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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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mich in meinen Wagen und
fuhr zur Western Addition zurück.
     
    In der Firma Wintringham war niemand am
Empfang und niemand im Arbeitszimmer. Während ich noch unschlüssig dastand,
hörte ich aus der Küche zornige Stimmen. Heimlich belauschte
Auseinandersetzungen können sehr aufschlußreich sein. Ich hatte in den Jahren
meiner Berufsausübung alle Skrupel zu lauschen ebenso überwunden wie manche
anderen moralischen Grundsätze. Es gab kein Überlegen, ich mußte es einfach
tun.
    Ich schlich also durch den Flur zu
einer Tür, die, wie ich von meinem ersten Rundgang wußte, ins Frühstückszimmer
neben der Küche führte. Ich drückte das Ohr an die Tür. Paul Collins’ Stimme
war klar und deutlich zu hören.
    »...mir völlig gleichgültig, wenn das
Projekt in Schwierigkeiten ist. Meine Erbschaft sollte für uns verwendet
werden, für unsere persönlichen Wünsche, nicht für geschäftliche
Unternehmungen.« Sein Ton war hoch und erregt.
    »Es ist doch nur ein Darlehen.«
Wintringham sprach beschwichtigend. »Wenn das Projekt in die Binsen geht, sind
wir auch erledigt.«
    »Das ist mir egal. Wenn du glaubst, ich
geb mein Geld dafür her, daß Larry French profitiert, dann bist du auf dem
Holzweg.«
    »Es geht doch nicht allein um Larrys
Profit. Paul. Ich weiß, daß er ein ekelhafter Typ ist, aber er hat eine Menge
Geld bei uns investiert. Ich kann ihn nicht einfach an die Luft setzen, um dir
einen Gefallen zu tun.«
    »Natürlich! Du kannst mir keinen
Gefallen tun, aber du willst mein Geld haben.« Ich hörte einen donnernden
Schlag. Er hatte wohl mit der Faust auf den Tisch gehauen. »Aber das kriegst du
nicht, David. Das Geld ist für uns, nicht für die Firma!«
    »Herrgott noch mal!« Wintringhams
Stimme wurde hart. »Nimm lieber ein Valium, ehe du anfängst zu toben.«
    »Das ist überhaupt nicht komisch,
David. Du weißt, daß meine Nerven angegriffen sind. Erst der Mord, und jetzt
die drohende Pleite.«
    »Es tut mir leid. Ich hätte es nicht
tun sollen. Aber verstehst du denn nicht, Paul, irgendwie müssen wir uns da
rauslavieren.«
    »Nicht mit meinem Geld.«
    Wintringham seufzte. »Überleg es dir.«
    »Da gibt’s nichts zu überlegen.«
    »Tu’s trotzdem.«
    Schritte entfernten sich in Richtung
Speisezimmer. Ich rannte durch den Flur zum Empfang und blieb dort stehen,
bemüht, den Eindruck zu erwecken, ich sei gerade erst gekommen. Gleich darauf
tauchte Wintringham auf, niedergedrückt, mit hängenden Schultern. Das Projekt
mußte in ernsteren Schwierigkeiten stecken, als er mir gegenüber zugegeben
hatte.
    Er fuhr zusammen, als er mich bemerkte.
»Sharon.« Er schüttelte den Kopf, als wollte er etwas abschütteln. »Haben Sie
Zeit für ein paar Fragen?«
    »Sicher.«
    »Wie lange ist Harry French schon Ihr
Partner?«
    »Ungefähr ein Jahr.«
    »Und versteht er Ihrer Meinung nach
etwas von der Baubranche?«
    Wintringham lächelte schwach. »Kaum
etwas. Seine Mitarbeit besteht darin, daß er die Arbeiter tyrannisiert, bis sie
kündigen.«
    Ich nickte. Das paßte. »Noch etwas.
Haben Sie hier im Haus vielleicht noch eine Petroleumlampe?«
    »Ja, im zweiten Salon steht eine.« Er
runzelte die Stirn. »Aber warum denn?«
    »Mir ist plötzlich aufgefallen, daß ich
eigentlich gar nicht weiß, wie eine Petroleumlampe aussieht und wie sie
funktioniert. Aber ich würde es gern wissen, falls ich auf das Auge der
Tigerkatze stoßen sollte.«
    »Ah ja.« Er führte mich in das mittlere
Zimmer und zeigte mir eine Lampe mit einem Schirm aus geätztem Glas, die auf
einem Klavier stand.
    Ich sah sie mir an. »Wo kommt das
Petroleum hinein?«
    »Das gießt man hier hinein.« Er wies
auf eine Öffnung. »Und dann zündet man es so an.«
    Ich sah ihm zu und wiederholte das
Verfahren.
    »Halten Sie es denn für wahrscheinlich,
daß Sie die Lampe aufstöbern?« fragte Wintringham.
    »Man kann nie wissen.«
    »Aber sie ist so einzigartig, daß Sie
gar nicht zu wissen brauchen, wie eine Petroleumlampe aussieht, um sie zu
erkennen.«
    »Da haben Sie sicher recht. Ich bin
einfach neugierig.« Ich wollte ihm nichts von den drei elektrischen
Nachbildungen sagen — noch nicht. »Eine Bitte hab ich noch. Kann ich hier mal
telefonieren?«
    »Bitte.« Er führte mich wieder in die
Vorhalle und zeigte mir, wo der Apparat stand, ehe er nach oben ging.
    Ich wartete, bis er oben verschwunden
war, ehe ich die Nummer von Ed’s Bar wählte, der Stammkneipe Bob Keefers. Nein,
sagte der Wirt, Bob sei nicht erschienen. Ich rief bei

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