.«
    »Abdrücke?«
    »Abgewischt.«
    »Ziemlich kaltblütig für einen
überraschten Einbrecher.«
    »Sharon, können wir die Spekulationen
für heute abend beenden?« Gereiztheit schwang in seiner Stimme. »Ich verbringe
meine Abende nicht gern damit, mich über alte Fälle ausquetschen zu lassen.«
    »Entschuldige«, sagte ich, und es war
mir ernst.
    »Schon gut.« Er griff zur Flasche und
schenkte uns beiden noch Wein ein. »Es gibt, ehrlich gesagt, nichts, was mir
unsympathischer ist als eine drei Jahre alte Akte, die noch offen ist.«
    Wir machten es uns in unseren Sesseln
bequem und tranken den Wein. Die glühenden Scheite im Kamin knisterten und
knackten. Greg hatte recht. Ich hatte unsere Freundschaft auf unfaire Weise
ausgenutzt. Nachdenklich sah ich zu ihm hinüber. Vor ein paar Monaten noch war
ich entschlossen gewesen, auf der Hut zu sein und nicht mit einem Polizisten zu
schlafen, noch dazu mit einem so eigenwilligen und energischen Polizisten wie
Greg. Wir hatten gestritten und uns versöhnt und wieder gestritten. Als ich ihn
dann besser kennenlernte, schwand die Zurückhaltung, dafür stellte sich eine
Reihe enttäuschender, beinahe komischer Störfaktoren ein. Der letzte, vor zwei
Wochen, war ein Anruf im ungünstigsten Moment gewesen, der ihn zum Schauplatz
eines Mordes auf dem Potrero Hill gerufen hatte. Mit einem Lieutenant des
Morddezernats eine enge Beziehung aufzunehmen, war gar nicht so

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