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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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kroch vorwärts, wünschte, ich wäre
nicht gezwungen, der Tür den Rücken zu drehen. Während ich nach dem ersten
Karton griff, lauschte ich angespannt. Ich packte den Deckel und hob ihn hoch.
Spähte ins Innere. War mehr als baff über das, was ich sah.
    Ein Lampenschirm. Tiffany zweifellos.
Blätter, kleine Glasblättchen in Rot, Braun und Gold. Blitzendweiße, in einem
Lachen entblößte Zähne. Und das Auge grünlichgelb. Das Auge der Tigerkatze.
    Ich hörte Stimmen vom Bürgersteig,
erstarrte, alle Sinne gespannt. Die Stimmen verklangen. Am liebsten wäre ich
Hals über Kopf geflohen, statt dessen kroch ich weiter nach vom und klappte die
beiden anderen Kartons auf. Wieder Blätter. Wieder das zähneblitzende Lachen.
Wieder das Auge.
    Nachbildungen natürlich. Prinz Albert
mußte sie dem Original nachgearbeitet haben. Vorsichtig hob ich die Lampe hoch.
Ja, das länglichrunde Metallstück, das ich am Tatort gefunden hatte, war ein
fein geschmiedeter Ast aus Bronze, in dem eine Glühbirne steckte. Aber was war
aus der zerbrochenen Lampe geworden? Das Original war sie nicht gewesen; es war
ja eine elektrische Lampe gewesen. Und die hier war auch elektrisch. Steckte
das Original in einem der beiden anderen Kartons?
    Fußtritte erklangen von draußen, und
ich hätte beinahe die Lampe fallen lassen. Ich stellte sie wieder in den Karton
und drückte mich flach an die Wagenwand.
    Die Schritte verklangen wie zuvor die
Stimmen. Ich stürzte zur hinteren Tür und schlug sie krachend hinter mir zu,
nachdem ich aus dem Wagen gesprungen war.
     
     
     

14
     
    Ich ließ den MG laufen, während ich
wartete. Der Motor hustete, was mich daran erinnerte, daß er dringend
eingestellt werden mußte. Aber das würde ich später erledigen, wenn ich das
Rätsel um das Auge der Tigerkatze gelöst hatte.
    Autos rasten an mir vorbei, ich war in
der Franklin Street, einer vielbefahrenen Einbahnstraße zur Golden-Gate-Brücke
und nach Marin County. Wenigstens würde Prinz Albert mich in diesem Gewimmel
nicht so leicht entdecken können. Endlich sah ich ihn die Treppe des
Hans-Lilienthal-Hauses herunterkommen. Er ging zu seinem Lieferwagen. Sobald
ich geflohen war, hatte es mir leid getan, daß ich nicht die Kaltblütigkeit
aufgebracht hatte, zu bleiben und die beiden anderen Kartons zu inspizieren;
jetzt war ich tief erleichtert. Wäre ich geblieben, dann hätte Prinz Albert
mich auf frischer Tat ertappt.
    Der Lieferwagen scherte aus, reihte
sich in den Autostrom ein. Ich tat das gleiche.
    Der Wagen blieb auf der linken Spur.
Ich hielt einen Abstand von gut zwei Autolängen, so daß zwei Fahrzeuge zwischen
uns Platz hatten. Gerade als ich zu dem Schluß gekommen war, daß Prinz Albert
zur Lombard Street wollte, machte er einen unvorhergesehenen Schlenker und fuhr
an den Bürgersteig. Ich zog den MG mit quietschenden Bremsen in eine Einfahrt
ein Stück weiter oben.
    Im Licht der Scheinwerfer des
Lieferwagens konnte ich einen großen, offenen Müllcontainer erkennen, wie sie
oft bei Baustellen standen. Das Haus, an dem hier gearbeitet wurde, war ein
häßlicher Bau aus Backstein und rosarot verputzten Mauern, der dringend eine
Renovierung brauchte. Prinz Albert stieg hinten in seinen Lieferwagen und holte
einen der Kartons heraus.
    Ich erwartete, daß er damit ins Haus
gehen würde, und spähte angestrengt durchs Seitenfenster, um die Hausnummer zu
erkennen. Doch Prinz Albert ging zum Container. Mit einem gewaltigen Schwung
hievte er den Karton hinein, rannte zu seinem Wagen zurück und sprang hinein.
    Ich fuhr rückwärts aus der Einfahrt
heraus, ließ ein vorüberkommendes Auto zwischen mich und den Lieferwagen und
setzte die Verfolgungsjagd fort. Prinz Albert bog links ab und fuhr im Zickzack
zur Pacific Heights. Ich begriff, daß er nach einem weiteren Container Ausschau
hielt. Vielleicht fürchtete er, man könne die Herkunft der Lampen feststellen,
wenn er sie alle auf einmal wegwarf. Er hatte sich ein gutes Gebiet für sein
Vorhaben ausgesucht. In Pacific Heights wurde so viel gebaut und renoviert, daß
an Containern kein Mangel herrschte.
    Bald hatte Prinz Albert auch einen
Container gefunden und wiederholte das Manöver von zuvor. Dann bog er in eine
Seitenstraße ein, fuhr ein paar Straßen weiter und entledigte sich dann vor
einem großen Mietshaus des letzten Kartons. Ich merkte mir den Standort der
einzelnen Container und folgte dem Lieferwagen weiter.
    Es zeigte sich bald, daß Prinz Albert
nun, wo die Arbeit getan war,

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