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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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wahlberechtigt, ich
hatte sogar vor, mir eines Tages ein Haus oder eine Eigentumswohnung zu kaufen.
Wie kam Eleanor van Dyne dazu, so zu tun, als gehörte ich nicht dazu?
    Meine Verstimmung hinunterschluckend,
sagte ich: »Sie sagen, daß Sie sich von David Wintringham unterscheiden.
Inwiefern?«
    »Fangen wir beim Vater an, Richard
Wintringham. Er hat den alten Familiensitz sicher geliebt, gleichzeitig aber
baute er diese entsetzlichen Kästen in den neuen Siedlungen. Und wissen Sie,
was er mit den anderen Häusern in der Steiner Street anstellte?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Er zerstückelte sie, um Wohnungen zu
schaffen. Er nahm den Räumen ihren ganzen Schmuck. Die Kamine ließ er zumauern,
wenn er sie nicht gleich herausreißen ließ.«
    Mir fiel der Salon des Hauses ein, wo
ich Wintringham und Charmaine das erstemal begegnet war. »Aber David
restauriert sie doch nach der Originalvorlage.«
    »Das behauptet er. Wenn er es wirklich
tut, hat er eine Menge Arbeit vor sich. Die übelste Behandlung ist den
Außenmauern widerfahren. Die wurden entweder mit Asbestplatten verkleidet oder
rundum verputzt, und das alles im Namen der Nachkriegsmoderne, ganz zu
schweigen davon, daß man auf diese Weise Farbe sparen konnte.«
    »Und nun muß er Verputz und Asbest
entfernen?«
    »Ja. Das ist eine mühselige Arbeit.
Wenn er Glück hat, trägt das Holz darunter Narben, die zeigen, wo die
ursprünglichen Ornamente sich befanden und wie sie aussahen. Ein guter
Zimmermann kann alte Stücke der Verzierung den Narben angleichen oder, wenn
keine da sind, neue schnitzen. Aber wie ich David kenne, wird er einfach
daraufsetzen, was seiner Meinung nach gut aussieht, das Ganze dann möglichst
knallig anstreichen und an den Meistbietenden verkaufen.«
    »Ihre Organisation ist wohl —«
    »Ich will Ihnen sagen, worum es unserer
Organisation geht. Wir sind für originalgetreue Restauration, wo jedes Detail
stimmt. Doch dazu fehlt David leider die Geduld. Und am meisten versündigt er
sich mit seiner Farbgebung.«
    »Sie meinen, an den Außenmauern?«
    »Innen auch. Das Dekor-. Aber davon
möchte ich lieber gar nicht erst anfangen.«
    Eleanor van Dynes Stimme war schrill
geworden. Um sie zu beruhigen, sagte ich: »Was die Farben betrifft, bin ich
ganz Ihrer Meinung.«
    »Ja, das sagten Sie schon.« Ihr Ton
wurde ruhiger. »In San Francisco war während der Viktorianischen Zeit Grau die
bevorzugte Farbe, und das sollte man bei der Restaurierung berücksichtigen.
Manchmal wurde auch Weiß verwendet. Abgesetzt wurde mit einem glänzenden Schwarz.
Die Vestibüle waren in einem Braun gestrichen, das den Eindruck von Mahagoni
hervorrief.«
    »In den viktorianischen Häusern scheint
vieles Imitation gewesen zu sein«, bemerkte ich, in Gedanken an die falschen
Balkons, die auf Leder getrimmten Tapeten, die aufgemalten Holzmaserungen, die
mir auf dem Rundgang aufgefallen waren.
    »Ja, die Leute damals hatten ein Faible
für Imitationen, obwohl das Originalmaterial durchaus verfügbar war und oft zu
einem geringeren Preis. Nichts liebte man mehr, als den Dingen ein Gesicht zu
geben, das genau den gegenteiligen Eindruck dessen weckte, was sie wirklich
waren.«
    »Das klingt ziemlich heuchlerisch.«
    »Es war ja auch ein heuchlerisches
Zeitalter, das läßt sich nicht leugnen. Aber so war es nun einmal, und bei
Restaurierungen sollte man sich an die Tradition halten. Diese knallbunten
Monstrositäten kamen erst in den sechziger Jahren unseres Jahrhunderts in
Mode.«
    »Zu den Monstrositäten zählen Sie auch
die Kreationen Jake Kauffmanns?«
    »Bitte, werten Sie diese Arbeit nicht
so auf, indem Sie von ›Kreationen‹ sprechen.«
    »Sie mochten Jake nicht?«
    »Im Gegenteil. Als Mensch hatte ich ihn
gern.«
    »War das der Grand, weshalb Sie Ihre
Klage zurückzogen?« Sie griff sich an die graublonde Frisur und wich meinem
Blick aus. »Unter anderem.«
    »Was für Faktoren spielten noch mit?«
    Sie sah sich um, als hätte sie Angst,
es könnte uns jemand belauschen. »Die Kosten natürlich. Der Fall wäre bis zum
obersten Gericht gegangen. Das ist bei solchen Geschichten immer so. Die
Anwaltskosten verschlingen ein kleines Vermögen. Mir war Jake immerhin so lieb,
daß ich ihn nicht in den finanziellen Ruin treiben wollte...« Sie brach ab wie
eine Uhr, die abgelaufen war.
    Natürlich. Ich maß Eleanor van Dyne mit
einem scharfen Blick, und sie ging wieder zum Buffet, um sich noch ein Glas
Wein zu holen, obwohl das, das sie in der Hand hielt, noch

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