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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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hoch und griff zu
seinem Glas.
    »Wie stehen die Aussichten für den
Verkauf der Häuser?« fragte ich weiter. »Erwarten Sie da in diesem Viertel
keine Schwierigkeiten?«
    »Wir renovieren und verkaufen jetzt
seit drei Jahren. Es hat nie Schwierigkeiten gegeben.«
    »Wo war das?«
    Ihm war sichtlich nicht ganz behaglich.
»Nun, im Haight, in Noe Valley.«
    »Aber hier in dieser Gegend haben Sie
noch nie etwas gemacht?«
    »Nein.«
    »Es kann also gut sein, daß es hier doch
Probleme geben wird. Sie haben die Junkies hier und befinden sich in nächster
Nähe der Sozialsiedlungen.«
    Er trank einen Schluck Wein. »Ja,
sicher, das kann passieren.«
    »Wissen Sie jemanden, der dem Projekt
den Garaus machen möchte?«
    »Eleanor van Dyne. Das sagte ich Ihnen
schon.«
    »Sonst noch jemand?«
    Er warf einen Blick auf French, und der
fragte: »Worauf wollen Sie hinaus, Miss McCone?«
    »Es interessiert mich nur.«
    »Schnüfflerin.«
    Mir war klar, wieso Wintringham sich
von Frenchs Bemerkungen nicht aus der Ruhe bringen ließ. Reines Ritual, sie
glitten auch an mir bereits wirkungslos ab.
    »Wie steht es denn mit Ihnen, Mr.
French? Haben Sie aus Ihrer Rock-and-Roll-Zeit vielleicht Feinde, die Ihnen
gern eins auswischen würden?«
    »In der Branche hat jeder Feinde, aber
ich bezweifle stark, daß die meinen versuchen würden, mich damit reinzulegen,
daß sie einen Anstreicher umbringen, der für mich arbeitet.«
    Wahrscheinlich hatte er recht. Ich
konnte mir aber auch nicht vorstellen, daß Eleanor van Dyne in ihrer ganzen
gepflegten Eleganz Jake getötet hatte. Dennoch mußte ich sie eingehender unter
die Lupe nehmen.
    »Gut«, sagte ich. »Sprechen wir jetzt
einmal von der Ermordung Ihres Vaters, David. Nach Meinung der Polizei wurde er
von einem Einbrecher getötet. Was wurde damals gestohlen?«
    »Kleine wertvolle Gegenstände, die man
leicht tragen konnte... Paul, wie geht es dir?«
    Paul Collins erschien unter dem
Torbogen vom Salon. Er trug einen karierten Morgenrock und Hausschuhe. Das
aschblonde Haar war zerzaust.
    »Besser, danke. Ich hörte Stimmen.«
    »Wir besprechen gerade verschiedenes
mit Sharon. Möchtest du ein Glas Wein?«
    »Ja, gern.« Collins schenkte sich aus
dem Krug ein. Ich bezweifelte, daß das auf das Valium hin gesund war. Aber
Collins mußte wissen, was er verkraften konnte.
    »Also, was für Gegenstände wurden
gestohlen«, sagte ich zu Wintringham.
    »Gegenstände?« fragte Collins.
    »Wir sprechen gerade über den Abend,
als mein Vater ermordet wurde.«
    »Ach so.« Collins trank.
    Wintringham lehnte sich mit seinem
Stuhl nach rückwärts. »Da muß ich erst überlegen. Es fehlten ein paar Flaschen
und Flakons aus Preßglas. Mein Vater hatte eine Sammlung. Dann eine Ming-Vase,
eine kleine Uhr vom Kaminsims und ein sehr wertvoller silberner Wasserkessel.
Und dann natürlich das Auge der Tigerkatze.«
    »Das was?«
    Collins sagte: »David, findest du es
gut für dich, wenn du das jetzt alles Wiederaufleben läßt!«
    »Wenn es Sharon hilft, den Mord an Jake
aufzuklären.«
    »Aber David...« Collins schenkte sich
wieder ein. »Das ist doch ein völlig anderer Fall. Ich verstehe nicht —«
    »Ich auch nicht«, warf French ein,
»aber wenn er sein Geld und Miss McCones Zeit mit so ‘ner unausgegorenen Idee
vergeuden will, dann laß ihn doch.«
    »Aber es regt ihn auf, davon zu
sprechen und —«
    »Paul.« Wintringham hob eine Hand. »Sei
jetzt still und trink deinen Wein. Ich rege mich nicht auf.«
    Collins nickte verdrossen.
    »Das Auge der Tigerkatze«, fuhr
Wintringham fort, »war eine Tiffany-Lampe, die im Jahr neunzehnhundert von
meinem Großvater als Geschenk für seinen neugeborenen Sohn, meinen Vater, in
Auftrag gegeben worden war.«
    »Beschreiben Sie sie.«
    »Es war eine Kinderzimmerlampe. Der
Ständer war aus Bronze und erinnerte an einen Baumstamm, dessen Äste sich oben,
unterhalb des Schirms, ausbreiteten.«
    »Aber warum hieß die Lampe das Auge der
Tigerkatze?«
    »Wegen des Schirms. Er war gestaltet
wie das Blätterdach eines Baums, und durch das Laub lachte die Tigerkatze. Die
Blätter waren in herbstlichen Farben gehalten, rot, braun und golden. Die Zähne
waren blitzendweiß. Und das Auge - Tiffany wich von der üblichen Vorstellung
der Katze ab, indem er ihr nur ein Auge mitgab. Und er wich auch von seiner
Gepflogenheit ab, ausschließlich Glas zu verwenden. Das Auge war nämlich aus
einem grüngelben Edelstein, der passenderweise Katzenauge genannt wird.«
    »Und die

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