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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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leicht.
    An diesem Abend würde es auch nicht
klappen. Er hatte sein Glas weggestellt und lag, die Beine ausgestreckt,
entspannt in seinem Sessel, das Gesicht mit den geschlossenen Augen dem langsam
erlöschenden Feuer zugewandt. Die Linien der Müdigkeit in seinem Gesicht
begannen sich zu glätten. Aber der Mann hatte auch wirklich ein Recht,
erschöpft zu sein. Auf Zehenspitzen wollte ich mich hinausschleichen, damit er
seine hart verdiente Ruhe genießen konnte. Doch als ich an ihm vorüberkam,
hielt er mir die Hand hin und sagte: »Komm, setz dich zu mir, Sharon. Der
Sessel ist groß genug für zwei.«
    Ich rutschte auf seinen Schoß, ließ
mich in seine Umarmung gleiten, und wir küßten uns wie so oft zuvor. Seine Hand
glitt zu meiner Brust, meiner Taille, über die Rundung meiner Hüfte. Ich
erstarrte und lauschte.
    Als hätte er meine Gedanken gehört,
löste Greg seinen Mund von meinem und sagte mit einem trägen Lächeln: »Keine
Sorge, Indianerbaby. Ehe du kamst, hab ich das Telefon abgestellt. Sogar
Privatdetektive und Kriminalbeamte verdienen es, mal Zeit nur für sich zu
haben.«

12
     
    Ich erwachte unter verwurstelten
Decken, Gregs Arm war fest und sicher um meinen Körper geschlungen. Ich drehte
den Kopf und küßte die Beuge seines Ellbogens. Als er nicht reagierte, biß ich
sachte zu. Er lachte und zog mich näher an sich.
    »Nochmal?« flüsterte ich, die Lippen an
seinem Hals.
    »Hm, nochmal.«
    Er küßte mich, dann wanderten seine
Lippen meinen Hals hinunter. Ich drückte ihn fester, während ich seinen
muskulösen Körper streichelte. Wir fingen ganz langsam an, ganz sachte und
sanft, bis unsere Bewegungen drängender und leidenschaftlicher wurden. Einmal
öffnete ich die Augen und sah sein Gesicht über mir, heiß und gerötet vor
Wonne. Und da, ehe alles Denken zersplitterte, dachte ich, wie schön es war,
geben und nehmen zu können...
    Eine Weile lagen wir schweigend, Hand
in Hand nebeneinander. Dann richtete ich mich ein wenig auf und stützte mich
auf einen Ellbogen, um etwas zu sagen. Im selben Moment sah ich die
orangefarbenen Ziffern der Digitaluhr auf dem Nachttisch.
    »Du lieber Gott!« rief ich und setzte
mich auf.
    Greg strich sich das zerzauste Haar aus
der Stirn.
    »Ist mein Anblick so fürchterlich?«
    »Es ist dreiviertel zehn.« Ich sprang
aus dem Bett.
    Er richtete sich auf den Ellbogen auf
und musterte mich wohlgefällig. »Na und?«
    »Ich muß schleunigst los.« Ich rannte
zur Dusche. »Du hast wohl nicht zufällig eine Duschkappe?«
    »Du meine Güte! Mit ‘ner
Privatdetektivin steht die Liebe ja beinahe so unter Zeitdruck wie mit ‘ner
Polizistin«, rief er. »Zweite Schublade rechts. Eine neue Zahnbürste liegt auch
da.«
    Ich holte mir die Kappe und stellte
mich unter die Dusche. Daß all diese Kleinigkeiten so selbstverständlich zur Hand
waren, wurmte mich tief. Plötzlich fand ich es gar nicht mehr galant und
aufmerksam, wie er am Abend das zweite Kopfkissen aus dem Schrank gezaubert
hatte. Ich fragte mich vielmehr, wie viele Frauen vor mir schon auf dem Kissen
gelegen hatten. Und was sollte diese dämliche Bemerkung über die Liebe mit
Polizistinnen?
    Ach was, darüber wollte ich mir später
den Kopfzerbrechen. Greg war ein wunderbarer Liebhaber, und im Lauf der Nacht
hatte er mir deutlich zu verstehen gegeben, daß er mich genau so wunderbar
fand. Jetzt war es an der Zeit, ihm zu zeigen, daß ich außerdem eine wunderbare
Detektivin war. Und aus diesem Grunde mußte ich vor Mittag in Prinz Alberts
Werkstatt sein.
     
    Diesmal fuhr ich direkt in die Natoma
Street hinein und parkte auf dem Bürgersteig wie die Anwohner. Die Straße
wirkte verschlafen, in sonntägliche Ruhe gehüllt. Der einzige Mensch, den ich
sah, war Prinz Albert selbst, der gerade aus seiner Werkstatt stürmte, als ich
auftauchte. Das rote Haar lugte in abstehenden Strähnen unter dem Zylinder
hervor, und die Schöße seines grauen Samtrocks bauschten sich hinter ihm. Er
trug einen Karton.
    »Hallo«, rief ich. »Ich wollte mich von
Ihnen in die Geheimnisse Ihrer Kunst einweihen lassen.«
    Er blieb mitten auf dem Bürgersteig
stehen und hätte beinahe den Karton fallen lassen. Sein Koboldgesicht war einen
Moment lang völlig ausdruckslos, dann blitzte Erkennen in ihm auf.
    »Ach, verflixt«, rief er. »Ich hatte
Sie vollkommen vergessen.«
    »Wo Sie mir doch meinen einzigen
Anhaltspunkt versenkt haben!«
    Er stellte den Karton neben einen
blauen Lieferwagen und öffnete die hintere

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